Bad Tölz: Osterleite:Unerträgliche Verkehrssituation

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Die Anlieger der Osterleite wollen einen Kreisverkehr mit allen Mitteln verhindern - und drohen notfalls mit Protesten nach Stuttgarter Vorbild.

Suse Bucher-Pinell

Rund 13 000 Autofahrer benutzen täglich die Osterleite, eine Hauptverkehrsachse innerhalb des Tölzer Stadtgebiets, um vom Isartal und dem Kurviertel in Richtung Schulzentrum, Flinthöhe oder ins Gewerbegebiet Farchet zu gelangen. Anlieger bezeichnen die Verkehrssituation als "unerträglich" und sehen ihre Wohn- und Lebensqualität "gravierend verschlechtert".

Die Anlieger der Tölzer Osterleite befürchten, dass Autofahrer durch einen Kreisverkehr geradezu angelockt würden. (Foto: dpa)

Deshalb laufen sie Sturm gegen einen Kreisverkehr an der Kreuzung Lenggrieser Straße/Osterleite, der den Verkehr statt der bestehenden Ampel künftig regeln soll. Durch ihn befürchten sie noch mehr Lärm und Abgase vor ihrer Haustür, weil die Autofahrer dann nicht durch Stau vor der Ampel abgeschreckt, sondern durch fließenden Verkehr geradezu angelockt und Fußgänger gefährdet werden.

Die Stadt führt den besseren Verkehrsfluss als wesentliches Argument für den rund 450 000 Euro teuren Kreisel an, mit dessen Bau im August begonnen werden soll. "Aus unserer Sicht wird sich das Verkehrsaufkommen nicht erhöhen", sagt Bürgermeister Josef Janker (CSU). "Wir wollen nicht noch mehr Durchgangsverkehr", schimpft dagegen Peter Lax, der Sprecher der Anlieger. Er sähe die Autos lieber auf der bestehenden Umgehungsstraße.

Fast zwei Monate haben die Anlieger auf einen Austausch mit dem Bürgermeister gewartet, um mit ihm über Verbesserungsvorschläge zu sprechen. Die haben sie Anfang Mai in einem ausführlichen Schreiben an Janker geschickt. Am Montagabend saßen zeitweise über 50 Anwohner auch aus benachbarten Straßen drei Stunden lang im großen Sitzungssaal des Rathauses Janker, Bauamtsleiter Christian Fürstberger und dem Leiter des städtischen Verkehrswesen, Alexander Schindler, gegenüber, um ihrem Ärger Luft zu machen.

Denn beim Thema Osterleite schwingen viele Emotionen mit. "Warum geben Sie uns nie das Gefühl, dass Sie verstehen, wovon wir reden und dass Sie sich kümmern?", fragte eine junge Frau. "Wir sind seit 25 Jahren die Deppen von Tölz", setzte eine andere Anwohnerin hinzu. Janker versuchte zu beschwichtigen: "Wir nehmen Sie ernst, es ist halt bloß kein Wunschkonzert."

Was die Anlieger wünschen, haben sie genau aufgelistet. Auf keinen Fall einen Kreisel, dafür grundsätzlich Tempo 30, Verkehrskontrollen, um Raser zu stoppen und Lastwagen zu erwischen, die die Verbindung verbotenerweise nutzen. Sie schlagen auch die Öffnung anderer Straßen zur Entlastung vor: Die Nockhergasse könnte demnach zwei- statt wie bisher einspurig geführt, die Sonnleiten in Richtung Karwendelstraße geöffnet, die Eisenbahnbrücke Gaißacher Straße/Am Schuss, die wegen Baufälligkeit seit einigen Jahren nur noch für Fußgänger passierbar ist, ausgebaut werden.

Vor allem drängen sie auf ein gesamtstädtisches Verkehrskonzept. Die Stadt macht das abhängig von der Nordumfahrung. Erst wenn sie sicher gebaut wird, soll es beauftragt werden. Für die Nordumfahrung steht das Planfeststellungsverfahren an, ehe sie in Angriff genommen wird, wird es noch Jahre dauern.

Janker notierte sich die Anregungen und will Verschiedenes der Verkehrskommission vorlegen. Im Notfall wollen die Anlieger nach dem Vorbild von "Stuttgart 21" auf die Straße gehen.

© SZ vom 06.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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