Alpenüberquerung mit dem Rad:Strampeln fürs P-Seminar

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Chefarzt Hans Ulrich Kreider-Stempfle und Oberärztin Dörte Melchers-Schwarz unterstützen Simon Gotzler (vorn) und die Mitschüler bei der Vorbereitung. (Foto: privat)

15 Tölzer Gymnasiasten wollen im September mit dem Fahrrad die Alpen überqueren. Darauf bereiten sie sich bereits jetzt mit fachkundiger Unterstützung vor - das Ergebnis wird bewertet

Von Sophia Joos, Bad Tölz

Mit dem Mountainbike über die Alpen an den Gardasee fahren - das haben sich 15 Schüler des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums vorgenommen. Die beiden jungen Frauen und 13 jungen Männer des Projekt-Seminars von Andreas Polke planen und trainieren schon jetzt. Bis sie am 25. September in Ehrwald starten können, ist viel zu tun - die Schüler der Q 11 organisieren alles selber. Und dafür werden sie auch benotet. Die Note für das Seminar setzt sich aus der Routenplanung, den Protokollen, welche die Schüler über die Planung ihrer Trainingseinheiten erstellen, und ihre Mitarbeit zusammen.

Die etwa 280 Kilometer nach Torbole am Gardasee wollen die Schüler in sechs Tagen zurücklegen. Dafür werden sie ein sogenanntes Road-Book angelegen. Darin wird jede einzelne Kreuzung auf ihrem Weg bildlich dargestellt und die Entfernung zur nächsten genau festgehalten. Des weiteren werden in diesem Buch Gefahrenstellen eingezeichnet - etwa ein Engpass, ein Grat oder auch ein Schotterweg. Die Schüler wollen pro Tag ungefähr 60 Kilometer und 1500 Höhenmeter zurücklegen, wofür sie im Schnitt sieben Stunden Fahrtzeit veranschlagen. "Manchmal werden es mehr Höhenmeter sein, dafür ist dann die Strecke kürzer", erklärt der 17-jährige Simon Gotzler.

Er und seine Mitschüler kümmern sich auch selbständig um die Organisation der Schlafstätten. Wegen des unberechenbaren Wetters im September haben sie sich gegen Hütten und für Hotels entschieden. Die Strecke verläuft dementsprechend von Schlafstätte zu Schlafstätte, wobei die erste Etappe von Ehrwald bis kurz nach Langdeck führt. Von dort geht es weiter nach Nauders und dann nach Lana bei Bozen. Am vierten Tag fahren die Schüler nach Cloz im Trentino und von dort nach Cavedago. Beim letzten Streckenabschnitt fahren sie über Riva del Garda nach Torbole. Weil sie sich für Hotels entschieden haben, müssen sie weniger Gepäck mitnehmen, denn für die Verpflegung ist so gesorgt. Damit alle fit genug für die Alpenüberquerung sein werden, müssen sie jetzt schon trainieren.

Auch ihre Trainingsprogramme entwickeln sie selbst. Gotzler holte sich dabei Unterstützung bei der Asklepios Stadtklinik in Bad Tölz. Zunächst unterzogen sich er und alle anderen Teilnehmer dort einem Belastungstest: Eine halbe Stunde lang strampelten sie auf einem Fahrradergometer, einem stationären Fahrrad, während zwei Ärzte von der Abteilung für Innere Medizin, Hans Ulrich Kreider-Stempfle und Dörte Melchers-Schwarz, ihre Werte überprüften. Die Mediziner setzten den Radfahrern Atemmasken auf und verkabelten sie, um ein EKG zu erstellen. Dabei wurden der Sauerstoff- und der Kohlendioxid-Anteil in der Atemluft, das Atemminutenvolumen sowie die Atemfrequenz der Schüler notiert. Auch bei der Auswertung halfen die Mediziner dem Gymnasiasten Gotzler.

Der sagt: "Ich freue mich über die Herausforderung und möchte mich ganz herzlich für die großartige Unterstützung bedanken." Kennengelernt hat er Melchers-Schwarz beim Alpenverein in Bad Tölz, so sei er auf die Idee gekommen, bei der Asklepios Klinik um Hilfe zu bitten. Die medizinischen Erkenntnisse dienen als Basis für die individuellen Trainingspläne jedes Schülers. Eine Trainingseinheit, um die Ausdauer zu steigern, besteht etwa darin, drei Stunden am Tag Fahrrad zu fahren und dabei kontinuierlich auf einen mittleren Puls zu achten. "Dazu kann man von einem schweren in einen leichteren Gang schalten oder sich einen für eine Strecke mit weniger Anstieg entscheiden", erklärt Gotzler. Für das Krafttraining gibt es Übungen, die die Oberkörper- und Beinmuskulatur stärken. Gotzler empfiehlt dafür Seil zu springen. Die Radfahrer können sich aber auch eigene Übungen für den Muskelaufbau überlegen, manche gehen auch ins Fitnessstudio. In fünf Monaten treten die Schüler noch einmal zum Leistungstest in der Asklepios-Klinik an.

Mitfahren dürfen auf jeden Fall alle, die sich zu dem Seminar angemeldet haben, begleitet werden sie von Polke und einer weiblichen Lehrkraft, die noch gefunden werden muss. Zurück nach Bad Tölz fahren die Schüler nicht mit dem Rad, sondern mit der Bahn. Vor zwei Jahren ist Polke schon einmal mit seinem P-Seminar über die Alpen geradelt. Damals sind alle sicher am Gardasee angekommen.

Gotzler ist zuversichtlich, dass auch diesmal alle die Alpenüberquerung schaffen werden. "Sollte unterwegs etwas passieren, kann man immer noch die Eltern um Hilfe bitten."

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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