Besuch in der Partnerschule:Vom Luxus des Teilens

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"Wir hätten am liebsten alle Kinder adoptiert", sagt ein Schüler. (Foto: Hartmut Pöstges)

Geretsrieder Gymnasiasten berichten über Nepal-Reise

Von Franziska Ulrich, Geretsried

Die Luft ist abends noch feucht und warm in der Mensa des Geretsrieder Gymnasiums. Die Eltern, Verwandten, Lehrer und sonstige Zuschauer kleben auf ihren Sitzen in dem abgedunkelten Raum - sie schwitzen. Genauso wie die 17 Schüler-und Schülerinnen der zehnten und elften Klasse und ihre drei Lehrkräfte auf ihrer 20-tägigen Nepalreise bei steilen Anstiegen oft ins Schwitzen kamen. Deswegen könne sich das Publikum nicht nur auf Grund der Bilder und Filme einfühlen, sagt Gudrun Schuba. Sie hat die Jugendlichen zusammen mit Stefan Baur und Katja Reil begleitet. Alle zwei bis drei Jahre besuchen Schüler ihre Partnerschule Lophelling-Boarding-School im Manangtal, in Nepal. 1999 hat die Nepalinitiative die Schule für Kinder aus sehr armen Familien gegründet, die sich sonst keine Ausbildung leisten könnten. Das Gymnasium Geretsried unterstützt sie seit acht Jahren mit Spenden.

Einen Teil davon, wie gestrickte Schals und Pullover, Süßigkeiten und Spielsachen, nehmen die Jugendlichen in ihren Rucksäcken mit. Von München über Istanbul geht es zuerst nach Kathmandu. Es erwartet sie eine völlig andere Welt: Autos, Laster und Busse drängen sich auf den schmalen Straßen. Dazwischen wuseln Menschen umher, zum Teil in aufwendig bestickten Gewändern, und bemalen den Ankömmlingen die Stirn mit roter Farbe.

Die Reise geht weiter mit Bus und Jeep nach Jagat, über schlammige Straßen, die so steinig und steil sind, dass die Fahrt teilweise unterbrochen werden muss. Die Partnerschule liegt auf einer Höhe von 3500 Metern und kann nur zu Fuß erreicht werden. In vier Tagen wandert die Gruppe zur Schule, auf Hängebrücken über tosende Flüsse, vorbei an steinigen Abgründen. Unterwegs übernachten die jungen Leute in Dörfern bei den Einheimischen, die sie herzlich empfangen. "Wir haben ein luxuriöses Leben, aber die Bereitschaft dort zu teilen ist größer", sagt eine Schülerin.

An der Schule empfangen die Kinder die Gäste aus Geretsried trommelnd und singend und legen ihnen weiße tibetische Begrüßungsschals um. Während ihres viertägigen Aufenthalts spielen,basteln und tanzen alle miteinander. Obwohl sie nicht die gleiche Sprache sprechen und der Altersunterschied groß ist, wird niemand vom Spielen und Huckepacktragen verschont. Im Nachhinein sagt ein Schüler: "Wir hätten am liebsten alle Kinder adoptiert."

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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