Gotteshaus und Gastwirtschaft, Kirche und Küche, Barock und Bier - das gehört in jenen Landstrichen, wo Bayern am bayerischsten ist, unverbrüchlich zusammen. Barbara Schwarz hat dieses Nebeneinander in ihrer Kindheit selbst erlebt. Sie wuchs im Gasthaus Zantl auf, gleich neben der Mühlfeldkirche in Bad Tölz. Damals, erzählt sie, habe es noch viele Stammtische gegeben. Gleich nach der Messe kamen die Leute ins Wirtshaus, zum Essen, zum Reden, zum Zuhören. Ein sozialer Treffpunkt in einer Zeit, als kaum jemand einen Fernseher besaß, als es noch keine Computer und schon gar keine sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter gab. Das ist längst vorbei. Aber noch immer stehen in vielen Ortschaften die Kirchen mit ihren Kunstschätzen neben den Gasthäusern mit ihren Genüssen. Davon erzählt Barbara Schwarz in ihrem Buch "Bier und Barock", mit dem sie den Leser auf neun Touren durch das bayerische Voralpenland mitnimmt.
Die Ausflüge führen durch das Blaue Land um Benediktbeuern und Murnau, durch das Tölzer Land, vom Ammerland ins Loisachtal, vom Walchensee ins Werdenfelser Land, ins Tegernseer Tal, von Miesbach ins Leitzachtal, um den Taubenberg ins Mangfalltal und ins Chiemgau. Die Strecken kennt die Autorin und ehemalige Tölzer Stadtführerin aus dem Effeff, schließlich hat sie dort in den vergangenen Jahren immer wieder Radtouren angeboten, an denen meist zwölf bis 15 Gäste teilnahmen. Kenntnisreich schildert sie die Geschichte von Orten und Kirchen, schwärmt von Kunstschätzen wie Fresken, Gemälden, Altären und Stuckaturen. Die Künstler, sagt sie, "liegen mir sehr am Herzen". Die Wessobrunner Meister, der barocke Kirchenmaler Hans Georg Asam, der unter anderem die Fresken der Klosterkirche in Benediktbeuern schuf, die Stuckateure der Schlierseer Schule.
Aus ihrem 204 Seiten dicken Buch ist dennoch kein kunsthistorischer Reiseführer geworden. Der Leser erfährt auch, wo er einkehren kann, welches Gasthaus welche Spezialitäten anbietet. Und vor allem, wo er ein gutes Bier bekommt. Zum Beispiel in der Brauerei Reutberg mit seinem Klosterhell und 250 Holzfässern, die sommers "mehrere Male gepicht" würden, "was heutzutage nur noch selten vorkommt". Oder vom noch jungen Mühlfeldbräu in Bad Tölz, der die schon ausgestorbene Brautradition in der Kurstadt wiederbelebte. Die gerade neu eröffnete Brauerei und Gaststätte von Andreas Binder im Kurviertel kommt in ihrem Werk nicht vor, weil es zuvor schon in Druck gegangen war. Schwarz freut sich über diese Entwicklung in Bad Tölz, das einst 22 Brauereien hatte, dann gar keine mehr und nun wieder zwei mitsamt Gasthaus. "Ich finde es ganz toll, wenn das nun wieder neu entsteht, wenn die Leute wieder gerne dort sitzen und zusammenkommen."
Alle neun Touren hat Barbara Schwarz, die etwa anderthalb Jahre lang an dem Buch arbeitete und oftmals um 6 Uhr früh schon zum Schreiben aufstand, mit Tipps für Besichtigungen, Festen, Führungen und Einkehrmöglichkeiten garniert. Vor jedem Kapitel findet sich eine handgezeichnete Karte der Routen. Eine Besonderheit des Vademecums durch das Voralpenland sind die zahlreichen Fotografien, die fast allesamt von Schwarz selbst stammen. Das Fotografieren, sagte sie, "ist eine Leidenschaft von mir". Auch das war nicht immer leicht. Wegen der Unbilden des Wetters sei sie stets aufgebrochen, "wenn schönes Wetter war, und habe geschaut, dass ich die Bilder kriege", erzählt sie.
Das neue Buch ist das zweite, das Schwarz geschrieben hat. Vom ersten mit dem Titel "Der Isarwinkel und Bad Tölz" hat sie rund 5000 Exemplare verkauft. Von "Bier und Barock" gibt es 4000 Exemplare, die zum Preis von je 22,90 Euro in den örtlichen Buchhandlungen zu bekommen sind. Die neun Touren mit dem Untertitel "Für Leib und Seele" könne man mit dem Radl, aber auch mit dem Auto absolvieren, sagt Schwarz. An den Schreibtisch will sie sich künftig nicht mehr setzen. Die Frage nach einem dritten Buch beantwortet sie kurz: "Nein, das war so viel Arbeit."
Barbara Schwarz: "Bier und Barock - 9 Touren für Leib und Seele ins Bayerische Voralpenland", 22,90 Euro, Verlag Michael Volk