Bananafishbones-Sänger Sebastian Horn:"Ich bin immer noch nervös auf der Bühne"

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5000 Konzerte, zwölf Alben, Chart-Hits: Die Bananafishbones haben vor 30 Jahren am Tölzer Gymnasium angefangen. Sänger Sebastian Horn verrät, warum er bei Auftritten in seiner Heimatstadt besonders aufgeregt ist

Interview von Petra Schneider, Bad Tölz

Die Haare sind weniger geworden, die Bärte mehr: Vor 30 Jahren haben die Bananafishbones als Schulband am Tölzer Gymnasium begonnen. Es folgten an die 5000 Konzerte, zwölf Alben, Hits wie der C&A-Werbetitel "Come to Sin" und "Easy Day", 18 legendäre Weihnachtskonzerte im Kurhaus, diverse Soundtracks, etwa zu den "Wilden Kerlen", und drei Theaterproduktionen an der Münchner Schauburg. Älter sind die Bananafishbones geworden, aber kein bisschen leise. Zeit, für ein "Vollgas-Plugged-Konzert" mit viel Strom und ohne Stühle an diesem Freitag. Und für einen Rück- und Ausblick mit Frontman und Sänger Sebastian Horn.

SZ: Können Sie sich noch an den allerersten Auftritt erinnern?

Sebastian Horn: Ja, das war im evangelischen Gemeindehaus in Tölz. Wir waren 17, 18 Jahre alt und haben den Song "Dicke" von Westernhagen gecovert. Im Publikum saßen ein paar korpulentere Leute, und da ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass das vielleicht jemanden persönlich trifft, was ich da auf der Bühne mache.

Sie schreiben die Texte auf Englisch.

Von Anfang an. Da fällt's nicht so auf, was für ein gruseliges Zeug ich da rauslasse. Ich hatte schon als Schüler einen Hang zum Morbiden, zu Trakl und Baudelaire. Als wir angefangen haben, war die Neue Deutsche Welle ganz groß. Das war nicht unser Ding. Unsere Vorbilder waren Bands wie "The Cure".

Die ja die Vorlage für den Namen lieferte.

Wir haben uns nach einem Cure-Song benannt, der sich auf die Kurzgeschichte von J. D. Salinger "A Perfect Day for Bananafish" bezog. Eine Referenz an die Band, die wir lieben. Und ein kryptischer Name, der nicht zuviel verrät.

Heuer feiern die Bananafishbones ihr 30-jähriges Bestehen. (Foto: AP)

Ihre Highlights in den 30 Jahren?

Als ich uns das erste Mal im Radio gehört habe, auf M94,5 in München. Oder der Abend, als wir aus dem Studio gekommen sind und gerade "Come to Sin" gemischt haben. 1998 war das. Wir sind in den rappelvollen Turmkeller gegangen und haben dem DJ die CD in die Hand gedrückt: Die Leute sind total ausgeflippt. Natürlich gehört das Marktstraßen-Open-Air in Tölz dazu oder unsere Theaterproduktionen an der Schauburg: "Fahrenheit 451" war 100 Mal ausverkauft. Auch unser erste große Deutschlandtournee mit dem Album "Viva Conputa" war toll.

Das Album war ein Riesenerfolg - 17 Wochen unter den deutschen Top 50.

Wir haben in Mainz auf einem Stadtfest vor 50 000 Leuten gespielt, das war unglaublich.

Gab es auch Flops?

Ich erinnere mich an ein Konzert im Nachtwerk in München vor 15 Jahren. Der Flo hatte 40 Grad Fieber, und wir haben bis heute keine Gage bekommen, weil sich der Veranstalter nach Uruguay abgesetzt hat. Aber wir haben in 30 Jahren kein einziges Konzert wegen Krankheit abgesagt.

Ihr Lieblingssong?

"Easy Day" mit seiner Terminator-Endzeitstimmung.

Die Routine bei den Auftritten wächst vermutlich mit den Jahren.

Ich bin immer noch unglaublich nervös, wenn ich auf der Bühne stehe. Besonders schlimm es, wenn wir in Tölz spielen, weil da viele Bekannte im Publikum sitzen. Wenn bei einem Song der Funke nicht so überspringt, war für mich früher das ganze Konzert gelaufen. Inzwischen habe ich gelernt, das abzuhaken und mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Florian Rein am Schlagzeug, Sebastian Horn am Bass (rechts) und sein Bruder Peter Horn an der Gitarre: Das sind die Bananafishbones. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Florian Rein ist studierter Jazz-Schlagzeuger, Sie und Ihr Bruder kommen aus einer ganz anderen Richtung. Eine Karriere als Profi-Musiker war wohl nicht geplant.

Nein, das war keine bewusste Entscheidung. Wir sind da einfach mitgeschwommen. Der Peter war drei Jahre an der Kunsthochschule, bis er gemerkt hat, dass das nicht das Richtige war. Ich habe Biologie studiert, hatte alle Prüfungen, nur die Diplomarbeit noch nicht. Da ging es gerade richtig ab mit den Fishbones - 150 Konzerte im Jahr, da blieb einfach keine Zeit für die Uni. Als die Exmatrikulation ins Haus flatterte, waren meine Eltern nicht begeistert. Ich habe es nie bereut.

Sie wohnen in Lenggries, Florian Rein in Tölz, Gitarrist Peter Horn bei Icking. Gab es nie Fluchtgedanken oder den Traum von der internationalen Karriere?

Wir haben drei Konzerte in Los Angeles gespielt, vor 30, 40 Leuten. Da haben wir gemerkt, dass das anders ist. Da bist du ein Niemand. Wir sind hier sehr verwurzelt, und München ist eine Stadt mit fantastischen Musikern. Meine Prioritäten, und das glaube ich gilt auch für Flo und Peter, liegen bei der Familie.

Die Bananafishbones gehören nicht nur zu den besten Livebands , sondern vermutlich auch zu den kinderreichsten.

Wir bringen es auf elf Kinder: ich auf fünf, der Flo und der Peter jeweils drei. Ich kann nur allen Männern raten: Nicht zu lange warten, denn Kinder sind das Schönste, und die Nerven werden auch nicht besser.

Im kommenden Jahr soll die lang erwartete neue CD herauskommen.

Wir arbeiten gerade dran und wollen ein richtig cooles Studioalbum machen. Momentan ist es ein bisschen ruhiger um die Fishbones weil ich mit "Dreiviertelblut" und Flo mit "The Heimatdamisch" ziemlich eingespannt bin. Aber die Bananafishbones sind und bleiben etwas Besonderes. Die Band begleitet mich seit mehr als der Hälfte meines Lebens. Die Leute bei unseren Konzerten werden mit uns älter, die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, da ist wieder Vieles möglich. Ich sehe da einen zweiten Frühling auf die Bananafishbones zukommen.

Jubiläumskonzert am heutigen Freitag im Kurhaus Bad Tölz, 20 Uhr

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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