Bad Tölz:Zerwürfnis über Christkindlmarkt

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Bürgermeister Josef Janker will den seit Jahren tief zerstrittenen Aktiven Tölzern die Touristen-Attraktion aus der Hand nehmen. Der Verein kündigt an, darum zu kämpfen.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Der Christkindlmarkt ist eine starke Attraktion für Bad Tölz: Im vergangenen Jahr kamen 250 000 Besucher deswegen in die Stadt. Die vorweihnachtliche Veranstaltung in der Marktstraße ist überregional bekannt und ein wichtiger Frequenzbringer für die Kurstadt. Mehr als 20 Jahre lang hat der Verein Aktive Tölzer den Markt organisiert - womöglich in diesem Jahr zum letzten Mal.

Geht es nach Bürgermeister Josef Janker (CSU), wird die Stadt von 2016 an die Organisation des Christkindlmarkts selbst in die Hand nehmen. Oder diese ausschreiben. Darüber sollen die Stadträte entscheiden. Ihr Verein werde kämpfen, kündigt indes Vorsitzende Claudia Fritz an. Die Aktiven Tölzer hätten Verträge bis 2022 mit den Standbetreibern geschlossen. "Da würden Existenzen kaputt gemacht", sagt sie. "So geht es nicht."

Das Zerwürfnis zwischen Stadt und Verein hat sich seit Längerem angekündigt. Vorausgegangen sind vereinsinterne Auseinandersetzungen. Die Aktiven Tölzer liegen im Rechtsstreit mit zwei ehemaligen Vorstandsmitgliedern. Diese sollen Leistungen nicht korrekt abgerechnet haben, die nach Ansicht des Vorstands ehrenamtlich hätten erbracht werden müssen. Eine Mediation hätten beide abgelehnt, sagt Fritz. Da es um Vereinsgeld gehe, seien Gerichtsverfahren anhängig.

"So geht es nicht", sagt die Vorsitzende der Aktiven Tölzer, Claudia Fritz. Die Stadt würde Existenzen zerstören. (Foto: Hartmut Pöstges)

Neu aufgekocht wurde das Ganze bei der jüngsten Jahreshauptversammlung. Die beiden Beschuldigten rechtfertigten sich vor den Mitgliedern und erhoben ihrerseits Vorwürfe gegen Claudia Fritz und ihren Ehemann Josef Fritz. Die Vorsitzende sagt dazu: Vorgekommen sei ihrer Ansicht nach gar nichts Großartiges. Nur dass einer der Beschuldigten sich in eigener Sache zu Wort gemeldet habe, obschon man im Vorfeld darum gebeten habe, eine "normale Jahreshauptversammlung" abhalten zu können, ohne dass schmutzige Wäsche gewaschen werde.

Für Bürgermeister Janker - die Stadt ist Mitglied im Verein, daher nahm er an der Versammlung teil - stellt sich der Ablauf komplett anders dar. Sein Kommentar: "Unmöglich. So etwas habe ich noch nie erlebt." Fakt sei, dass der Stadt die Zerwürfnisse zu Ohren gekommen seien. "Was tatsächlich dran ist, kann ich nicht sagen." Für ihn arbeite der Verein nicht satzungskonform. So gebe es etwa keinen Wirtschaftsplan. Mehrere Gespräche habe es gegeben, das letzte am 10. März. Dabei habe die Stadt dem Verein klargemacht, die Vorwürfe seien so gravierend, dass sie eine Aufarbeitung erwarte. Und so lange werde es keine öffentlichen Mittel mehr geben. 9000 Euro bar erhalten die Aktiven Tölzer jährlich von der Tourist-Information für Werbezwecke. Zudem werden für Aufstellung und Abbau der Stände keine Betriebshofleistungen in Rechnung gestellt, ebenso wenig für Aufräumarbeiten. Da kämen laut Janker jährlich an die 25 000 Euro zusammen. In diesem Jahr musste der Verein nicht nur ohne die 9000 Euro auskommen, erstmals wurden ihm Rechnungen vom Betriebshof ausgestellt.

"Unmöglich" nennt Janker, was er auf der Jahreshauptversammlung des Vereins erlebt hat. (Foto: Manfred Neubauer)

Nebenbei habe er bei der Jahreshauptversammlung erfahren, dass der Verein nicht gemeinnützig sei, wovon er ausgegangen sei, sagt Janker. Ein gemeinnütziger Verein könne nicht allein dem Organisieren kommerzieller Märkte dienen. Fritz widerspricht: Die Aktiven Tölzer seien nie gemeinnützig gewesen, das müsse Janker nach einem Gespräch mit der Steuerberaterin des Vereins eigentlich wissen.

Janker sagt, ohne die Entscheidung der Stadträte vorwegnehmen zu wollen, tendiere er dazu, dass die Stadt den Weihnachtsmarkt künftig selbst organisiere. Und von 2017 an auch den Ostermarkt. Die Standbetreiber, die nicht in der Kritik stünden, sollten sich keine Sorgen machen.

Claudia Fritz will das Gespräch mit Janker suchen. Es seien die Aktiven Tölzer gewesen, die aus dem Markt etwas Tolles gemacht hätten. Beschwerden kämen nur von den Einheimischen, die Touristen kämen jedes Jahr wieder und seien voll des Lobes.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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