Benediktbeuern:4,5 Quadratmeter pro Gast

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Die Wasserfläche im Alpenwarmbad wird reduziert. Der Umbau kostet die Gemeinde 3,8 Millionen Euro und soll den Betrieb billiger machen.

Von Klaus Schieder

Bald wird im Benediktbeurer Alpenwarmbad einiges anders sein: Das Sportbecken soll nur noch sechs statt acht Bahnen haben, und auch das Nichtschwimmerbecken soll verkleinert werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Alpenwarmbad in Benediktbeuern wird für rund 3,8 Millionen Euro saniert. Diesen Beschluss fällte der Gemeinderat in einer Sondersitzung ohne Gegenstimme. Um die Betriebskosten zu senken, wird das 50 Meter lange Sportbecken von acht auf sechs Bahnen verkleinert. Auch das Nichtschwimmerbecken fällt künftig mit 450 statt bislang gut 900 Quadratmetern Wasseroberfläche erheblich kleiner aus. Das Planschbecken für Kleinkinder soll hingegen mit 80 Quadratmetern fast doppelt so groß werden wie bisher. "Wir wollen ein Familienbad bleiben", sagt Bürgermeister Georg Rauchenberger (CSU) zu den Plänen.

Das Alpenwarmbad wurde 1971 gebaut. Zu dieser Zeit habe man "relativ bedenkenlos" vielerorts Schwimmbecken mit Ausmaßen wie für Olympische Spiele angelegt, sagt der beauftragte Fachingenieur Josef Letzguß vom Büro L&P Beratende Ingenieure GmbH aus Haar bei München. Allerdings seien vor vier Jahrzehnten auch die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Wasseraufbereitungsanlagen in solchen Freibädern nicht so hoch gewesen. Ziel sei es nun, die Einrichtung in Benediktbeuern "angemessen zu schrumpfen".

Letzguß, der selbst in Bad Tölz wohnt, hatte den Gemeinderäten vorgeschlagen, das Sportbecken auf 25 Meter Länge zu reduzieren. Das wurde allerdings abgelehnt. Stattdessen gibt es nun nach der Sanierung zwei Bahnen weniger, wodurch die Energiekosten für die Wasseraufbereitung geringer ausfallen. Die Leistung dieser Anlagen richtet sich nicht nach dem Wasservolumen in einem Becken, sondern nach der Wasseroberfläche. "Man rechnet für alle 4,5 Quadratmeter einen Badegast und sagt, ein Gast braucht die und die Aufbereitungsleistung", erklärt der Fachingenieur. Deshalb verringere man die Wasserfläche in Benediktbeuern "auf ein sinnvolles Maß". Wie Rauchenberger mitteilt, soll darüber hinaus die Tiefe des Beckens nicht mehr durchgängig 1,90 Meter betragen, sondern von 1,39 bis 1,90 Meter reichen.

Nur mehr halb so groß wie bisher ist das beheizte Nichtschwimmer-Bassin geplant. "Weniger Heizleistung, weniger Aufbereitungsleistung", sagt Letzguß. Bislang gehe da "definitiv Energie in den Himmel verloren". Ganz gestrichen werden die sogenannten Durchschreitebecken. Badegäste, die von der Liegewiese aus zum Schwimmen gehen, können dort ihre Füße zum Beispiel von Grashalmen säubern. Eine Wasseraufbereitung gibt es hier nicht, was der Hygiene abträglich ist. "Da muss man mikrobiologische Abstriche machen", sagt der Fachingenieur.

Ausgebaut wird lediglich das Kinderplanschbecken - mit Kunststoff, damit die Wasserfarbe blau bleibt. Alle anderen Becken erhalten vermutlich Edelstahlwannen. "Das ist für Freibäder der beste Standard", sagt Letzguß. Weil sie fugenlos sind, setzen sich dort keine Algen ab. Und anders als bei betonierten Becken, die Eis sprengen kann, friert das Wasser auf Edelstahl winters auch nicht hundertprozentig zu.

Von den Gesamtkosten von 3,8 Millionen Euro entfallen etwa 1,2 Millionen auf den Umbau der Becken. Circa 800 000 Euro verschlingt die neue Wasseraufbereitungstechnik. Zudem sollen Duschen und WC-Anlagen erneuert werden, die noch "den Charme der siebziger Jahre haben", wie Letzguß sagt. Die Ausgaben dafür sind auf rund 200 000 Euro veranschlagt. Die Umkleidekabinen befinden sich hingegen in akzeptablem Zustand - "es genügt, wenn zwei Mal der Maler durchgeht".

Bezahlt wird die Sanierung des Alpenwarmbads laut Rauchenberger über Grundstücksverkäufe, Kredite und einen Griff in die Rücklagen. "Das wird im Rahmen der Haushaltsberatungen noch genau festgelegt", sagt der Bürgermeister. Für die Gemeinde ist dieses Projekt ein finanzieller Kraftakt, schließlich muss sie auch noch ein neues Feuerwehrhaus für 1,5 Millionen Euro finanzieren. Ebenso ambitioniert ist der Zeitplan für die Renovierung. Im September, sobald das Bad wie jeden Sommer schließt, soll der Umbau beginnen. Läuft alles nach Wunsch, sind die Arbeiten bis Mai 2014 abgeschlossen.

© SZ vom 27.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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