Bad Tölz:Sparkasse unter Druck

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Das Kreditinstitut musste 2015 acht Stellen abbauen und fünf Filialen im Landkreis schließen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen steht unter Druck. Zum einen macht ihr die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu schaffen, weil ihr zunehmend die Zinsüberschüsse fehlen, zum anderen fordert die Bankenaufsicht seit den Finanzkrisen eine stetig wachsende Eigenkapitalquote. Vereinfacht ausgedrückt: Sie nimmt weniger ein, muss aber mehr sparen. Deshalb müsse man künftig Kosten reduzieren und "die Struktur verschlanken", sagte Vorstandsvorsitzender Walter Obinger am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Damit hat die Sparkasse schon begonnen. Der Personalstand sank im Vorjahr von 491 auf 483 Beschäftigte, weil Stellen gestrichen und nicht mehr nachbesetzt wurden. Das Kreditinstitut machte seit Anfang 2015 die Filialen auf der Flinthöhe in Bad Tölz, Arzbach, Sachsenkam, Gelting und Bichl dicht und stellte dafür Selbstbedienungscenter mit Bargeldautomat und Kontoauszugsdrucker auf. In Gaißach und Reichersbeuern betreut nur mehr ein Team beide Zweigstellen. In der Jachenau und in Walchensee soll das bisherige Angebot bleiben, um den Kunden den langen Weg zur nächsten Filiale zu ersparen. Neben der EZB-Politik spielte bei diesen Entscheidungen auch das veränderte Verhalten der Kunden eine Rolle, die ihre Bankgeschäfte immer häufiger online abwickeln. Das sei jedoch "kein Rückzug aus der Fläche", sagte Obinger. Wie es weitergeht? "Wir werden die Entwicklung beobachten und gegebenenfalls weitere Maßnahmen einleiten", hielt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Reinhard Bredtmann alle Optionen offen.

Vorsitzender Walter Obinger (2. v.re.) und sein Stellvertreter Reinhard Bredtmann (li.) verlassen die Sparkasse. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem Geschäftsjahr 2015 zeigte sich Obinger zufrieden. Trotz des "nie gekannten Zinsumfelds" habe die Sparkasse ihre Marktführerschaft behaupten können. Die Einlagen der Kunden und die Ausleihungen (Kredite) stiegen, der Wertpapierumsatz wächst wegen der minimalen Zinsen bei traditionellen Geldanlagen wie etwa Sparkonten. Deshalb erhöhte sich auch das Kundengeschäftsvolumen - "eine wichtige Größe", wie Obinger sagte. Das Eigenkapital mit 138 Millionen Euro erfülle schon heute die künftig noch strengeren Forderungen der Bankenaufsicht. Allerdings schmolz der Gewinn gegenüber 2014 von 2,84 auf 2,67 Millionen Euro. "Das ist nicht gravierend", urteilte Obinger.

Von der Sparkasse fließt auch Geld in den Landkreis. Sie zahlte 1,84 Millionen Euro Gewerbesteuer, zudem 190 000 Euro für Grundsteuer und Fremdenverkehrsbeitrag. Außerdem gab sie Spenden insgesamt von 472 000 Euro für Vereine, Schulen, Kindergärten, Kultur, Jugend- und Umweltorganisationen. Die Stiftung der Sparkasse förderte in den 25 Jahren ihres Bestehens viele Projekte in Sport, Kultur und Umwelt mit insgesamt 760 000 Euro. Nach wie vor sei das Kreditinstitut "der größte nicht-staatliche Förderer von Vereinen und Institutionen im Landkreis", betonte Obinger.

An eine Fusion mit anderen Sparkassen denkt man in den Vorstandsetagen in Bad Tölz nicht. Größe sei nicht alles, sagte Obinger. Ein Beweis dafür sei der anstehende Wechsel auf der Führungsebene. Obinger geht zum 30. September in den Ruhestand, seine Nachfolgerin ist Vorstandsmitglied Renate Waßmer. Ihr Stellvertreter wird dann Christian Spindler, der seit 1991 in der Sparkasse Tölz-Wolfratshausen arbeitet und derzeit die Kreditabteilung leitet. Er bringe "den Geist des Hauses mit" und stehe für Kontinuität, sagte Spindler. Der bisherige Stellvertreter Reinhard Bredtmann verabschiedet sich 2017 in den Ruhestand, ein Nachfolger im Vorstand soll bis Ende Juni feststehen.

Und dann ging es nochmals um die Europäische Zentralbank. Dieser Tage erhielt Obinger ein umfangreiches Schreiben der EZB, die exakt 101 Daten von jedem Kunden der Sparkasse haben möchte, der einen Kredit von mehr als 25 000 Euro oder ein Minus auf dem Girokonto von mehr als 100 Euro hat. Das sei gewiss mit Mehrkosten für Personal und EDV verbunden, sagte der Vorstandsvorsitzende. Ungewiss sei hingegen, wie es dabei um den Datenschutz bestellt sei und welchen Erkenntnisgewinn die EZB aus alledem ziehen wolle.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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