Bad Tölz:Verhoben

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Die Holzkirchner Symphoniker mit Dirigent Andreas Ruppert. (Foto: Manfred Neubauer)

Holzkirchner Symphoniker bewältigen Dvořák nicht

Von Sabine Näher, Bad Tölz

Bei ihrem Herbstkonzert haben die Holzkirchner Symphoniker - ein Laienorchester unter der Leitung von Andreas Ruppert, am Sonntagabend im fast ausverkauften Tölzer Kurhaus ein klassisch gebautes Programm geboten: Ouvertüre, Solistenkonzert, große Sinfonie. Zum Einstieg Mozart: Seine Ouvertüre zur Oper "Mitridate" überzeugte vor allem im abschließenden Presto; das vorangegangene Andante grazioso zeigte das Problem langsamer Sätze: Sind sie nicht umso intensiver musiziert, wirken sie leicht langweilig. Als Solist hatte das Orchester Andreas Schablas eingeladen, der Soloklarinettist am Bayerischen Staatsorchester ist. Klarinettenkonzerte werden eher seltener aufgeführt, und dann kommen meist die exemplarischen Werke von Mozart oder Weber zum Zuge. Schön also, dass sich die Holzkirchner für Louis Spohr (1784-1859) entschieden hatten. Sein Konzert Nr. 4 e-moll schuf im ersten Satz gleich eine hochromantisch abgedunkelt-geheimnisvolle Atmosphäre, eingeleitet vom Orchester, intensiviert vom Solisten. Eine heitere Grundstimmung brachte der zweite Satz; bei hoch gelegenen Fortepassagen geriet der Klarinettenton mitunter etwas schrill. Dramatisch aufgeladen präsentierte sich das abschließende "Rondo al Espagnol". Für den Beifall dankte Schablas mit einer Zugabe, die "im spanischen Kolorit" verblieb: die "Hommage an Manuel de Falla" von Béla Kovács, ein zeitgenössisches Werk, das in stärkstem Kontrast zum romantischen Spohr aufzeigte, was man mit einer Klarinette so alles anstellen kann. Das Publikum zeigte sich beeindruckt.

Nach der Pause Dvoráks 9. Sinfonie, "Aus der Neuen Welt". Die Intonationstrübungen, die sich durch den Abend gezogen hatten, wurden hier, bei so vielen exponierten Soli aus dem Orchester, wirklich zum Problem.

So konnte der erste Satz erst in den Tutti-Passagen mitreißende Wirkung entfalten. Die elegische Stimmung des zweiten Satzes war dagegen gut getroffen. Das allzu gezügelte Tempo des dritten Satzes ließ dessen an sich überwältigende Wirkung leider nicht aufkommen. Der majestätisch-monumentale Gestus des Schlusssatzes konnte sich ansatzweise entfalten. Waren Mozart und Spohr für Laienmusiker akzeptabel bewältigt, so hat sich das Orchester an Dvořák leider verhoben.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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