Bad Tölz:Trösten, ermutigen, Schiene anlegen

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Der Arzt Tino Gasche zeigt, wie man eine Knieschiene anlegt. Er empfiehlt Skilehrern, eine im Rucksack dabei zu haben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ärzte geben Skilehrern Tipps, was zu tun ist, wenn Kinder und Jugendliche sich auf der Piste verletzen

Von Martina Schulz, Bad Tölz

Viel weniger Menschen als vor 35 Jahren verletzen sich beim Skifahren. Aber allein in Deutschland verunglückten im Winter 2014/2015 immer noch 42 000 Skifahrer, von denen 7000 stationär aufgenommen werden mussten. Bei insgesamt 4,2 Millionen Skisportlern ist das also einer von 100, jeder Tausendste musste im Krankenhaus bleiben.

Diese Zahlen wurden bei einem Informationsabend der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz zur Unfall- und Notfallsituation im Skisport genannt. Der Schwerpunkt der Referenten, Chefarzt Johann Pichl und Oberarzt Tino Gasche, lag auf dem Umgang mit verletzten Kindern und Jugendlichen. Denn obwohl sich die Zahl der Verunglückten insgesamt verringerte, habe man bei Kindern einen leichten Anstieg der Kopfverletzungen verzeichnen müssen, weshalb beide Ärzte in ihren Vorträgen auf die Bedeutung eines Helms hinwiesen. Meist wird aber ein anderes Körperteil in Mitleidenschaft gezogen: das Knie. 77 Prozent der Kinder und Jugendlichen erlitten dort Blessuren, so Pichl, der sich auf eine österreichische Untersuchung von zehn- bis sechzehnjährigen Hauptschülern bezog. Die meisten Unfälle passierten zwischen 11 und 12 Uhr sowie am frühen Nachmittag. Der Arzt riet, regelmäßige Pausen einzuplanen, um das Risiko eines Sturzes durch mangelnde Konzentration und nachlassende Kraft zu mindern.

Gasche hob als Präventionsmaßnahmen besonders die Bedeutung einer passenden Ausrüstung hervor. Da Kinder schnell wachsen, müsse ständig geprüft werden, ob die Skier noch die passende Länge hätten. Zudem sei es wichtig, darauf zu achten, dass die Buben und Mädchen ausreichend essen, trinken und sich richtig aufwärmen.

Falls es doch zu einem Unfall komme, gelte es vor allem, Ruhe zu bewahren, das verunglückte Kind zu trösten und es zu ermutigen. "Man muss den Menschen Hoffnung geben," sagte Gasche eindringlich.

Auch wichtig: Dass man Schaulustige fernhält, die mit ihren Handys Aufnahmen machen wollen. Für die Erstversorgung bis zum Eintreffen der Bergwacht empfehlen die Ärzte eine "Sam Splint". Damit könnten auch Laien Brüche ruhig stellen, was die Schmerzen deutlich reduziere. Die flexiblen Schienen bestehen aus einem Kern aus dünnem Aluminiumblech, der von Schaumstoff umgeben ist. Mit einer Schere kann der "Sam Splint" passend zurecht geschnitten werden. Zudem kann das Material gebogen werden.

Die Aluschiene gehöre in den Rucksack eines jeden Skilehrers, sagten die Ärzte. Daneben sollte auch noch Platz sein für steriles Verbandsmaterial und eine "Mecron-Schiene", die für die Stabilisierung bei Knieverletzungen eingesetzt werden kann und durch Klettverschlüsse leicht anzulegen ist.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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