Bad Tölz:Weltliche Appelle zur Rettung einer Kirche

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Bürgermeister Josef Janker sorgt sich um das Gotteshaus des aufgelösten Franziskanerklosters - das Ordinariat schweigt.

Klaus Schieder

Bad Tölz - Drei Jahre nach dem Wegzug der Franziskaner aus Bad Tölz ist noch immer unklar, wie es mit der Franziskanerkirche weitergehen soll. Bürgermeister Josef Janker (CSU) wehrt sich vehement dagegen, dass das Gotteshaus womöglich aufgelassen wird. "Das wäre die erste säkularisierte Kirche bei uns im Isarwinkel, das kann ich mir nicht vorstellen", sagt er. Nach wie vor gehört die Immobilie dem Orden. Das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising hält sich bedeckt. Derzeit gebe es darüber keine Verhandlungen mit den Franziskanern, sagt Pressesprecherin Bettina Göbner. "Die Frage stellt sich erst 2012 wieder."

Bis Juli nächsten Jahres hat die Pfarrei Mariä Himmelfahrt das Gotteshaus gemietet und betreut die dortigen Gläubigen. Der Grund für diesen temporären Umzug ist die umfassende Renovierung der Stadtpfarrkirche im Zentrum von Bad Tölz. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, werde man wieder an den angestammten Ort zurückkehren, kündigt Pfarrer Rupert Frania an. Es müsse bis nächstes Jahr eine Lösung für die Franziskanerkirche gefunden werden: "Länger werden wir das nicht machen."

Auch Frania vermag sich nicht mit dem Gedanken anzufreunden, dass ein 400 Jahres altes Gotteshaus einfach zugesperrt wird. Er verweist auf die Unterschriftenaktion in Bad Tölz, bei der sich 2000 Unterzeichner für die Erhaltung der Kirche als Kirche ausgesprochen haben. "Das sind Leute, für die ich verantwortlich bin", sagt er und übt Kritik an den Entscheidungsträgern: "Die wissen nicht, was sie wollen."

Die ungelöste Frage bewegt laut Bürgermeister Janker viele Menschen in Bad Tölz. Die Franziskanerkirche, die auch für Konzerte genutzt wird, werde von Einwohnern der Kreisstadt und aus den benachbarten Gemeinden "sehr, sehr gerne besucht" - bei jedem Jahrtag, bei jedem Jubiläum eines Vereins. Darauf sprach Janker auch Kardinal Reinhard Marx persönlich an. Janker erhielt nach eigener Darstellung zur Antwort, dass die Zukunft des geweihten Hauses nicht zuletzt von den Tölzern selbst abhänge. Sprich: Je mehr Gottesdienstbesucher, desto größer die Chance auf Rettung.

Vor dem Hintergrund des Priestermangels und einer rückläufigen Zahl an Gläubigen reformiert die Erzdiözese derzeit ihre Strukturen, immer mehr Pfarreien werden zu Pfarrverbänden zusammengeschlossen. Dessen ist sich der Tölzer Bürgermeister bewusst: "Das Ordinariat stellt sich neu auf, auch finanziell", sagt er. Auch die Kur- und Tourismusseelsorge befindet sich in der Schwebe. Die Stadt hält dafür ein 110 Quadratmeter großes Büro im Franziskuszentrum frei, dem ehemaligen Klostergebäude. Den ausgearbeiteten Vertrag hatte sie im vergangenen Jahr an das Ordinariat geschickt und ihn ohne Unterschrift zurückbekommen. Zur Begründung habe es geheißen, "wir müssen noch überlegen", berichtet Janker. Die Büroräume will er dennoch nicht anderweitig vermieten - "so lange, bis das Ordinariat hopp oder topp sagt". Eine Entscheidung, so erfuhr er, solle "in den nächsten Monaten" fallen.

Was mit der Franziskanerkirche geschehen soll, ahnt auch der Bürgermeister nicht. Auf seine Anfragen hin habe er "überhaupt nichts erfahren", teilt Janker mit. Für den Rathauschef steht jedoch fest, dass das Erzbischöfliche Ordinariat das Gotteshaus übernehmen und als Kirche nutzen müsse. "Das wäre schon wichtig. Das ist unsere Position, das ist die Position der Bevölkerung", betont er.

© SZ vom 18.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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