Bad Tölz-Wolfratshausen:Viele Infizierte sind nicht in Quarantäne

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Das Tölzer Gesundheitsamt meldet 1087 Corona-Fälle, fast der Hälfte davon wurde noch nicht nachgegangen

Das Tölzer Gesundheitsamt hat anhaltend Probleme, die enorme Anzahl von Corona-Fällen abzuarbeiten. Immer noch sind bei zahllosen Neuansteckungen die Infektionsketten nicht abgeklärt, die Kontaktpersonen befinden sich deshalb auch noch nicht in Quarantäne. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) hat die Bevölkerung deshalb schon mehrmals dazu aufgefordert, selbst Verantwortung zu übernehmen und bei einer Infektion eigenständig alle engeren Kontakte zu informieren.

Die Gesamtzahl der Infizierten, die am Dienstag mit 1163 nachgewiesenen Fällen im Landkreis das absolute Rekordhoch seit Beginn der Pandemie erreicht hatte, lag laut Landratsamt am Mittwoch bei 1087. Allein in der Gemeinde Lenggries wurden 213 Fälle registriert, in Dietramszell 107, in Bad Tölz 102. Die geringsten Infektionswerte verzeichneten Schlehdorf mit zwei, Bichl mit sieben und Greiling mit neun bestätigten Infektionen. Alle anderen Kommunen waren zweistellig. Von den mehr als 1000 Fällen waren am Mittwoch allerdings erst 569 abgearbeitet. Fast die Hälfte davon war also auch noch nicht an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet. Die vom RKI am Mittwoch für Bad Tölz-Wolfratshausen gemeldete Sieben-Tage-Inzidenz von 199,7 ist also eigentlich Makulatur. Der tatsächliche Wert dürfte deutlich höher liegen.

Detaillierte Nachfragen zur Situation konnte das Landratsamt am Mittwoch nicht beantworten. So ist derzeit nicht bekannt, wie viele Mitarbeitende im Gesundheitsamt fehlen, um der dramatischen Lage gerecht zu werden. Landrat Niedermaier will bei einer Pressekonferenz am Donnerstag aber Stellung zur aktuellen Entwicklung nehmen - und auch zu möglichen Einschränkungen im öffentlichen Leben, die manche Nachbarlandkreise wie etwa Miesbach aufgrund der massiven Ansteckungsrate schon erlassen haben.

Auch die Frage, ob das Tölzer Impfzentren womöglich wieder geöffnet werden soll, blieb am Mittwoch offen. Dies werde gerade eruiert, hieß es aus der Pressestelle des Landratsamts. Die neuesten Zahlen zum Impfstand im Landkreis stammen vom Montag. Demnach haben von den mehr als 128 000 Einwohnerinnen und Einwohnern knapp 73 000 die erste und die zweite Spritze erhalten. Damit fällt die Impfquote im Landkreis im Vergleich mit dem bayern- und bundesweiten Schnitt eher gering aus. Ob zusätzliche Impfkampagnen geplant sind, so etwas wie der "Impfbus", der seit dem Sommer durch die Ortschaften tourt, stand bis Mittwoch allerdings nicht fest.

Die Krankenhaus-Ampel soll in Bayern modifiziert werden. Denn nicht nur im Landkreis nehmen die Corona-Fälle in den Kliniken zu. Den Statistiken des Tölzer Landratsamts zufolge müssen derzeit 21 Infizierte stationär behandelt werden, zehn davon liegen auf der Intensivstation, davon wiederum müssen fünf auch beamtet werden. Und auch zwei neue Corona-Tote gibt es im Landkreis. Die Kreisbehörde bezifferte die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der Pandemie am Mittwoch mit 93 - zwei mehr als noch Ende vergangener Woche.

© SZ vom 04.11.2021 / fam, zif - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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