Besonderes Projekt:Fleißig wie die Bienen

Lesezeit: 2 min

Grundschüler der Tölzer Jahnschule schleudern eigenen Honig und lernen fürs Leben

Von Franziska Ulrich, Bad Tölz

Zäh fließt der goldgelbe Honig aus dem Hahn am unteren Ende der Metalltonne und wird von einem Sieb aufgefangen. Im Gewölbe des Tölzer Franziskuszentrums macht sich ein süß-anregende Geruch in der Luft breit. Eine Schülerin der Jahn-Grundschule ruft ein erstauntes "Wow" in die Runde.

Mit dem Ergebnis des Projekts "Lernen fürs Leben" sind die 19 Grundschüler, die Fachlehrerin für Ernährung und Gestaltung Barbara Cojaniz und die Imkerin Claudia Kraft sehr zufrieden. Für die Ganztagesklassen der dritten Jahrgangsstufe bietet die Jahn-Grundschule "Outdoor Learning" mit dem Schwerpunkt Biene und Honig an. Die Kinder haben sich an fünf Terminen mit der Imkerin getroffen, um gemeinsam den Bienenstock zu erforschen. Am Dienstag durften die Schüler schließlich die Honigwaben zunächst mit einer Entdeckelungsgabel von der darüberliegenden Wachsschicht befreien und sie anschließend schleudern. Alle wollten zuerst mit dem Schleudern oder Entdeckeln beginnen und streckten eifrig ihre Arme in die Luft. "Alle kommen einmal dran", beruhigte sie die Imkerin. DieBuben und Mädchen waren sichtlich begeistert und naschten immer wieder von den süßen Waben.

Ziel des Projekts sei es, den Kinder Wissen zunächst praktisch zu vermitteln und es anschließend im Unterricht aufzugreifen, sagte Cojaniz. Die Bereitschaft der Drittklässler, sich mit der Natur und selbstgemachten Produkten zu beschäftigen, sei groß. Sie lernten besser und meldeten sich öfter, sagte die Fachlehrerin. Das liege daran, dass es keinen Notendruck gebe und somit auch keine Konkurrenz zwischen den Kindern herrsche. Cojaniz hat beobachtet, dass die Kinder sich weniger streiten und solche, die nicht in der Schule glänzten, sich hier mit anderen Fähigkeiten einbringen könnten.

Einmal in der Woche beschäftige sie sich mit den Buben und Mädchen im Garten, beim Kochen oder eben mit den Bienen. Dabei sei vor der Schule eine Wildblumenwiese für die Bienen entstanden und die Kindern lernten, wie man mit Honig statt mit Industriezucker kochen kann.

Als die Grundschüler sich das erste Mal dem Bienenstock näherten, mussten die meisten von ihnen zunächst ihre Angst überwinden. Die Kinder hätten Schutzanzüge an, und solange sie ruhig stehen blieben, passiere ihnen auch nichts, sagte Kraft. Mit der Zeit seien sie dann näher gekommen und hätten die Bienen in den Waben beobachtet. Bei dem Projekt lernten die Kinder Dinge für das ganze Leben. Sie überwinden ihre Ängste, lernten zu kochen, woher die tägliche Nahrung komme und viele interessante Fakten über die Honigbiene. Etwa, als Imkerin Kraft erklärte, dass die Bienen für ein Glas Honig zweimal um die Erde fliegen. "Da müssen wohl alle zusammen helfen", sagte daraufhin ein Schüler.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: