Bildung:Weniger Kinder an Privatschulen

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Die Wirtschaftskrise und das verbesserte Angebot an staatlichen Lehreinrichtung machen sich bemerkbar: Den Privatschulen im Landkreis laufen die Schüler davon.

Ingrid Hügenell

In der 6. Klasse sind die Kinder wieder da. Doch die 5. Klasse des Gymnasiums Reichersbeuern ist in diesem Schuljahr auffällig klein, nur sieben Kinder besuchen sie. Im Jahr davor waren es 13, davor immer um die 20. Doch Direktor Frank Senske ist sich sicher: Wenn die zweite Fremdsprache beginnt, im G 8 schon in der 6. Klasse, zögen wieder mehr Eltern die Privatschule dem staatlichen System vor. Trotz des hohen Schulgelds. Ab 900 Euro pro Monat.

Dafür lernen die Buben und Mädchen individuell in kleinen Gruppen, bei den Hausaufgaben werden sie von Fachlehrern betreut. Zudem ist Reichersbeuern das einzige Gymnasium des Landkreises mit einem musischen Zweig. Einer der Schwerpunkte ist das Theaterspiel, ein weiterer die Gesangsausbildung, die im Preis inbegriffen ist.

Dass die Zahlen derartig eingebrochen sind, führt Senske zum einen auf das stark erweiterte Angebot an Nachmittagsbetreuung an den - kostenlosen - staatlichen Schulen zurück. Zum anderen habe die Wirtschaftskrise die Landerziehungsheime, zu denen Reichersbeuern gehört, stark getroffen. "Man spart, wo man kann", sagt er. Seit der Krise sprächen die Eltern das Thema Geld in der Aufnahmegesprächen vermehrt an.

Kaum weniger Anmeldungen als früher verzeichnet das Gymnasium der Benediktiner in Schäftlarn. Immer noch gibt es mehr Interessenten als Plätze. 80 Buben und Mädchen fangen dort jedes Jahr an. Über den leichten Rückgang 2010 hat sich Schulleiter Wolfgang Sagmeister bisher kaum Gedanken gemacht. Nachmittagsangebote an öffentlichen Schulen hält er nicht für die große Konkurrenz. "Eine komplette Ganztagsschule wie in Schäftlarn gibt es in ganz München nicht." Das Tagesheim, das jeder Schüler an jedem Tag der Woche besucht, sei eine faire Sache.

Mehr Gedanken muss sich Christoph Beck machen, der das Sankt Ursula-Gymnasium auf Schloss Hohenburg in Lenggries leitet. In den beiden 5. Klassen, die im September 2010 angefangen haben, sitzen nur mehr 42 Schülerinnen, ein Drittel weniger als im Jahr zuvor, als es noch 62 waren. "Das liegt an der Angst vor dem achtstufigen Gymnasium", sagt Beck. Im vorigen Jahr seien mehrere Mädchen mit einem Schnitt von 1,0 nicht ins Gymnasium sondern in die Hohenburger Realschule eingeschrieben worden.

Das Schulgeld macht laut Beck nicht viel aus: Mit 40 Euro pro Monat für elf Monate im Jahr ist es recht niedrig und kann zudem ermäßigt werden. Das Tagesheim, das nicht obligatorisch ist, kostet zwischen 30 und 120 Euro im Monat.

Deutlich tiefer in Tasche greifen muss, wer sein Kind auf das Ickinger Günter-Stöhr-Gymnasium schicken will. Ab 1065 Euro im Monat kostet die Ganztagesschule. Dennoch steigt nach Auskunft des Sankt-Anna-Schulverbunds, zu dem das Gymnasium gehört, die Nachfrage stetig. Es melden sich Kinder an als aufgenommen werden könnten.

© SZ vom 18.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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