Bergwaldbühne:Wohlbehagen mit Bass

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Seiner Tuba entlockt Andreas Martin Hofmeir auch zarte Töne. (Foto: Hartmut Pöstges)

Andreas Martin Hofmeir und seine Tuba in Wolfratshausen

Von Christa Gebhardt, Wolfratshausen

Klein aber fein sollte das Wolfratshauser Kulturprogramm für die wieder belebte Bergwaldbühne sein. Und da kommt er an diesem lauschigen Sommerabend im Wald: Andreas Martin Hofmeir. Klein ist er nun wirklich nicht, das gestandene Mannsbild aus Bayern, auch seine mächtige Tuba nicht, die ihn, hebt er sie auf seine Oberschenkel, irgendwie monumental aussehen lässt. Fein aber wird es, wenn er ihr Töne entlockt, die staunen lassen. So zart, sanft, melodiös klingt Hofmeirs Instrument, dass man kaum glauben mag, was das musikalische Allroundtalent über seine Beziehung zu seinem Blasinstrument erzählt: "Tubist wird man, weil man für ein anspruchsvolles Instrument keinen Ehrgeiz hat. Oder weil man nicht üben will, aber trotzdem auf die Biermarken beim Volksfest spechtet. Wir Tubisten sind quasi die Mitläufer der Musikszene. Wobei wir ja lieber sitzen, denn jede unnötige Bewegung ist Aufwand. Und das schätzen wir nicht!"

In seiner lakonischen selbstironischen Art bereitet Hofmeir in seiner musikalisch-kabarettistischen Lesung "Kein Aufwand" schrecklich wahre Geschichten aus seinem Leben und entfaltet dabei einen staubtrockenen Humor. Er erzählt urkomisch von seiner Tuba Fanny auf eigenen Flugzeugsitzen, furchterregend furzenden Köchinnen auf Opernbühnen, benachbarten Einbrechern und deren Lebensweisheit, streng geführten aber leeren Übungsheften. Und er berechnet das Pro-Ton-Einkommen in Dvoraks neunter Sinfonie für eine Geige und die Tuba, die auf jeden Fall mit geringerem Auswand die größere Effizienz erreicht. Wenn das alles kein Aufwand ist, muss es Liebe sein: Denn wenn er seine Tuba zu sich herholt, entsteht ein wunderbarer Klangteppich aus swingenden, jazzigen, träumerischen Tönen, kontrastiert und garniert mit virtuosen klassischen Soli und sehnsüchtigem brasilianischen Bossa Nova. Zum Hinschmelzen auch der argentinische Tango, in dem sich Hofmeir ein zauberhaftes Liebesduett liefert mit seinem Kompagnon Tim Allhof, dem gänzlich unbeteiligt dreinschauenden Profi am Keyboard, der exzellent mit ihm harmoniert. Die bassig männliche Tuba und das grazil weibliche Keyboard legen einen fulminanten mitreißenden Tanz aufs Parkett.

Brazil international, bayerische Volksmusik, Klassik, Pop und Jazz - der vielfach preisgekrönte musikalische Grenzgänger begeistert sein Publikum mit seiner unglaublichen Bandbreite. Gespielt hat er etwa mit den Philharmonikern von Berlin, München und Wien, dem Gewandhausorchester, als Solotubist, auf Festivals und mit eigener Jazzband. Etliche aus dem Publikum kennen Hofmeir aus seiner wilden Zeit mit LaBrassBanda. Viele kommen wegen seiner großartigen Tubakunst. Etwa zehn von 90 Zuschauern zeigen auf, weil sie selber Blasmusiker sind, darunter ein 15-jähriger Tubist aus Leverkusen. Er ist total happy, zu Besuch in Wolfratshausen für sein Idol eine Karte bekommen zu haben. Natürlich hofft er, einmal bei Hofmeir studieren zu dürfen, der am Mozarteum in Salzburg Professor ist. Nebenbei vervollkommnet Hofmeir sein ebenfalls preisgekröntes kabarettistisches Ich. Und zündet mal ein derbes Gedicht nicht, wie etwa der doppelt verdrehte Limerick, kann er immer zur Tuba greifen. Die beschreibt er als "weichstes Instrument überhaupt, das einem weit mehr noch als das Cello körperliches Wohlbehagen bereitet".

Liebe halt. Darauf als Zugabe einen fetzigen Csárdás.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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