Bad Tölz:Weniger Flüchtlinge

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Der Landkreis steht aber vor neuen Herausforderungen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Für den Landkreis haben sich die Herausforderungen durch die Aufnahme von Asylbewerbern geändert. Derzeit kämen lediglich "mal fünf, mal zehn Flüchtlinge pro Woche" am Landratsamt an, teilte Thomas Bigl, Sachgebietsleiter Sozialwesen, am Montag im Sozial- und Kulturausschuss des Kreistags mit. Insgesamt sind es derzeit 1878 Schutzsuchende, nur 26 mehr als vor einem halben Jahr. Die Suche nach Quartieren ist deshalb passé, dafür rücken andere Probleme in den Fokus. So stieg die Zahl der Flüchtlinge, die anerkannt sind, aber keine Wohnung finden und in der Unterkunft bleiben müssen. Momentan gibt es 430 solcher Fehlbeleger im Landkreis, 170 mehr als im April.

Nach der neuen Verordnung zur Durchführung des Asylgesetzes (DVAsyl) seien diese Menschen nicht mehr latent von Obdachlosigkeit bedroht, sagte Bigl. Jetzt gelte: "Da, wo du jetzt bist, da bleibst du auch." Für die Kommunen sieht er darin allerdings keinen Grund zum Aufatmen. Das sei "keine Entwarnung bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum", warnte der Sachgebietsleiter. Die Situation verschärft sich mitunter durch kuriose Fälle. Landrat Josef Niedermaier (FW) erzählte von einem Flüchtling, der nach Duisburg zu seiner Familie zog, wo er eine Wohnung und Arbeit hatte - trotzdem wurde er zurück nach Bayern geschickt. "Jetzt ist er wieder in einer Unterkunft." Das Bundesland Nordrhein-Westfalen begründete dies damit, dass Bayern für ihn zuständig sei. Wie Bigl mitteilte, sei der Landkreis sehr vorsichtig mit dem Abbau von Plätzen für Asylbewerber. "Ein Leerstand ist mir lieber als hektisch wieder neue Plätze suchen zu müssen." Noch immer gebe es keine belastbare Aussage, wie sich die Zahl der Flüchtlinge weiter entwickle. Es gelte: "Ohne Prognose kein vernünftiges Handeln."

Eine Herausforderung sind für Bigl auch etwa 300 Kinder aus Asylbewerberfamilien, die derzeit im Landkreis parallel zum normalen Unterricht betreut und unterrichtet werden. Dies geschehe an nur wenigen Schulen, wo Lehrer und auch Mitschüler vor eine großen Aufgabe stünden. Unklar ist, wo und inwiefern sich der Landkreis beim Thema Integration engagieren soll. Barbara Schwendner (Grüne) schlug vor, Vertreter der Agentur für Arbeit, des Jobcenters und der Asylsozialberatung zu einer Sitzung einzuladen. "Es wäre interessant, von diesen Einrichtungen zu erfahren, wie gut die Integration läuft."

Ein weiteres Problem schnitt Niedermaier an. Der Familiennachzug von Asylbewerbern werde zwar nicht so dramatisch ausfallen wie prophezeit, sagte er. Im Landkreis habe es bisher keinen solchen Fall gegeben. Dennoch sei die Frage ungeklärt, "wo die Angehörigen untergebracht werden, wenn in staatlichen Unterkünften kein Platz ist.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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