Suchtberater:Gefährlicher legaler Rausch

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Florian Dreifürst warnt vor "Legal Highs"

Interview von Pia Ratzesberger, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es sind dünne Tütchen mit klangvollen Namen, die berauschende Entspannung versprechen - und das meist völlig legal. "Legal Highs" sind gesetzlich zwar oft nicht verboten - daher der Name -, aber ihr Konsum birgt dennoch große Gefahren. Gerade auch, weil die Wirkung dieser Drogen noch völlig unerforscht ist. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml möchte sie deshalb verbieten lassen. Für Florian Dreifürst von der Suchtberatung der Caritas sind diese Substanzen in Gesprächen mit Jugendlichen immer wieder Thema.

SZ: Was sind Legal Highs?

Florian Dreifürst: Das ist nicht eine bestimmte Droge, sondern das sind psychoaktive Substanzen in verschiedenen Ausprägungen: Kräutermischungen etwa, also synthetische Cannabinoide oder zum Beispiel Badesalze, die zur Gruppe der Amphetamine gehören.

Was macht sie so erfolgreich?

Dass man wenig Risiko eingeht, um sie zu beziehen. Man muss sich mit keinem Dealer treffen, kann die Drogen einfach im Internet bestellen und bekommt sie nach Hause geliefert. Solange da nicht jede Woche zwei Päckchen ankommen, werden die Eltern nicht unbedingt misstrauisch. Wenn man Glück hat, sind sie tatsächlich noch legal, das beruhigt das Gewissen. Wenn man aber Pech hat, sind sie schon verboten.

Warum verbietet man sie nicht ganz?

Es ist für den Staat ziemlich schwierig mit der Gesetzgebung hinterherzukommen. Verbietet man eine dieser Drogen, wird schlichtweg ein kleiner Zusatz in der Verbindung geändert, sie kommt als vermeintlich neue Substanz auf den Markt - und muss wieder verboten werden.

Woher kommen diese Drogen?

Teils sind das Verbindungen, die man eigentlich für medizinische Zwecke erforscht, aber wieder verworfen hat. Das ist also - wie etwa der Name "Kräutermischungen" vorgibt - überhaupt nichts Natürliches, sondern reine Chemie.

Wieso greifen Leute zu Legal Highs?

Sie sind eine willkommene Alternative zu Cannabis, wenn Jugendliche das von den Eltern verboten bekommen. Der Rausch soll dumpfer und stärker sein als bei Gras, geht aber wohl in eine ähnliche Richtung.

Was ist daran so gefährlich?

Dass schneller eine starke Abhängigkeit entsteht - das ist zumindest mein subjektives Gefühl, das durch die Gespräche mit den Klienten entstanden ist. Und dass die Leute die Stärke der Droge nicht einschätzen können und sie deshalb unterschätzen. Wir erleben eine deutlich erhöhte Gefahr, eine Psychose zu erleiden. Zum Beispiel können Halluzinationen auftreten, die bei Nichtbehandlung dauerhaft bleiben können.

Unterschätzen die Leute die Gefahr, weil sie nicht wissen, was drin ist?

Das ist das Problem. Wenn man nicht weiß, was drinnen ist, dann kann man auch keine genaue Wirkung abschätzen

Sind die Legal Highs deshalb teurer?

Nein, nicht unbedingt. Im Landkreis ist ein Gramm Gras für etwa zehn bis fünfzehn Euro zu haben. Drei Gramm Legal Highs kosten in Online-Shops zum Beispiel um die 35 Euro, das ist also kein allzu großer Unterschied.

Wird der Konsum in Zukunft zunehmen?

Ich hoffe zumindest, dass es sich herumspricht, dass dieses Zeug sehr gefährlich ist - und unkontrollierbare Langzeitfolgen mit sich bringen kann.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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