Benediktbeuern:Auwald versus Gewerbebauten

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Bund Naturschutz protestiert gegen Erweiterungspläne am Benediktbeurer Mondscheinweg

Von Claudia Koestler, Benediktbeuern

"Es wäre wirklich grob fahrlässig, wenn das Projekt so umgesetzt würde", sagt Friedl Krönauer. Der Vorsitzende des Bund Naturschutzes (BN) im Landkreis meint die geplante Erweiterung des Benediktbeurer Gewerbegebiets am Mondscheinweg. Wenn es nach dem Willen des Gemeinderates geht, sollen in Richtung Lainbach rund vier Hektar Wald gerodet werden, um die Fläche für Gewerbebauten freizugeben. Einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss hatte die Gemeinde jüngst gefasst. Doch diesem Vorhaben widerspricht die Kreisgruppe des BN nun entschieden, weil der "Verlust an ökologisch und wirtschaftlich hochwertigen Flächen in keinem Verhältnis zu dem zu erwartenden Nutzen" stehe, wie es in der entsprechenden Stellungnahme heißt.

Den Wald, der für die Erweiterung gerodet werden müsste, sieht der BN als Teil einer Biotopverbundachse und deshalb als schützenswert an. Zudem handle es sich bei der Fläche um ein Überschwemmungsgebiet, der Wald sei "faktisch ein Auwald", sagt Krönauer. Sowohl die unmittelbare Nähe zum Lainbach als auch die Erfahrungen mit Starkregenereignissen dort bergen "ein nicht zu unterschätzendes Risiko", schreibt der BN weiter. Zwar sei der Bach so ausgebaut worden, so dass er einem maximalen Durchfluss von 110 Kubikmeter pro Sekunde bewältigen könne. "Doch Starkregenereignisse haben gezeigt, dass auch schon mal 210 Kubikmetern pro Sekunde durch den Lainbach rauschen können", sagt Krönauer. Die Bebauung dürfe deshalb nicht weiter an den Lainbach heranrücken. Sollte das Gewässer bei Starkregen übertreten, "würde der faktische Auwald in seiner derzeitigen räumlichen Ausgestaltung wohl noch einen gewissen Schutz der vorhandenen Bebauung am Mondscheinweg darstellen", ist sich Krönauer sicher. Schließlich schreibe auch der Landesentwicklungsplan dem Hochwasserschutz eine besondere Bedeutung zu. Rückhalte- und Speicherfähigkeit der Landschaft sollten deshalb erhalten und verbessert, Rückhalteräume an Gewässern freigehalten werden. Würde der Wald gerodet, wäre die Schutzfunktion weg.

Obendrein weise das Gebiet eine große Artenvielfalt auf. Die Gelbbauchunke ist dort heimisch, weitere Amphibien finden ideale Lebensbedingungen. Waldvögel, der Buntspecht und zahlreiche Fledermausarten sind dort ebenfalls zu finden wie zahlreiche Orchideenarten weise der Wald eine große Anzahl von Exemplare, die Türkenbundlilie und der gelbe Eisenhuts. Das Gebiet tauche nur deshalb nicht in einer Biotopkartierung auf, weil Waldgebiete in Bayern von der amtlichen Biotopkartierung ausgeschlossen seien, erklärt Krönauer.

Auch wenn der Naturschutz "absolute Berechtigung" habe, findet Benediktbeuerns Bürgermeister Hans Kiefersauer, dass der Bund Naturschutz mit dieser Bewertung "über das Ziel hinausschießt". Das Areal sei mitnichten ein Überschwemmungsgebiet, und der Wildbach für ein 100-jähriges Hochwasser sicher ausgebaut. "Wenn er tatsächlich wieder über die Ufer treten sollte, dann ist aber wirklich Land unter, weil es ein solch außergewöhnliches Ereignis wäre, dass man dem nicht vorbauen kann". Außerdem kämen "sicher nicht die ganzen vier Hektar zum Tragen für Bebauungen", sagt Kiefersauer, denn es müssten ja Abstandsflächen zum Lainbach eingehalten werden. Die Stellungnahme des BN dazu werde die Gemeinde eingehend prüfen. Letztlich werde es wohl auf eine Kompromisslösung hinauslaufen, glaubt Kiefersauer. "Denn einen alternativen Standort für die dringend benötigte Erweiterung des Gewerbegebietes haben wir nicht."

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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