Beauftragte in Bad Tölz-Wolfratshausen:Die Bewahrer der Baukultur und des Brauchtums

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Landrat Josef Niedermaier (Mitte) präsentierte am Montag die Kreisheimatpfleger Martin Englert (links) und Thomas Lauer (rechts). (Foto: Manfred Neubauer)

Für fünf Jahre sind Thomas Lauer aus Gaißach und Martin Englert aus Bad Tölz als Kreisheimatpfleger bestellt

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es ist kein nahtloser Übergang gewesen. Maria Mannes legte im Oktober 2019 ihr Amt als Kreisheimatpflegerin nieder. Coronabedingt hat der Kreistag Bad Tölz-Wolfratshausen erst im Juli dieses Jahres einen Nachfolger bestellen können. Der Gaißacher Thomas Lauer übernimmt Mannes Ehrenamt und ist somit der neue Hüter der Baudenkmäler im Landkreis. Ihm zur Seite steht Martin Englert, der auf bewährte Weise sich um den Bereich Brauchtum und Musik kümmert. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) präsentierte den Neuen und den alten Neuen am Montag der Presse.

Es hänge stark von der Persönlichkeit der Kreisheimatpfleger ab, auf welche Weise sie ihr Ehrenamt ausfüllen, sagte Niedermaier. Offizielle Vorgaben gebe es dafür nicht, allerdings habe der Kreistag klare Erwartungen, was insbesondere der Kümmerer im Bereich Bauen leisten solle. "Schon deshalb, weil der Landkreis eine besonders hohe Denkmaldichte hat", betonte der Landrat. Thomas Lauer solle ein Berater, Wegbereiter und Kümmerer sein, der die Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden für einen behutsamen Umgang mit diesen sensibilisiert, aber auch der Moderne ihren Raum lässt.

In den nächsten fünf Jahren hat Lauer genau dazu Zeit. Der Gaißacher besitzt eine Voraussetzung, die von Vorteil ist: Er ist Architekt, hat an der TU München studiert und war von 1988 bis 2016 Bauberater beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Ferner ist Lauer stellvertretender Stiftungsvorstand der Meitinger Stiftung, deren Ziel die Förderung von Kunst und Kultur in Bayern unter besonderer Berücksichtigung der Denkmalpflege ist. In Kooperation mit Kreisbaumeister Andreas Hainz möchte er nach eigenen Worten zum "baulichen Wohl des Landkreises" wirken.

Im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es ein eigenes "Denkmal-Team", wie es Niedermaier nennt. Dieses befasst sich mit Bauanträgen und anderen Anfragen. Alle drei Wochen ist das Team gemeinsam mit einem Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege auf Ortstermin. Künftig mit dabei ist Thomas Lauer. "Ich möchte eine Brücke schlagen", sagte er. Es gehe ums Erhalten historisch wertvoller Bausubstanz, aber ebenso um deren Gestaltung - "mit neuer Qualität in die Zukunft".

Bereits seit 2008 ist Martin Englert als Kreisheimatpfleger unterwegs. Und er kommt viel herum, da sein Aufgabenbereich breit gefächert ist. Ob Vorträge, Buchbeiträge, Aufsätze oder das Beantworten privater Anfragen - Englert stellt sich seinen Aufgaben mit "großer Freude", wie er am Montag hervorhob. Kreisheimatpfleger zu sein, sei eine Ehre für ihn.

Viel Wissen hat sich der Architekt, der in Ellbach lebt, im Laufe der Zeit angeeignet. Wer etwa etwas über Gabriel von Seidel, dem Schöpfer der Tölzer Marktstraße, erfahren möchte, ist bei Englert an der richtigen Adresse. Gleiches gilt für die Tölzer Leonhardifahrt, die Köhlerei in Lenggries, Rituale und Brauchtum in Oberbayern - die Liste ist lang. Fürs Fernsehen war Englert als Berater tätig und als "Location Scout". Ein "Mordsthema" sei die Klärung gewesen, ob die farbige Spirale, die Maibäume ziert, traditionell sich rechts oder links herum um das Holz schlängelt. Der Besuch von Jahreshauptversammlungen zählt ebenso zu seinen Aufgaben wie die Begleitung von Studierenden, die Englert bei ihren Arbeiten um Hilfe bitten.

Einen großen Wunsch möchte sich Englert noch erfüllen, da auch die Volksmusik in seinen Zuständigkeitsbereich fällt: das Organisieren eines großen alpenländischen Musikantentreffens. Das soll abwechselnd in Bayern, Tirol und Südtirol stattfinden. 2022 soll es das erste Mal soweit sein - wenn die Corona-Pandemie es zulässt.

Die Bürger sollten die Kompetenz der beiden Kreisheimatpfleger nutzen, wünscht sich indes Landrat Niedermaier. Mit Lauer und Englert habe man zwei gute Männer gewinnen können. Denn, so ist sich Niedermaier sicher, dieses Ehrenamt ist für "stockkonservative Traditionalisten" nichts.

© SZ vom 14.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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