Beuerberg:Das geheime Leben hinter den Klostermauern

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Die Salesianerinnen wohnten zurückgezogen und buchstäblich hinter Gittern. Jetzt gewährt eine Ausstellung Einblicke in den Alltag in strenger Klausur - und in die akribische Ordnung der Schwestern

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Im Kreuzhof knattert der Rasenmäher, Handwerker streichen Holz in den Innenräumen: Zwei Jahre nach dem Auszug der letzten Salesianerinnen kehrt das Leben zurück ins Kloster Beuerberg. Die Erzdiözese München und Freising richtet im Erdgeschoss die Ausstellung "Klausur. Vom Leben im Kloster" ein. Die endgültige Baugenehmigung hat das Landratsamt am vergangenen Freitag erteilt. Von 14. Mai an wird die Ausstellung fünf Monate lang geöffnet sein und erstmals Einblicke hinter die Klostermauern gewähren.

Die Besucher sollen nachvollziehen können, was es bedeutetet, in einem Frauenkloster in strenger Klausur zu leben. In der Regel verließen die Nonnen die Anlage nach ihrem Eintritt nicht mehr. So wird die Ausstellung die Besucher von der Pforte bis zum Friedhof an der Ostseite des Klosters führen, wo die Klosterschwestern beerdigt wurden.

Die Nonnen lebten buchstäblich hinter Gittern: Diese symbolisierten in der Zeit bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in der 1960er-Jahren den Rückzug von der Außenwelt, erklärt Christoph Kürzeder, Direktor des Freisinger Diözesanmuseums. Besuchern begegneten sie seinerzeit in einem eigenen Sprechzimmer. Die Schwestern saßen hinter einer von einem Gitter durchbrochenen Zwischenwand und kommunizierten so mit den Gästen. Für die Ausstellung lässt die Erzdiözese ein solches Zimmer nachgestalten. Der nächste Ausstellungsraum mit Möbeln aus dem 19. Jahrhundert veranschaulicht ein offeneres Besuchszimmer nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Die Erzdiözese konnte auch die alte Klosterapotheke - die frühere Einrichtung war eingelagert - wieder in ihrer historischen Form aus dem 19. Jahrhundert rekonstruieren. Von den 1930er-Jahren an war die Apotheke öffentlich über einen separaten Eingang zugänglich. Die Schwestern gaben die Medikamente über eine Durchreiche aus. Für Kürzeder ist medizinhistorisch interessant, dass auch alte Gerätschaften zum Aderlassen oder Pillendrehen präsentiert werden können. Er zeigt sich auch von der akribischen Ordnung der Schwestern beeindruckt. So beschrifteten sie die Schränke der Sakristei, um liturgische Gegenstände vom Lavabotüchlein zum Waschen der Hände bis hin zu Schultertüchern schnell zu finden.

Die Ausstellung thematisiert auch die Geschichte von Kloster Beuerberg. 1120 gründeten die Augustiner-Chorherren ein Stift im Ort. Es wurde zur Säkularisation 1803 aufgelöst. Von dieser Historie zeugen beispielsweise ein alter Stammbaum und Wappen der Augustiner-Chorherren. 1846 zogen die Salesianerinnen in Kloster Beuerberg ein. Sie betrieben unter anderem ein Mädchenpensionat. Ihr Leben zwischen Gebet und Arbeit sollen auch ausgestellte Klosterarbeiten aus Papier verdeutlichen. Eine Zelle mit alten Himmelbetten wird im Erdgeschoss nachgebaut. Die ursprünglichen, aber für die Ausstellung nicht zugänglichen Zellen der Schwestern befanden sich in den Stockwerken darüber.

Zugänglich ist auch das frühere Refektorium. Für die Dauer der Ausstellung richten Stella Igl und Maxie Denk darin eine Gastronomie ein. Igl sagt, dass sie verarbeiten wolle, was im früheren Nutz- und Heilkräutergarten des Klosters wachse. Zudem wolle sie etwa Backkurse anbieten. Daneben ist ein umfangreiches Programm für Familien und Kinder geplant, etwa sich in alten Handwerkstechniken auszuprobieren oder mehr über die Bedeutung und Wirkung von Heilkräutern zu erfahren. Als solches gilt auch der Löwenzahn. Ein Raum mit Glasballons erinnert an die "Kloster Beuerberger Naturkraft". Die Schwestern stellten den Likör aus Löwenzahn her und lagerten diesen in den Glasballons. Inzwischen hat ihnen ein Betrieb aus Rohrdorf am Inn das Rezept abgekauft.

Ein sogenanntes "Archiv der Erinnerung" soll in einem Pavillon im Klostergarten eingerichtet werden. Laut Kürzeder sind dort Interviews mit Klosterschwestern und Fotos aus unzugänglichen Bereichen von Kloster Beuerberg zu sehen. Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus und Anastasia Czerny habe die Objekte im Kloster ein halbes Jahr lang inventarisiert und dokumentiert. Ebenso sollen Aufnahmen aus dem Katalog "Klausur. Vom Leben im Kloster" des Freisinger Diözesanmuseums über zehn Frauenklöster in Bayern gezeigt werden.

Kloster Beuerberg, Ausstellung "Klausur. Vom Leben im Kloster", 14. Mai bis 16. Oktober, Mittwoch bis Sonntag, jeweils 11 bis 19 Uhr.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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