Benediktbeuern:Gemeinderat stimmt für Gewerbe im Lainbachwald

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Nach dem mehrheitlichen Votum bleibt der Bürgerinitiative zum Erhalt des Forstes wenig Zeit, um ihr zweites Bürgerbegehren einzureichen.

Von Thekla Krausseneck, Benediktbeuern

Der Lainbachwald soll Gewerbegebiet werden: Das hat der Benediktbeurer Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch mehrheitlich entschieden. Das Landratsamt muss die Änderung des Flächennutzungsplans nun noch genehmigen, dann ist der Beschluss rechtskräftig. Bis dahin habe die Bürgerinitiative "Rettet den Lainbachwald" Zeit, um ihr neues Bürgerbegehren einzureichen, sagt Bürgermeister Hans Kiefersauer (parteilos). Sollte das Landratsamt schneller sein, müssten die Waldschützer warten, bis die Gemeinde den Bebauungsplan aufstellt. Bis dahin könnte es noch eine Weile dauern: "Wenn wir in drei bis fünf Jahren damit fertig sind, sind wir gut", sagt Kiefersauer.

300 Unterschriften braucht die Bürgerinitiative, um einen Bürgerentscheid erwirken zu können. "Wir hoffen, dass wir noch im Februar damit fertig werden", sagt Markus Wenzl, aktives Mitglied der Bürgerinitiative. Sollte das Bürgerbegehren vom Gemeinderat angenommen werden, will der Bürgermeister mit einem Ratsbegehren kontern: Die Benediktbeurer könnten sich dann nicht nur zum Gewerbegebiet im Lainbachwald, sondern auch zu einem Kompromissvorschlag von Kiefersauer äußern. Der hatte vorgeschlagen, einen 40 Meter breiten Streifen Wald stehen zu lassen. Die Bürgerinitiative glaubt jedoch, dass das Wasserwirtschaftsamt davon wiederum 20 Meter für einen Wirtschaftsweg am Bach abknapsen würde. Was übrig bliebe, wäre für das Rotwild unattraktiv oder einem Sturm nicht gewachsen.

Sollte das Landratsamt den neuen Flächennutzungsplan genehmigen, muss die Gemeinde als nächstes ein Schallschutzgutachten erstellen lassen. Denn Benediktbeuern grenzt gleich hinter dem Lainbachwald an die Gemeinde Kochel am See. Deren Ortsteil Ried befürchtet den Lärm, den ein Gewerbegebiet emittieren würde - ein Schallschutzgutachten soll abklären, ob Benediktbeuern dann auch einen Lärmschutzwall bauen müsste. Darüber hinaus muss die Gemeinde bei der Unteren Naturschutzbehörde in Erfahrung bringen, welche Ausgleichsmaßnahmen bei einer Abholzung fällig wären. Womöglich müsse andernorts ein neuer Wald angepflanzt werden, sagt Kiefersauer.

Die Bürgerinitiative sieht den Lainbachwald symbolisch. "Alle reden von Flächenfraß, es tut aber niemand etwas", kritisiert Wenzl. Der drei Hektar große Wald sei ein Mischwald, in dem neben ein paar alten Fichten auch Ahorne, Eschen und Ulmen stehen. Forstwirtschaftlich habe er zwar keinen Wert, er sei aber ein Biotopverbund zwischen Benediktenwand und Loisach-Kochelsee-Moor, auf der Wildtiere wanderten. "Nur wenige in der Gesamtbevölkerung hätten einen Vorteil von der Abholzung", sagt Wenzl. "Es ist die Aufgabe von Gemeinderat und Politik, sich zu fragen, was wichtig ist." Dort vermisse er jedoch langfristige Visionen und Ideen: "Der Bürgermeister denkt nicht über seine zwei Wahlperioden hinaus."

Kiefersauer kritisiert, dass er von dem neuen Bürgerbegehren der Initiative noch nichts gesehen und auch kein Statement erhalten habe. Das erste Bürgerbegehren hatte der Gemeinderat im Herbst wegen einer ungültigen Fragestellung abgelehnt. Sollte das zweite Begehren zeitlich nach dem Bescheid des Landratsamts bei der Gemeinde eingehen, könnte es aus dem gleichen Grund erneut abgelehnt werden. Denn dann muss sich die Formulierung auf den Bebauungsplan beziehen.

Der Gemeinderat entschied mit acht zu vier Stimmen für das neue Gewerbegebiet. Die Freie Bürgerliste Miteinander stimmte mit vier anwesenden Gemeinderäten geschlossen dagegen; insgesamt waren fünf Räte aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen für die Sitzung entschuldigt.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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