Bad Tölz:Tölzer Förderschule ist PCB-belastet

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Der Landkreis will durch Sanierung den niedrigsten Richtwert für Polychlorierte Biphenyle erreichen

Die wiederholt aufgetretene Belastung mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) in der Förderschule im Schulzentrum Bad Tölz ist noch immer ein Thema. Es hat am Montag auch den Schul- und Bauausschuss des Kreistags beschäftigt, der sich mit notwendigen Sanierungsarbeiten an den kreiseigenen Schulen befasste.

Im Mai dieses Jahres seien im Sekretariat und dem Büro des Schulleiters 1700 Nanogramm PCB pro Kubikmeter Luft gemessen worden, sagte Hauptamtsleiter René Beysel auf Anfrage - mehr als das Fünffache des Richtwerts I, der bei 300 Nanogramm liegt. Dieser Wert bedeute, dass Menschen sich in den Räumen 24 Stunden pro Tag ihr Leben lang aufhalten könnten, ohne Schaden zu nehmen, sagt Beysel. Gemessen wird in ungelüfteten Räumen. PCB sind giftig und können Krebs auslösen. Schon 2002 und 2003 gab es entsprechende Sanierungen. Bei Stichproben 2007 lag die Belastung weitestgehend unter dem Richtwert I. Daneben gibt es noch einen Richtwert II in Höhe von 3000 Nanogramm pro Kubikmeter Luft, bei dessen Erreichen die Räume unbenutzbar wären.

Die Schadstoffbelastung lag im Mai ziemlich genau dazwischen. Beysel sieht Handlungsbedarf. "Wir streben die 300 Nanogramm an", sagt er. Dazu muss zunächst unbelastete Luft in die Räume geleitet werden. Das ist aber nicht so einfach, denn Experten vermuten den Weichmacher PCB in der Fugenmasse der Waschbetonplatten, mit denen die Fassade verkleidet ist. Woher der Giftstoff kommt, ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. "Das Bild ist diffus", sagt Beysel. Wenn man die Außenluft nach innen leite, könnte man leicht eben die giftigen Dämpfe von der Fassade nach innen transportieren, erklärt er. Durch Lüften könnte also mehr PCB in die Räume gelangen. Das Landratsamt erstellt jetzt ein Belüftungskonzept. Die stärker belasteten Räume sollen künftig zwangsbelüftet werden.

In dieser Woche misst der TÜV erneut die Schadstoffbelastung. Sollten Klassenzimmer betroffen sein, könnten die Schüler in leer stehende Räume der alten Realschule im selben Komplex ausweichen, sagt Beysel. Die Waschbetonplatten werden im Zuge der energetischen Sanierung des Schulzentrums ohnehin entfernt. Die soll 2017 beginnen, und falls die Fugen die einzige Quelle des PCB seien, wäre das Problem anschließend erledigt, sagt Beysel. Wenn sich herausstelle, dass die Belastung zu hoch sei, müsse man vorher etwas unternehmen - beispielsweise die Fugenmasse entfernen.

PCB wurden bis in die Achtzigerjahre vielfach eingesetzt, in elektrischen Geräten ebenso wie in Lacken und als Weichmacher in Dichtungsmassen. Sie sind inzwischen in der Umwelt überall nachweisbar. Die Tölzer Förderschule mit derzeit elf Klassen wurde Anfang der Siebzigerjahre gebaut.

© SZ vom 10.08.2016 / veca, ihr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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