Bessere Versorgung:Eine Station für Senioren

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Raum für Bewegung gibt es in der neuen Akutgeriatrie der Asklepios-Klinik. Geleitet wird die Station von Chefärztin Dr. Friederike Gelpke. (Foto: Manfred Neubauer)

Tölzer Asklepios-Klinik weiht neue Hauptabteilung für Akutgeriatrie ein

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

An den Türen hängen Fotos im kleinen Posterformat, die Blumen in voller Blüte zeigen, darunter auch ein Mohngewächs mit dem Namen "Tränendes Herz". Die Bilder dienen der Orientierung auf Station 7 der Tölzer Asklepios-Klinik, wo künftig ältere Patienten behandelt werden, die sich ihre Zimmernummer vielleicht nicht mehr so gut merken können. Das war gewiss die kostengünstigste Maßnahme beim Umbau der Station in die neue Hauptabteilung für Akutgeriatrie, die am Dienstag eingeweiht wurde. Rund 1,1 Millionen Euro steckte der Asklepios-Konzern in behindertengerechte Bäder, Böden, Wände, bunte Schränke und andere Ausstattungen. "Das ist eine sehr schöne Station mit einem sehr gut funktionierenden Team", sagte Johann Bachmeyer, Geschäftsführer der Tölzer Stadtklinik.

Wenn sich Senioren einen Knochenbruch zuzogen oder einen Schlaganfall erlitten, wurden sie in Tölz bislang wie alle anderen Patienten behandelt. "Sie lagen zwei Wochen im Bett und wurden einmal am Tag für 20 Minuten herausgeholt", sagte Dr. Johann Pichl, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die neue Hauptabteilung bezeichnete er als "Quantensprung" in der Versorgung geriatrischer Patienten. Die kommen nun nach meist nur einem Tag von der Unfallstation gleich in die Akutgeriatrie, wo sie rund 16 Tage im Schnitt verbringen. Betreut werden sie von einem spezialisierten Team um Chefärztin Dr. Friederike Gelpke. Dazu gehören Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen und Pfleger. 29 Fachkräfte stammen aus der geriatrischen Fachklinik in Lenggries, die Asklepios im Vorjahr geschlossen hatte.

Der große Vorteil für die betagten Patienten: Alles liegt gleich ums Eck. Neben dem eigenen Speisesaal reihen sich links und rechts die einzelnen Fachräume aneinander. In der Gruppentherapie wird jeder Klient jeweils zwei Mal am Tag für 30 Minuten von Ergo- und Physiotherapeuten behandelt, die ihre eigenen Büros auf der Station haben. Ihnen stehen für ihre Arbeit unter anderem Bewegungsschienen, Rollatoren und Ergometer zur Verfügung. Zudem gibt es für die Patienten die Möglichkeit, alltägliche Verrichtungen zu üben, etwa das Wäscheaufhängen oder das Einräumen von Geschirr in einen Hängeschrank. Psychologisch werden die Senioren auf ihre Stimmungslage und ihre kognitiven Fähigkeiten hin untersucht und, sofern nötig, entsprechend behandelt. Mehr als die Hälfte aller geriatrische Patienten benötigt auch eine logopädische Therapie, wofür es ebenfalls einen Raum gibt: Sie üben dort schlucken, atmen oder sprechen, manchmal auch alles miteinander, da diese Körperfunktionen im Alter oft nachlassen.

Außerdem befindet sich auf der Station ein Sozialdienst. Zusammen mit den Betroffenen und den Angehörigen regeln die Mitarbeiter die Fragen des Nachher: Wohin geht es in die Reha? Soll dann ein ambulanter Dienst nach Hause kommen? Oder braucht es einen Pflegeplatz? All dies werde besprochen, "damit der Patient mit bestem Gewissen, möglichst in die Häuslichkeit, entlassen werden kann", sagt Geschäftsführer Bachmeyer.

Die neue Abteilung bietet 30 Betten in 15 Doppelzimmern. Sie wurde Bachmeyer zufolge in Windeseile errichtet: Im April 2017 begannen die Planungen, im Juni der Umbau, im Oktober zogen die ersten Patienten ein. "Ich habe so ein Umbauprojekt in dieser Kürze auch noch nicht erlebt", sagte der Geschäftsführer. Zugleich wies er darauf hin, dass die Asklepios-Stadtklinik damit in das Fachprogramm Akutgeriatrie des bayerischen Gesundheitsministeriums aufgenommen wurde.

Um die Auslastung der Station 7 macht sich Bachmeyer angesichts der demografischen Entwicklung keine Sorgen. Eher schon darum, genügend Personal zu finden. "Da sind wir noch dabei." Gegenüber den Gästen der Eröffnungsfeier drückte der Geschäftsführer vor einem Rundgang durch die Abteilung noch den Wunsch aus, "dass man sich bald einmal wiedersieht". Das animierte Bürgermeister Josef Janker zu einem halb scherzhaften, halb ernsten Zwischenruf: "Nicht so bald ..., nein, nicht so bald."

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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