Benediktbeuern:Das Globale im Lokalen finden

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Das Thema Nachbarschaft steht im Mittelpunkt des Ferienprogramms, das Verena Knofe (links) und Gabriel Booms mitgestaltet haben. (Foto: Manfred Neubauer)

Zum dritten Mal findet Ende August das Don-Bosco-Feriencamp in Benediktbeuern statt

Von Veronika Ellecosta, Benediktbeuern

Irgendwas machen die Don Bosco Volunteers wohl richtig, mutmaßen Gabriel Booms, 20, und Verena Knofe, 24, als sie vor dem Kloster in Benediktbeuern sitzen und ihre Füße in den warmen Beachvolleyballsand stecken. Hier, auf dem Gelände des Klosters, wird das diesjährige Global Holiday Camp Ende August stattfinden, und es ist so gut nachgefragt, dass bereits nach fünf Tagen alle 30 Plätze belegt waren. "Es funktioniert einfach, die Anmeldungen waren schon voll, als wir noch nicht mal Werbung gemacht haben", sagt Booms zufrieden. So voll, dass die Don Bosco Volunteers in Benediktbeuern überlegen, ob sie noch Kapazitäten aufstocken. Denn nach einem Jahr Social Distancing und Homeschooling ist bei den Kindern das Bedürfnis nach Begegnungen und Ausgelassenheit offenbar groß.

Seit 2017 organisieren die Don Bosco Volunteers die Ferienfreizeit, seinen Lauf genommen hat das Projekt in Regensburg. Verena Knofe war von Anfang an dabei, sie hat damals in Regensburg Religionspädagogik studiert. Die Don Bosco Volunteers haben meistens Auslandserfahrungen als Freiwillige mit dem Verein gemacht. Knofe selbst war in Ghana, Booms vergangenes Jahr in Bolivien, wo er coronabedingt vom deutschen Staat nach einigen Monaten zurückgeholt wurde. Nach der Rückkehr aus dem Freiwilligendienst wollen viele weitermachen, erzählt Knofe. Beim Stammtisch der Zurückgekehrten in Regensburg kam dann die Idee zum Feriencamp auf. Mittlerweile gibt es neben diesem Standort nun also auch die Ferienfreizeit in Benediktbeuern.

Dieses Jahr sind es hier etwa ein Dutzend junge Menschen, die das Camp für Kinder zwischen zehn und 14 Jahren ehrenamtlich organisieren. Dass sich so viele Freiwillige nach der Rückkehr aus dem Ausland weiter engagieren wollen, hat Booms zufolge vor allem mit den Idealen der Don-Bosco-Familie zu tun. "Für mich war die Erfahrung im Volo ein Teil des Erwachsenwerdens und ich will gewisse Werte in die Welt tragen", sagt der Student der Sozialen Arbeit. Den Freiwilligen gehe es um kulturelle Vielfalt und Weltoffenheit, fügt Knofe hinzu. Vielleicht sei das auch der Grund, weshalb das Angebot so gern genutzt werde, sagt sie: Man will hier Werte vermitteln, nicht nur Freizeitangebote stellen. Besonders wichtig ist es dem Team, viele Kinder unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen und damit ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen: 25 Euro kostet die Teilnahme an der einwöchigen Freizeit, gekocht wird gemeinsam mit den Kindern und die Unternehmungen finden nur untertags statt. Wie Knofe feststellt, trauen sich mehr Kinder teilzunehmen, wenn sie dabei zu Hause schlafen können.

Die Volontärinnen und Volontäre haben für das diesjährige Camp ein Programm auf die Beine gestellt, das sich unter dem Motto "Wohnst du noch oder campst du schon?" spielerisch dem Thema Nachbarschaft annähert. Damit die Kindergruppe vielfältig bleibt, arbeiten die Freiwilligen außerdem mit verschiedenen Vereinen, auch Helferkreisen für Geflüchtete zusammen. "Die Kinder freunden sich mit anderen Kindern an, die sie sonst nie kennenlernen würden und bauen Vorurteile ab", erzählt Knofe.

Auch inhaltlich versuchen die Don Bosco Volunteers, so niederschwellig wie möglich zu sein. Deshalb habe man sich auf das Thema Nachbarschaft geeinigt, sagt Booms: weil jedes Kind Nachbarn habe und etwas dazu sagen könne. Über die persönliche Nachbarschaft hinaus wollen Booms und das Team mit den Kindern auch über Beziehungen zwischen Staaten in der EU sprechen, über Chancen und Konflikte. Ein Planspiel thematisiert die geschlossenen Grenzen während der Pandemie: Es geht zum Beispiel darum, was sich ändert, wenn die Reisefreiheit beschränkt wird. Manche Kinder seien nämlich schon viel gereist, andere stammten aus anderen Ländern, sagt Booms. So könnten alle ihre Erfahrungen miteinander teilen.

Jeden Abend gibt es nach Don-Bosco- Tradition eine Geschichte für die Kinder, damit diese den Tag mit einem guten Gedanken abschließen können, erzählt Knofe. "Man glaubt, dass die Kinder aufgekratzt sind nach den Erlebnissen des Tages, aber sie gehen mit der Atmosphäre mit und werden ganz ruhig." Dann sitzen alle gemeinsam in der Turnhalle, die Kinder auf ihren kleinen Filzflecken, die die Corona-Abstände in Innenräumen markieren, und Knofe weiß, dass all die Strapazen sich gelohnt haben: die monatelangen Zoom-Treffen und langen Diskussionen mit den anderen, die eigenen Klausuren im Studium neben den Vorbereitungen für die Veranstaltung und die Krisenstimmung, die die Tage vor dem Camp erfahrungsgemäß begleitet.

© SZ vom 07.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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