Bad Tölz:Letzte Runde im Leonhardi-Nachtarock

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Erst stellte er sie an den Pranger, jetzt sucht er die Aussöhnung: Beim Krisengespräch zu den Leonhardi-Exzessen musste der Tölzer Bürgermeister aufgebrachte Wirte besänftigen.

Frederik Obermaier

In der Debatte um die Leonhardi-Exzesse bemüht sich der Tölzer Bürgermeister Josef Janker um Versöhnung mit den Gastwirten. Er hatte vergangene Woche in einer Pressekonferenz acht Lokale namentlich als "Brennpunkte" der Ausschweifungen während der Wallfahrt angeprangert - zum Entsetzen der genannten Wirte. Ein Missverständnis, beteuert Janker jetzt. "Ausschließlich auf die Wirte loszugehen ist a) nicht korrekt und b) habe ich das nicht getan", sagte er am Freitag bei einem Krisengespräch mit den Tölzer Wirten.

Der Schnaps, der Rausch und Leonhardi: Nach teils heftiger Kritik an den Tölzer Gastwirten versuchte Bürgermeister Josef Janker, die Wirte zu besänftigen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nicht er, sondern die Polizei hätten in der Nachbesprechung die Lokale als "Brennpunkte" bezeichnet. Er habe das Gesagte nur an die Presse weitergegeben, beteuerte Janker. Dabei hatte er noch acht Tage zuvor das "Gasthaus", "Kult", Rock's Off", "Bodega", "Blu", "Subhouse", "Kolberbräu" und den "Turmkeller" aufgelistet und wörtlich hinzugefügt: "Das waren die Feststellungen der Polizei und von mir."

Seine Kritik am "Leonhardi-Vorglühen" und dem "Flatrate-Saufen", das manche Wirte angeboten haben sollen, wiederholte Janker am Freitag. "Das ist aber nicht etwas, was ich mit euch allen bespreche, sondern mit dem, den es betrifft", versicherte Janker im Rathaus den versammelten Lokalbesitzern. Dass einige Gastronomen nach Jankers Pressegespräch damit in Verbindung gebracht worden sind, sei nicht seine Schuld. "Da habe ich keinen Namen dazu gesagt."

Der Bürgermeister hatte vergangene Woche diejenigen Tölzer Wirte kritisiert, "die Flatrate anbieten, die Tafeln schreiben 'Leonhardi-Vorglühen'" und namentlich das "Rock's Off" genannt. Janker bestreitet dies. Er habe "ganz allgemein" gesprochen: "Wenn ich gesagt hätte, dass das jetzt dem 'Rock's' gilt, dann darf das drinstehen, das habe ich aber nicht gesagt." Von Jankers Kritik hatten die Gastwirte vergangene Woche aus der Zeitung erfahren. "Man hätte vielleicht mit den Einzelnen reden sollen, bevor das in der Zeitung steht, dann wäre das gar nicht so eskaliert", beklagte Markus Gerg vom Lokal "Bodega" - "ein kurzer Anruf hätte genügt".

Dass die Tölzer Leonhardi-Fahrt heuer ausgeartet ist, sei sicherlich nicht die alleinige Schuld der Wirte, betonte Janker am Freitag. Er sprach vielmehr von einem "ganzen Konglomerat an Ereignissen", das dazu geführt hätten, "dass es ein extremeres Leonhardi gewesen ist". Für das kommende Jahr wiederholte er seine Ankündigung eines Sicherheitskonzept. Die Stadt werde zudem für mehr öffentliche Toiletten sorgen.

Bereits im Vorfeld der nächsten Traditionswallfahrt will Janker mit den Gastronomen besprechen, wie Exzesse verhindert werden können. "Ich erwarte schon von jedem ein bisschen Konstruktivität, dass wir in Zukunft solche Probleme untereinander lösen", sagte Peter Frech, der Inhaber der Tölzer Diskothek "Blu". An Leonhardi gleich gar nicht zu öffnen, komme für ihn jedoch nicht in Frage. "Bloß weil es ein kirchliches Event gibt, kann ich nicht das Lokal schließen."

Sinnvoller sei es, Leonhardi künftig nicht mehr an einem Samstag zu feiern, betonte "Bodega"-Inhaber Markus Gerg. Wenn die Pferdewallfahrt montags, dienstags oder mittwochs stattfinde, müssten die Auswärtigen zweimal freinehmen - "einen Tag zum Feiern, einen Tag zum Ausschlafen".

Sollte es im nächsten Jahr an Leonhardi erneut zu Auswüchsen kommen, werde er das auch ansprechen, kündigte Janker an. "Mit Sicherheit" werde er dann aber keine Namen nennen.

© SZ vom 27.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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