Bad Tölz-Wolfratshausen:Tierheime in Geldnot

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Die Tierheime klagen über finanzielle Probleme und unregelmäßige Zuwendungen von Seiten der Kommunen. Dem Tölzer droht gar die Schließung.

Thekla Kraußeneck

Das Maria-Much-Tierheim in Bad Tölz kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten. Ein Defizit von 30 000 Euro hatte der Tierschutzverein jüngst nach der Bilanz des letzten Geschäftsjahres, die Kosten sind aus eigener Tasche nicht mehr zu bezahlen. "Das Defizit muss gedeckt werden, sonst ist zu", lautet nun das Fazit des Vorsitzenden Hans Fichtner.

"Das Defizit muss gedeckt werden, sonst ist zu." dem Tölzer Tierheim droht die Schließung. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Ausgaben seien immens, die Einnahmen eher kläglich. Zu den Aufwendungen zählen nicht nur die artgerechte Unterbringung von Tieren, sondern auch deren veterinärmedizinische Versorgung - bei einer Katze summieren sich die Kosten für Kastration, Entwurmung und Impfung auf 170 Euro. Für viele Interessenten sei aber schon eine Ablösesumme von 50 Euro zu viel. Obendrein ist nach Fichtners Worten das über 40 Jahre alte Gebäude dringend sanierungsbedürftig.

Hilfe erhofft sich der Tierschutzverein nun von den Gemeinden des südlichen Landkreises. Die Stadt Bad Tölz will sich laut Stadtkämmerin Silke Furmanek für eine feste Regelung einsetzen. Eine solche Vereinbarung sei vor zehn Jahren aufgestellt worden, jedoch habe es unter den Gemeinden im Südlandkreis eher unregelmäßige Zuwendungen gegeben, moniert Fichtner. Gezahlt hätten voriges Jahr nur Bad Tölz und Lenggries.

Der Grund dafür muss nicht nur am mangelnden Interesse liegen. "Wir warten darauf, dass ein konkreter Vorschlag vom Tierheim kommt", sagt jedenfalls der Gaißacher Bürgermeister Nikolaus Trischberger. Mit Ausnahme des letzten Jahres seien bereits Leistungen erbracht worden, jetzt erwarte man Vereinbarungsgespräche und konkrete Zahlen.

Ein Balanceakt ist auch die Finanzierung des Tierheims, das der Tierschutzverein Wolfratshausen-Geretsried für den Nordlandkreis in Gelting betreibt. Der Verein habe zwar rund 450 Mitglieder, sagt dessen Vorsitzender Manfred Fleischer, allein durch die Mitgliederbeiträge sei eine Finanzierung der anfallenden Kosten jedoch nicht zu gewährleisten.

Stattdessen sei das Tierheim von Donationen abhängig, also von Schenkungen, Spenden und Nachlässen. "Über den laufenden Betrieb lässt sich nie genug einnehmen", sagt Fleischer. Im Jahr gebe der Tierschutzverein rund 80 000 bis 90 000 Euro mehr aus, als er einnehme, weshalb das 1994 erbaute Tierheim ohne Tierfreunde nicht existieren könne. "Die Gemeinden zahlen ein paar Euro, das sind aber keine Beträge, die einen Tierheimbetrieb ermöglichen."

Mit Geldproblemen haben die Tierschützer auch andernorts zu kämpfen. Zwar gibt es ein Gesetz, das Kommunen zu einer Aufwandsentschädigung für im Gemeindegebiet gefundene Tiere verpflichtet, jedoch mangelt es an einer Regelung, die bestimmt, wie das Tierheim bei nicht erfolgter Zahlung zu seinem Geld kommt, sagt Marius Tünte, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbunds. Auch gebe es keine landesweite Regelung über die Höhe der zu leistenden Beträge, sie müssten in jeder Gemeinde ausgehandelt werden, was eine "große Herausforderung für die Tierheime" sei. Ob Zahlungen pauschal oder pro gefundenem Tier entrichtet werden, liege im Ermessen der Kommunen.

In Wackersberg hat man folgende Regelung getroffen: Für Fundtiere wird ein Tagessatz bezahlt, acht Euro für Katzen und 20 Euro für Hunde, auch für Operationen kommt die Gemeinde auf. Auf diesen Modus hat man sich laut Bürgermeister Alois Bauer vor drei Jahren mit dem Maria-Much-Tierheim verständigt. "Mit Bestandstieren haben wir nichts zu tun", heißt es im Rathaus. Ganz allgemein verbleiben schwer zu vermittelnde Tiere immer auf Kosten des Tierheims in Obdach, sagt Tierschutz-Sprecher Tünte. Dass Einrichtungen wegen Geldmangels schließen müssen, sei keine Seltenheit.

© SZ vom 30.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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