Bauprojekt in Bad Tölz:Lieber günstige Wohnungen

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Die Tölzer Grünen fordern sozialgerechte Bodennutzung beim "Bichler Hof"

Von Barbara Briessmann, Bad Tölz

Die Tölzer Grünen wollen sich nicht mit dem Stadtratsbeschluss zum Bichler Hof abfinden. Dort wird Grünland in Bauland umgewandelt, der Investor plant ein Hotel sowie 18 Doppelhaushälften. Die Grünen fordern nach wie vor, dass die Regelung zur sozial gerechten Bodennutzung (SoBoN) eingehalten wird. Demnach müsste die Stadt ein Drittel der Fläche zum Grünlandpreis kaufen können, um Tölzer Familien bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. Am Donnerstag haben die Grünen zusammen mit vielen Unterstützern einen Antrag eingereicht, dass bei der Bürgerversammlung eine Empfehlung an den Stadtrat verabschiedet wird, das Vorhaben noch einmal zu überdenken. Am Wochenende werden alle Tölzer dazu einen Flyer im Briefkasten finden.

"Wir glauben, dass den Bürgern Wohnraum wichtiger ist als ein Hotel", sagte Franz Mayer-Schwendner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat. Die Tölzer sollten mitreden dürfen bei diesem Projekt. Deswegen soll bei der Bürgerversammlung am Donnerstag, 30. März, darüber abgestimmt werden, ob neben Hotel und teuren Häusern ein Teil der Fläche der Stadt zur Verfügung stehen soll, wo bezahlbarer Wohnraum angeboten werden kann. Mehr als 50 Unterstützer haben die Grünen schon in Bad Tölz, die der Partei zum Teil gar nicht nahe stehen. Einer von ihnen ist Andreas Büchl. "Es geht nicht um Politik, es geht um Tölz", sagte er. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit, dass Familien in der Stadt gehalten werden. Eigeninteressen habe er nicht. Er möchte, dass sich die Tölzer alle Seiten anhören und sich eine Meinung bilden.

Im Sommer 2015 hatte Investor Hubert Hörmann den Bichler Hof erworben. Kurz darauf war die SoBoN beschlossen worden. Diese besagt, dass bei Umwandlung von Grün- in Bauland der Stadt mindestens ein Drittel der Fläche zum Grünlandpreis überlassen werden soll. Der Grünlandpreis beträgt fünf bis zehn Euro pro Quadratmeter, Bauland kostet pro Quadratmeter 500 bis 600 Euro. Der Investor möchte den Bichler Hof zu einem Hotel mit 80 Betten, Sauna und Freischwimmbecken sowie Pferdestall mit Sandplatz machen. Außerdem sollen auf dem Grundstück 18 Doppelhaushälften gebaut werden, die bis zu 850 000 Euro kosten. Die Häuser sollen als Querfinanzierung für das Hotel dienen. "Damit soll der Verlust aus einer Sache mit dem Gewinn aus der anderen ausgeglichen werden", sagte Büchl kopfschüttelnd.

Im Januar 2016 wurde die SoBoN in die ZoBoN, die zukunftsorientierte Bodennutzung, umgewandelt. Demnach fällt die Ein-Drittel-Überlassung an die Stadt weg. Man habe unbedingt das Hotel haben wollen, so die Grünen. "Wir haben nichts dagegen", sagte ihr Ortsvorsitzender Andreas Wild. Aber vom Wertzuwachs solle auch die Allgemeinheit profitieren. Deswegen wünschen sich die Grünen, dass zur Bürgerversammlung viele Tölzer kommen, um ihre Meinung kundzutun. "Wir werden das Votum akzeptieren", sagte Wild. Sollten sich die Tölzer für das Projekt, wie es derzeit geplant ist, aussprechen, "ist das Thema erledigt". Andernfalls sollte sich der Stadtrat noch einmal mit der Sache beschäftigen.

Die Sprecherin der Stadt, Isabella Wolfsgruber, bestätigte, dass sich die Verwaltung damit befassen werde, wenn die Tölzer dies bei der Bürgerversammlung (Donnerstag, 30. März, 19 Uhr, Kurhaus) wünschen.

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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