Bad Tölz:Springender Funke

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Nichts ist schwerer als das, was leicht aussieht: Die "Swinging Souls" bei ihrem Auftritt in der Franziskanerkirche. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Gospelkonzert der "Swinging Souls" zugunsten der Flüchtlingshilfe wird ein großer Erfolg

Von Reinhard Szyszka, Bad Tölz

"Ausverkauft" prangte auf den Schildern am Eingang, doch das störte niemanden. Immer neue Besucherscharen strömten in die überfüllte Franziskanerkirche, und Chorleiter Ansgar Dehm persönlich verteilte die vielen Interessierten auf die wenigen freien Plätze. Da drängten sich Parallelen auf zum guten Zweck des Konzerts, denn auch die vielen Flüchtlinge, die nach Europa strömen, müssen verteilt werden. Ein derartiger Vergleich kann freilich leicht ins Zynische abgleiten, denn man darf eines nicht vergessen: Die Zuhörer waren aus freien Stücken gekommen und gingen nach dem Konzert wieder nach Hause; die Asylsuchenden hingegen wurden durch Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat vertrieben, und der Rückweg ist ihnen versperrt.

Es spricht für das Mitgefühl und die Anteilnahme der Tölzer an der Flüchtlingsproblematik, dass gerade dieses Konzert einen solchen Andrang erlebte. Und so war es nur konsequent, dass die musikalischen Darbietungen immer wieder durch Wortbeiträge unterbrochen wurden. "Weihnachten fühlt sich heuer anders an", erklärte ein Sprecher aus dem Chor gleich zu Beginn. Die Geschichte von Maria und Joseph und ihrer Herbergssuche hat ungeahnte Aktualität erhalten. Viele Menschen spüren das und helfen auf die eine oder andere Weise mit. Drei Initiativen aus dem Tölzer Raum, die sich um Flüchtlinge kümmern, erhielten Gelegenheit, sich vorzustellen. Die Vertreterin des Roten Kreuzes hatte eine junge Afghanin mitgebracht, die in eindrucksvollen Worten die Geschichte ihrer Flucht erzählte. Im Tölzer Gymnasium ist die Turnhalle durch Flüchtlinge belegt, doch ungeachtet der damit verbundenen Einschränkung des Sportunterrichts engagieren sich etliche Schüler mit Deutschkursen und anderen Hilfsangeboten. Und die Berufsschule will mit vielfältigen Bildungsangeboten die Neuankömmlinge in zwei Jahren so weit bringen, dass sie eine duale Berufsausbildung antreten können.

Zwischen all diesen drängenden Problemen und ermutigenden Aktivitäten wäre die Musik beinahe zur Nebensache verkommen, wäre da nicht das leidenschaftliche Engagement der Swinging Souls gewesen, die mit diesem Benefizkonzert ebenfalls ihr Scherflein zugunsten der Flüchtlingshilfe beitrugen. In pechschwarzen Gewändern betraten die Sängerinnen und Sänger den Altarraum der Kirche, die Herren mit roten Krawatten, die Damen mit stolaartigen Tüchern geschmückt, deren Farbtöne von Orange bis Violett variierten. Mit "Goin' to Bethlehem, See that Baby" von Jay Althouse begannen sie ihr Programm, und die geradezu überschwängliche Begeisterung des Chors ließ sofort den Funken überspringen.

Die Swinging Souls sind ein Chor mit Schwerpunkt Gospel, der seit 1999 unter der Leitung von Ansgar Dehm steht. Bei den Choristen sieht man erfreulich viele junge Gesichter, doch auch einige ältere Semester sind darunter. Der Einzugsbereich reicht von Wolfratshausen im Norden bis nach Neu-Fall im Süden, von Bichl im Westen bis Waakirchen im Osten.

Natürlich sind auch hier, wie bei fast allen Laienchören, die Herren deutlich in der Unterzahl, doch Dehm schafft es trotzdem, einen ausgewogenen Chorklang zu erzeugen, ohne auf professionelle Verstärkung zurückgreifen zu müssen. Zu den unbedingten Pluspunkten des Chors gehören die rhythmische Präzision und die deutliche Artikulation der englischen Gesangstexte. Dabei kommt alles so selbstverständlich, so mühelos über die Rampe, dass man die harte Arbeit, die dahinter steckt, kaum ahnt.

Es ist wie so oft: Nichts ist schwerer als das, was leicht aussieht. Beim Konzert in der Franziskanerkirche standen ausschließlich Gospels mit weihnachtlichen Themen auf dem Programm: "Virgin Mary had a baby boy", "Shepherds, run to the manger", "See the tiny child" und viele mehr. Bei den meisten Liedern lieferte Helmut Antretter die diskrete, dabei durchaus virtuose Begleitung am Keyboard.

Mehrere Sängerinnen und Sänger des Chors waren mit kleineren oder größeren Soloaufgaben betraut, die sie eindrucksvoll bewältigten; auch der Dirigent drehte sich gelegentlich zum Publikum und ließ seine Solostimme hören. Zu den Höhepunkten gehörte die letzte Zugabe "Silent Night", eine Solonummer Dehms, sanft grundiert vom "Stille Nacht" des Chors mit englischem Text. Und so erfreulich das Konzert in musikalischer Hinsicht verlief, so erfolgreich war es auch für seinen guten Zweck: Das Benefizkonzert brachte einen Betrag von 2607,46 Euro ein, den die Swinging Souls auf 3000 Euro erhöhen. Jede der drei Initiativen und Gruppen soll 1000 Euro bekommen.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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