Bad Tölz:Stromsparen mit Konzept

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Tölzer Stadtrat macht nächsten Schritt zur Energiewende

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Ziel ist ambitioniert, ob es erreicht wird, steht noch in den Sternen: Der Landkreis will seine Energieversorgung bis zum Jahr 2035 auf ausschließlich regenerative Quellen umstellen. Die Stadt Bad Tölz und die Stadtwerke als Tochterunternehmen möchten dazu ihren Teil beitragen und geben nun einen Energienutzungsplan in Auftrag. Damit soll eine Datenbasis geschaffen und neue Projekte für die Energiewende entwickelt werden. Das Konzept sei "als Instrumentarium und als Kompass zu verstehen", sagte Stefan Drexlmeier, Geschäftsführer der Energiewende Oberland (EWO), im Tölzer Stadtrat. Der Ausschreibung für diesen Plan stimmte das Gremium ohne weitere Debatte zu.

Der Landkreis verfügt bereits über ein Integriertes Klimaschutzkonzept. Das gebe aber nicht vor, was einzelnen Städte und Gemeinden für die Energiewende tun können, sagte Drexlmeier. "Jede Kommune ist anders zu betrachten in dem, was sie für sich machen kann." Den Energienutzungsplan bezeichnete der EWO-Geschäftsführer als Gesamtpaket, das die Daten des Forschungsprojekts "Inola" beinhalte, Potenziale in Tölz aufliste, die Möglichkeiten beschreibe, Energie einzusparen, einen Maßnahmenkatalog umfasse und einen Akteursdialog mit allen in Gang setze, die von Energiewende-Projekten betroffen seien. Die Kosten für das Strategiepapier bezifferte Drexlmeier auf 30 000 bis 50 000 Euro. Vom bayerischen Wirtschaftsministerium sei eine Förderung bis zu 70 Prozent zu erwarten, sagte er. Den Rest übernehmen die Tölzer Stadtwerke.

In einem Kurzreferat wies der EWO-Geschäftsführer auf die Folgen des Klimawandels hin. So gebe es im Tegernseer Tal statistisch derzeit zwei Hitzetage im Jahr, künftig seien es acht bis zehn. Zugleich halbiere sich die Zahl jener Tage, an denen im Oberland eine geschlossene Schneedecke liege. Als Vorteile der Energiewende nannte Drexlmeier nicht nur die Unabhängigkeit der Energieversorgung von politisch instabilen Ländern wie Russland, sondern auch die regionale Wertschöpfung. Die habe vor zwei Jahren bei 116 Millionen Euro in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Miesbach gelegen, zu erwarten seien künftig circa 600 Millionen. "Das ist richtig viel Geld." Immerhin stammten 14 Prozent des Stroms und 80 Prozent der Wärme momentan nicht aus regenerativen Energiearten.

Das neue Energiekonzept für Bad Tölz soll nach Angaben von Bürgermeister Josef Janker (CSU) dem Stadtrat in seinen Entscheidungen helfen, aber auch "Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen". Das Paket liefere "neutrales Material" für weitere Projekte, sagte Janker. Konkrete Aussagen erhofft sich Franz Mayer-Schwendner (Grüne). Zum Beispiel dazu, wo ein Biomasse-Heizkraftwerk im Kurviertel am sinnvollsten sei. Auf Nachfrage von Robert Paintinger (CSU) erklärte Drexlmeier, dass der Freistaat auch die Begleitung bei der Umsetzung des Energiekonzepts finanziell fördere, nicht hingegen automatisch einzelne Maßnahmen. Allerdings wies er darauf hin, dass die Chance, staatliche Gelder zu erhalten, mit einem Plan höher sei. "Nur wer ein Konzept hat, bekommt eine Förderung", meinte der EWO-Geschäftsführer. Der Grund: "Man will einen Fleckerlteppich vermeiden."

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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