Bergwaldfestival Wolfratshausen:Schweigen im Bergwald

Lesezeit: 2 min

Die Bergwald-Bühne liegt wunderschön, ist aber schwer bespielbar: Wie es mit dem Freiluft-Festival nach der Regensaison weitergeht.

Stephanie Schwaderer

Das Wolfratshauser Bergwaldfestival steht vor dem Aus. Erneut hat das schlechte Wetter Künstlern und Veranstaltern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. "Die Bühne ist wunderschön, aber so schwer zu bespielen", klagt die städtische Kulturbeauftragte Marion Klement, die für den zweiten Durchlauf der Veranstaltungsreihe verantwortlich zeichnet. Ihr Fazit: "Dieses Festival ist schlicht und einfach nicht planbar." Den vergangenen Monat hat sie vor allem eine Frage in Atem gehalten: "Gehen wir rauf oder bleiben wir unten - der reine Nervenkrieg." Rauf ging es dann nur zweimal: Der Konzertverein Isartal erwischte einen sonnigen Samstag und konnte zumindest eine seiner beiden "Freischütz"-Aufführungen im Grünen zelebrieren. Der Ickinger Kabarettist Peter Spielbauer hingegen ließ sich auch von Wolken nicht schrecken und packte kurzentschlossen seine Sachen, spielte dann aber vor nur spärlich besetzten Reihen. "Das war zu kurzfristig", sagt Klement. Viele Leute seien wohl davon ausgegangen, dass der Abend in der Halle stattfinden würde: "Die ist im Sommer nicht wirklich einladend. Da bleibt man lieber zu Hause und spart sein Geld." Das Festival der Blasmusik, das für den heutigen Mittwoch angesetzt ist, hat sie angesichts der Wetterprognose schon am Dienstag ins Trockene verlegt. Aller Voraussicht nach wird auch das Abschlusskonzert mit Albie Donnelly's Supercharge am Freitag nicht im Freien, sondern in der Loisachhalle über die Bühne gehen. Unterm Strich hätten dann lediglich zwei von zehn Veranstaltungen im Bergwald stattgefunden. Im Vorjahr war es nur eine einzige gewesen. "Immerhin eine Steigerung um 100 Prozent", sagt Klement mit Galgenhumor. An schwarze Zahlen ist ihren Worten nach nicht zu denken. Der Bühnenaufbau und die Technik im Bergwald seien "sehr kostenintensiv". Zudem blieb auch heuer wieder der Kartenverkauf hinter den Erwartungen zurück. Zum Auftakt-Konzert mit Somersault stellten sich gerade einmal drei Dutzend Leute ein, für den letzten Abend mit Supercharge gibt es noch 400 von 500 Karten. Zur "Odyssee auf Bayrisch" kamen 65 Leute, zu Cico's Jazz Orchester 100. "Da hatten wir uns schon mehr erhofft." Weitgehend ausverkauft waren nur der "Freischütz", Claudia Koreck und Han's Klaffl. "Wir haben es dieses Jahr noch einmal versucht", fasst Klement zusammen. Die Entscheidung, wie es nun weitergehe, liege nicht in ihrer Hand. Der Gedanke an einen alternativen Spielort und einen kleineren Rahmen dränge sich aber auf. Auch Bürgermeister Helmut Forster ist skeptisch, dass es ein drittes Bergwaldfestival geben wird. "Ich stelle das schon in Frage", sagt er. "Leider!" Die Bühne sei traumhaft, wenn das Wetter passe. Doch schon bei leichtem Nieselregen würden die Wege glitschig und unwegsam. "Dann ist der Bergwald zu gefährlich." Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sei es nicht sinnvoll, für jede Veranstaltung zwei Lokalitäten vorzuhalten: "Das ist zu aufwendig und zu teuer." Das Bergwaldfestival kostet die Stadt seinen Worten nach "einen deutlichen fünfstelligen Betrag". Ob dieses Geld sinnvoll angelegt sei, müsse man nun "ernsthaft diskutieren", so Forster. Seiner Ansicht nach wäre es etwa denkbar, Open Air-Veranstaltungen auf den Parkplatz vor der Loisachhalle zu verlegen. Was ihn ärgert: Dass er den "Freischütz" im Bergwald wegen eines Unfalls verpasst hat. "Das muss phantastisch gewesen sein - mit Vogelzwitschern und Mondaufgang."

© SZ vom 27.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: