Verkehr:Ein starkes Bekenntnis zum S-7-Ausbau

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Der Kreisausschuss empfiehlt dem Kreistag, sich an der millionenschweren Finanzierung der Mehrkosten mit 70 Prozent zu beteiligen. Stefan Fadinger und Robert Mayr teilen die allgemeine Euphorie nicht

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Landkreis soll die zweigleisige Tieferlegung der S 7 in Wolfratshausen mitfinanzieren. Der Kreisausschuss des Kreistags hat am Montag einstimmig beschlossen, 70 Prozent der etwa 17 Millionen Euro Mehrkosten aufzubringen, also gut elf Millionen. Im Umweltausschuss - die beiden Gremien tagten gemeinsam - gab es zwei Gegenstimmen. Allerdings wird es bei den 17 Millionen Euro - das ist der Anteil der Städte Geretsried und Wolfratshausen (jeweils 15 Prozent) sowie des Landkreises an den insgesamt circa 27 Millionen Mehrkosten für die Tieferlegung an der Sauerlacher Straße - nicht bleiben. Denn diese Schätzung stammt aus dem Jahr 2009.

Dass zu diesem Zeitpunkt nicht sicher ist, wie viel Geld der Landkreis für die Baumaßnahme im Zuge der S-Bahn-Verlängerung tatsächlich wird zahlen müssen, störte die Kreisräte kaum. Allein Stefan Fadinger (CSU), Bürgermeister der Gemeinde Gaißach, vermisste eine Diskussion darüber, ob die Beteiligung der beiden Städte an den Kosten für die Tieferlegung der Gleise in Wolfratshausen nicht höher als jeweils 15 Prozent ausfallen solle. Denn die Kommunen seien die Hauptnutznießer des Bauprojekts. Vor allem Wolfratshausen profitiere sehr von der Absenkung der Schienen, würden doch etwa die Immobilienpreise in diesem Bereich mit Sicherheit steigen. Zudem gebe es aus seiner Sicht auch negative Aspekte: Mit der S-7-Verlängerung werde die Bevölkerung wachsen, der Druck auf den Wohnungsmarkt steigen. "Der bezahlbare Wohnraum wird weiter schwinden", sagte er.

Durchsetzen konnte sich Fadinger nicht. Über alle Fraktionen hinweg plädierten die Kreisräte dafür, die S-Bahn-Verlängerung als "Geschenk" zu sehen, nachdem der "gordische Knoten" endlich gelöst werden konnte. "Das ist das wichtigste Infrastrukturprojekt der nächsten Jahrzehnte", sagte CSU-Kreisrat Thomas Holz. Er sei sich bewusst, dass niemand bislang sagen könne, wie viel Geld der Landkreis dafür ausgeben müssen wird. Aber das sei ihm die Verlängerung wert. Ähnlich äußerten sich Klaus Koch für die Grünen und Reiner Berchtold für die SPD.

Kreisrat Robert Mayr (Ausschussgemeinschaft FDP und Bayernpartei) teilte die Euphorie der Mehrheit nicht. Er erinnerte an die 800 Einsprüche, die es gegen das Bauprojekt im Zuge des Genehmigungsverfahrens gegeben habe. Diese "sehr, sehr vielen Bedenken" dürften nicht unter den Tisch fallen. Zudem monierte er, dass der Landkreis so viel Geld in die Tieferlegung stecken wolle. Dass die Sauerlacher Straße während dieser Baumaßnahme viereinhalb Jahre lang blockiert werde, nannte er einen "Wahnsinn". Landrat Josef Niedermaier (FW) erklärte, dass nicht die Kreisräte über die Einwände zu befinden hätten, dies sei Aufgabe des Eisenbahnbundesamtes. Er verwies auf ein Treffen der Verlängerungsgegner mit ihm und den Bürgermeistern aus Wolfratshausen und Geretsried im Juli. Dort könnten die Bedenken erörtert werden.

Das letzte Wort hat der Kreistag; auch stehen die Beschlüsse der Stadträte in Wolfratshausen und Geretsried zur Kostenübernahme aus. Ob die finanzielle Beteiligung rechtlich möglich ist, wurde am Montag nicht hinterfragt. Laut Gesetz ist die Finanzierung solcher Infrastrukturmaßnahmen Staatsaufgabe.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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