Bad Tölz:Mehr Bücher für alle

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Tölzer Stadtbibliothek und Gymnasium kooperieren

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Tölzer Stadtbibliothek und die Bücherei des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums arbeiten künftig zusammen. Für die Leser der Stadtbibliothek bedeutet dies, dass sie fortan auf die 10 000 Bände der Schulbücherei zugreifen können; die Gymnasiasten wiederum dürfen die circa 40 000 Bücher der Bibliothek nutzen. Eine technische Umrüstung ist dazu nicht notwendig, da beide Einrichtungen das gleiche Computerprogramm haben. Den Kooperationsvertrag, der vorerst für ein Jahr gilt, billigten die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss ohne Gegenstimme.

Melanie Sappl warb für das Projekt. Stadtbücherei und Gymnasium hätten gemeinsame Bildungsaufgaben, sagt die Leiterin der Stadtbibliothek. Durch die Zusammenarbeit bekämen die Schüler die Möglichkeit, gezielt zu recherchieren und wissenschaftlich zu arbeiten. Für die städtische Bücherei, die nur durch die Wachterstraße vom Gymnasium getrennt ist, verspricht sich Sappl wiederum mehr Zulauf vor allem von jungen Lesern.

Der Vertrag sieht vor, dass das Gymnasium die täglichen Arbeiten wie Katalogisierung, Ausleihe und Bestandspflege übernimmt. Damit dies gelingt, muss die Schule zumindest 20 Wochenstunden für Fachpersonal zahlen. Die Stadtbibliothek stellt ihr technisches Knowhow zur Verfügung und bietet Beratung an. Die Kosten für die Wartung und einen zusätzlichen Software-Arbeitsplatz belaufen sich heuer auf gut 2130 Euro, in den nächsten Jahren auf jeweils etwa 1250 Euro. Diese Ausgaben trägt die Stadt.

Christof Botzenhart (CSU) mochte sich damit nicht recht anfreunden. Der Stadtrat, der als Gymnasiallehrer in Geretsried arbeitet, verwies darauf, dass das Tölzer Gymnasium vom Landkreis einen Jahresetat bekommt. Daraus sei die eher geringe Summe von knapp 2000 Euro durchaus zu finanzieren, sagte er und wurde deutlich: "Ich finde es dreist, dass man uns das Geld rüberschiebt, das im Schulhaushalt locker drin ist." Gegen das Projekt selbst hatte er nichts einzuwenden. "Ich bin der Letzte, der gegen die Stärkung der Lesekompetenz von Schülern vorgeht oder den Wunsch der Stadtbibliothekarin torpediert." Botzenharts Unmut verstand Kämmerer Hermann Forster. Allerdings hielt er ihm entgegen, dass es sich bei der Kooperation um ein "Win-win-Projekt" handle, also mit Vorteilen für beide Seiten. Außerdem erhalte das Gymnasium keine Mittel fürs Fachpersonal oder eine zusätzliche Möblierung.

Der Landkreis stellt für die Kooperation kein Geld bereit. Dies hatte der Direktor des Gymnasiums, Harald Vorleuter, ursprünglich angestrebt, um staatliche Fördermittel zu generieren. Der Landkreis könne Zuschüsse jedoch nur für konkrete Projekte wie den Bestandsaufbau einer Schulbücherei oder für etwas Innovatives bekommen, sagt Sappl. "Eine Eingliederung wird nicht gefördert."

Das mochte Anton Heufelder (CSU), der die Volkshochschule in Bad Tölz leitet, nicht unkommentiert stehen lassen. Der Landkreis habe es immer "hervorragend verstanden, sich an andere Stellen abzuspatzen, wenn es um kulturelle Aufgaben geht", kritisierte er.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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