Bad Tölz:Nachbarn drohen mit Klage

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Die Anwohner wehren sich gegen die abgespeckten Hotel-Pläne in Bad Tölz. Das "Low-Budget"-Haus bringe der Stadt nichts - doch der Bau könnte Grundwasser in die umliegenden Keller drücken.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Gegen das Hotelprojekt der Firma Arcus an der Arzbacher Straße regt sich Widerstand. In einem Schreiben, das 25 Unterschriften trägt, kündigen Anlieger vom Isarleitenweg, der Adelheidstraße, der Bockschützstraße und der Arzbacher Straße an, dass sie sich rechtliche Schritte gegen den Bau des Hotels mit knapp 300 Betten, fünf Häusern mit Eigentumswohnungen und eines vierstöckigen Sportstudios vorbehalten. Sie befürchten, dass sie in ihren eigenen Anwesen erhebliche Probleme mit dem Grund- und Schichtenwasser bekommen, wenn die zwei geplanten Tiefgaragen unter dem Hotel und den Wohnblocks entstehen. Außerdem kritisieren sie, dass die Hotelpläne in der inzwischen abgespeckten Version "ohne erkennbares Alleinstellungsmerkmal" für Tölz seien.

Schon jetzt stehe das Wasser im Keller einiger Häuser rings um das Areal an der Arzbacher Straße, erzählt Andreas Graf von Schweinitz, der in der Adelheidstraße wohnt und als Sprecher der Gruppe fungiert. Einer seiner Nachbarn habe unten sogar eine Pumpe stehen, um das Wasser aus dem Souterrain zu bekommen. Die beiden geplanten Tiefgaragen zögen sich quer über das gesamte Gelände parallel zur Isar, während die unterirdischen Wasserströme von der Asklepios-Klinik hinunter zum Fluss verliefen. "Das Problem ist: Was macht das Wasser dann?", fragt Graf von Schweinitz. Aus dem Bauamt der Stadt erfuhr er, dass dies mit einer sogenannten Unterdükerung gelöst werden soll - also mit Rohren und Durchlässen, die unter den Tiefgaragen hindurch führen. "Aber das kostet sehr viel Geld, und wenn es einem Bauträger nichts bringt, macht er es auch nicht gescheit", sorgt sich der Sprecher der Anlieger. Die fordern deshalb eine Untersuchung durch einen neutralen Sachverständigen, der ein Bodengutachten erstellen soll. Er soll bestätigen, dass das Areal im geplanten Umfang bebaubar ist, ohne dass die benachbarten Grundstücke während oder nach den Arbeiten beeinträchtigt werden. Geschehe dies nicht, kehre sich die Beweispflicht später um, befürchtet Graf von Schweinitz. Dann müssten die Nachbarn der österreichischen Firma Arcus nachweisen, dass die möglichen Wasserprobleme in ihren Kellern wirklich von den Neubauten herrühren.

Überhaupt bezweifeln die Anlieger, dass das neue Hotel mit voraussichtlich 147 Doppelzimmern an der Arzbacher Straße und das neue Spa "Natura Tölz" an der Bockschützstraße den erhofften Aufschwung für die Kurstadt bringen. "Wir sind kein Tourismus-Standort", sagt Anwohner Franz Mettal, der früher für die Grünen im Stadtrat saß. Seine Parteikollegen dort befürworten das Projekt, das weiß auch Mettal. "Sie sagen, wir brauchen unbedingt ein Hotel, und ich frage: Ja, für was?" Für Graf von Schweinitz bringt jedenfalls "ein Low-Budget-Hotel" nichts. Um drei oder vier Sterne zu bekommen, wären ein Konferenzsaal, ein eigenes Spa, Wlan und andere Einrichtungen notwendig. Eine solche Qualifizierung ist - anders als bei den 2015 noch angekündigten zwei Luxushotels - bislang nicht mehr im Gespräch. Das moniert auch Mettal: Geplant sei nur noch "ein nichtssagendes, unterklassiges Hotel". Von der Vision einer Neuen Tölzer Hotelkultur ist nach seinem Dafürhalten nichts mehr übrig. Ähnlich äußert sich Graf von Schweinitz, der auch die geplante Zimmergröße von 21 Quadratmetern inklusive Nasszelle als viel zu klein ansieht. Die passe für Geschäftsreisende, Fahrradtouristen, die nur eine Nacht bleiben, oder auch Skifahrer, die den ganzen Tag auf der Piste sind. Für einen Gesundheitsgast oder Wellness-Urlauber müsse dagegen das Hotel selbst das Ziel sein, wo er im Bademantel vom Hotelzimmer zum Spa oder zum Physiotherapeuten gehen könne. Außerdem befürchtet der Sprecher der Anlieger, dass das Projekt an der Arzbacher Straße auch zu einem Verfall im Herzen der Kurviertels führt: Die Stadt baue der Jod AG ein Hotel vor die Nase und verlange von ihr, dass sie selbst noch ein Hotel auf ihrem Areal des Jodquellenhofs und des ehemaligen Spaßbads Alpamare plane. Das werde nicht geschehen.

Auch das Spa "Natura Tölz" sieht Graf von Schweinitz kritisch. Der Badepark in Bad Wiessee, die Seesauna in Tegernsee, das neue Trimini in Kochel - "und dann kommt Tölz mit fünf Saunen, und sonst nichts". Bei Eintrittspreisen um die 22 Euro und einem Bad, das nicht für Kinder gedacht sei, frage er sich, welche Klientel damit überhaupt bedient werden soll. Die Antwort liefert er gleich mit: "Ein älteres Publikum, das es sich leisten kann." Das sei aber nicht die Masse. Zudem müssten die prognostizierten rund 100 000 Besuchern pro Jahr vor allem im Herbst und Winter kommen, denn sommers gehe ja eher selten jemand in eine Sauna. Graf von Schweinitz ist klar, dass das Areal an der Arzbacher Straße früher oder später ohnehin bebaut wird. Aber wenn schon, "dann soll man es auch richtig machen".

Wie die Stadt zu den Einwänden der Anlieger steht, ist unklar. Auf SZ-Anfrage war am Montag keine Stellungnahme aus dem Rathaus zu bekommen. In seiner Sitzung an diesem Dienstag (16 Uhr, Feuerwehrhaus) befindet der Stadtrat über die Bebauungspläne für das Hotel, die Wohnanlage und das Sportstudio an der Arzbacher Straße. Eine Ablehnung ist nicht zu erwarten.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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