Bad Tölz:Orgelfeuerwerk

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Organist Christoph Heuberger und Trompeter Josef Kronwitter. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Silvesterkonzert in der Tölzer Stadtpfarrkirche

Von Reinhard Szyszka, Bad Tölz

Bei vielen Menschen besteht ein echtes Bedürfnis, das Jahr mit einem festlichen Konzert ausklingen zu lassen - gerade ein solches Jahr wie das zurückliegende, das an Schreckensnachrichten reich war. Christoph Heuberger, Kirchenmusiker an der Tölzer Stadtpfarrkirche, hatte sich für sein Silvesterkonzert mit dem Trompeter Josef Kronwitter zusammengetan. Die Kirche war so gut gefüllt wie nur selten zu rein musikalischen Anlässen. Schon eine Viertelstunde vor Beginn war kaum mehr ein Platz zu ergattern.

Kronwitter und Heuberger hatten ein gemischtes Programm aus Barock und Romantik zusammengestellt. Werke mit und ohne Trompete alternierten, was nicht nur den Zuhörern klangliche Abwechslung bot, sondern auch dem Trompeter und seinem Instrument die notwendigen Erholungspausen gönnte. Die beiden Musiker begannen mit der "Ankunft der Königin von Saba" aus Händels Oratorium "Salomo", einem lebhaften, optimistischen Stück. Kronwitter blies kultiviert und klangschön; dass er bei sehr langen Phrasen gelegentlich den einen oder anderen Ton auslassen musste, um Luft zu schnappen, liegt in der Natur der Sache. Heuberger, der die Orgel der Stadtpfarrkirche natürlich kennt wie seine Westentasche, begleitete diskret. Bei der anschließenden d-Moll-Fuge von Bach, die ohne das zugehörige Präludium erklang, horchten alle Geiger im Publikum auf, hat Bach doch hier einen Satz aus seiner eigenen Violin-Solo-Sonate für die Orgel umgeschrieben.

Es folgte eine zehnsätzige Suite des französischen Barockmeisters Joseph Bodin de Boismortier. Bis auf den Kopfsatz waren alle Sätze von lapidarer Kürze: Kaum hatte man sich hineingehört, war es schon wieder vorbei. Die gemeinsamen Einsätze von Trompete und Orgel klappten nicht immer reibungslos; dennoch gelangen den beiden Musikern einige sehr schöne Nummern, und Kronwitter erlaubte sich gelegentlich bei den Wiederholungen stilgerechte Auszierungen seiner Melodie.

Mit Mendelssohns Andante und Variationen, einem reinen Orgelwerk, betrat Heuberger erstmals die Gefilde der Romantik. Die gemeinsamen Stücke für Trompete und Orgel waren aber weiterhin der Barockmusik entnommen, so dass das Konzert ab dieser Stelle ein stilistisches Wechselbad bot: Barockes für Orgel und Trompete, Romantisches für die Orgel allein. Bei der Kombination des Komponistennamens "Tomaso Albinoni" mit dem Werktitel "Adagio" denkt natürlich jeder sofort an das überpopuläre g-Moll-Stück. In Bad Tölz aber erklang ein Adagio in B-Dur, welches gegenüber dem bekannteren Werk den Vorzug besitzt, auch tatsächlich von Albinoni zu sein. Über einer einfachen Ostinato-Begleitung der Orgel spannte Kronwitter weite Melodiebögen und zeigte erneut seine Kunst der barocken Verzierung.

Das zu Ende gegangene Reger-Jahr hinterließ ebenfalls seine Spuren im Programm: Christoph Heuberger bot eine Auswahl aus den Zwölf Orgelstücken op. 59 von Max Reger. Der Organist meisterte die technischen Schwierigkeiten der Werke und glänzte mit souveräner Gestaltung und farbiger Registrierung. Ausgerechnet bei der Vorstellung des Fugenthemas im Pedal unterlief ihm ein kleiner Fehler! Doch keine Sorge; das Thema war noch oft genug zu hören, so dass Heuberger diese Scharte auswetzen konnte.

Der "Sonnenpsalm aus Dalarna" des schwedischen Komponisten Oskar Lindberg ist ein schwermütiges, folkloristisches Stück, das so gar nichts von Sonnenglanz ausstrahlt. Es war dies das einzige quasi-romantische Trompetenwerk des Abends, und Kronberger blies es mit gedecktem Ton und ruhigem Legato. Das gedruckte Programm klang aus mit der Fanfare D-Dur des Belgiers Jacques-Nicolas Lemmens. Und obwohl Lemmens ein Zeitgenosse von Anton Bruckner war, erwies sich seine Fanfare als neobarockes Werk mit Orgelfeuerwerk und Trompetenglanz. Gelegentlich haperte es an der Koordination zwischen den beiden Instrumenten, vor allem kurz vor dem Ende. Dennoch war der Beifall groß, und das Publikum erklatschte sich zwei Zugaben: die bekannte Hornpipe aus Händels Wassermusik und das noch berühmtere "Jesus bleibet meine Freude" von Bach.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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