Bad Tölz:Verschlossene Türen an der "Oiden Schiaß"

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Die "Alte Schießstätte" wird von drei Vereinen der Stadt getragen. Sie stünden jetzt vor einem Fiasko, sagt ihr Sprecher Anton Krinner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Wirt der Tölzer Traditionsgaststätte hat die Pächtergemeinschaft vor vollendete Tatsachen gestellt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Anton Krinner ist stinksauer. Seit Montag ist das Traditionsgasthaus "Alte Schießstätte" im Tölzer Kurviertel geschlossen, weil der Gastwirt über Nacht zugesperrt hat. "Ich bin persönlich empört, dass er nicht mal einen Kompromiss gesucht hat", sagt der Vorsitzende der Pächtergemeinschaft aus den drei Trachtenvereinen Kirchstoana, D'Isarwinkler und Edelweiß sowie dem Kreisjagdverband. Das 1862 erbaute und nach einer aufwendigen Renovierung vor fünf Jahren wiedereröffnete Gasthaus mit seinem großen Saal wird in der Kurstadt für zahlreiche Veranstaltungen gebucht. "Wir stehen vor einem Fiasko", sagt Krinner.

Drei Tage vor der überraschenden Schließung gab der Gastronom in einem Gespräch mit Krinner an, dass er ein Problem habe. Man habe dann darüber diskutiert, ob er die Öffnungszeiten möglicherweise verkürzen könne, obwohl er eigentlich verpflichtet sei, das Gasthaus zu den ortsüblichen Zeiten aufzusperren, berichtet der Vorsitzende der Pächtergemeinschaft. Den eigenmächtigen Schritt des Gastwirts, der noch einen Kontrakt bis Ende 2016 mit sechsmonatiger Kündigungsfrist hatte, mag er nicht einfach hinnehmen. "Verklagen werden wir ihn sowieso."

Die "Oide Schiaß", wie das Gasthaus im Tölzer Volksmund heißt, gehört der Stadt, die 1,5 Millionen Euro in die Renovierung vor fünf Jahren steckte. 300 000 Euro steuerten damals die Trachtler und die Jäger mit Geld und handwerklichen Leistungen bei, zudem gaben sie Krinner zufolge 100 000 Euro für das Mobiliar aus. Die Pächtergemeinschaft, die das Gebäude von der Kommune mietet, bot dem Wirt finanziell günstige Konditionen. "Wir waren der Auffassung, dass es dem Gastwirt gut gehen und er sein Geschäft machen soll", sagt der Vorsitzende der Pächtergemeinschaft. "Wir wollten nicht, dass alle halbe Jahre der Wirt wechselt."

Auch mit eher sporadischer Laufkundschaft sollte der Umsatz in der Alten Schießstätte eigentlich stimmen. Der Grund: Von Montag bis Mittwoch kamen abends die Trachtenvereine, am Donnerstag die Jäger. "Wir haben das aufgeteilt, fast jeden Tag waren 20 bis 50 Kinder und Jugendliche mit ihren Müttern da", erzählt Krinner. Hinzu kamen Veranstaltungen von Parteien wie CSU und SPD, von der Hegegemeinschaft mit rund 100 Teilnehmern, von Trachtenvereinen, außerdem gab es Vortragsabende oder auch regelmäßige Gäste wie etwa Schachspieler. "Da ist allweil was gegangen", sagt Krinner.

Eben dies stellt ihn jetzt auch vor "ein Riesenproblem", wie er sagt. Für den Sommer bestünden bereits etliche Reservierungen. Wie er ihnen nachkommen kann, vermag der Vorsitzende der Pächtergemeinschaft nach dem plötzlichen Weggang des Gastwirts noch nicht zu sagen. Zusammen mit der Stadt sucht er jetzt nach Optionen, zeigt sich aber zuversichtlich, "dass wir etwas finden, wie die Leute den Saal nutzen können". Auch zum Unterhalt und zur Verkehrssicherungspflicht für Gaststube und Saal, die bislang dem Wirt oblagen, muss er noch eine Lösung finden. Weniger optimistisch äußert sich Krinner, in kurzer Zeit einen Nachfolger für den abgesprungenen Gastronomen zu finden. "Wir sind jetzt mitten in der Saison, da finden Sie keinen." Falls es doch einen Interessenten gebe, könne er sich gerne mit ihm in Verbindung setzen.

Auch Bürgermeister Josef Janker (CSU) ist verblüfft. Das Ambiente, das Essen - das war für ihn in Ordnung. "Ich war ja ab und zu draußen." Auch im Internet bewerteten Gäste die Qualität in der Alten Schießstätte vorwiegend positiv.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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