Hightech-Halle:Retter aus aller Welt

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Mehr als 12 000 Einsatzkräfte haben seit der Inbetriebnahme 2008 in Bad Tölz trainiert. Und der Bedarf wächst weiter.

Das Bergwacht-Zentrum wurde 2008 in Bad Tölz eröffnet. Die Halle am westlichen Ende der Flinthöhe kostete 6,8 Millionen Euro, wovon die Bergwacht Bayern etwa 3,9 Millionen, der Freistaat 2,4 Millionen zahlten. Der Ausbau in den vergangenen zwei Jahren kommt auf gut 4,8 Millionen Euro. Das Zentrum bietet zwei Hubschrauber-Flugsimulatoren, ein Trainingshaus, ein Becken, das in ein Steilgelände und in einen See verwandelt werden kann, zwei fast 18 Meter aufragende Kletterwände, zwei ebenso hohe Baumstämme, zwei Gondeln und einen Sessellift, Schachtsysteme, einen Höhlengang, Testanlage für Materialproben, einen Bergwetterraum, ein notfallmedizinisches Zimmer, eine technische Werkstatt, Umkleiden und Lager.

In der Halle übt nicht bloß die Bergwacht. Zum Training kommen auch Feuerwehren, Polizei, Wasserwachten und DLRG, außerdem die Luftretter der Landes- und Bundespolizei, des ADAC, der Bundeswehr und der DRF-Luftrettung. Dazu gibt es weitere Partner wie die Bergwacht im Deutschen Roten Kreuz, das Havariekommando des Bundes in Cuxhaven oder den Verband Deutscher Seilbahnen. Der Kern der Teilnehmer komme aus Bayern, sagt Roland Ampenberger, Vorsitzender der Stiftung Bergwacht. Seit 2008 übten insgesamt 12 000 Rettungskräfte in Bad Tölz. Allein heuer sollen es rund 3200 werden, die an 190 Tagen kommen. Für Ampenberger ist es "ein erheblicher Aufwand", den Trainingsbetrieb zu organisieren. Das Bergwacht-Zentrum zieht auch international Aufmerksamkeit auf sich. Immer wieder kommen Gäste aus Österreich, Italien und der Schweiz, auch aus anderen europäischen Ländern. Unlängst seien Vertreter der Royal Navy aus Australien da gewesen, sagt Thomas Griesbeck, stellvertretender Geschäftsführer der Bergwacht Bayern. Er listet mehrere Vorteile des Zentrums auf: Alle Rettungsorganisationen könne man hier "unter einen Hut bringen", zusammen entwickelten sie standardisierte Verfahren für Einsätze, das Training finde unabhängig von Unsicherheitsfaktoren wie dem Wetter statt, was Planungssicherheit schaffe. Hinzu kommt Griesbeck zufolge noch, dass Übungen in der Halle nicht so gefährlich seien wie im Freien.

Im Landkreis hat die Bergwacht drei Bereitschaften: Bad Tölz, Lenggries und Kochel. Die Zahl der aktiven Mitglieder beträgt insgesamt gut 160. Meist müssen sie ausrücken, um Freizeitsportler zu retten. "Grundsätzlich ist der gesellschaftliche Zuspruch zur Nutzung der Berge für Erholung und Sport nach wie vor ungebremst hoch", heißt es im Jahresbericht 2015 der Bergwacht Bayern. An erster Stelle stehen verunglückte Skisportler (3410), gefolgt von Wanderern (1210), Snowboardern (836), Mountainbikern (453), Bergsteigern (399) und Gleitschirmfliegern (108). Die Zahl der Einsätze blieb in den vergangenen Jahren ungefähr gleich.

© SZ vom 08.04.2016 / sci - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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