Bad Tölz:Lese-Boom in der Stadtbibliothek

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Die neue RFID-Funktechnik erleichtert Leiterin Melanie Sappl und ihren Angestellten die tägliche Arbeit in der Tölzer Stadtbibliothek. (Foto: Manfred Neubauer)

Immer mehr Leute wollen immer mehr Bücher ausleihen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Über einen Mangel an Lesern kann sich die Tölzer Stadtbibliothek nicht beklagen. Im Gegenteil, die Zahl der Besucher und der Ausleihen nahm seit 2010 kontinuierlich zu. "Es freut uns, dass wir entgegen dem bundesweiten Trend erfolgreich sind", sagte Leiterin Melanie Sappl vor Kurzem im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats. Die Stadtbibliothek gehöre mit zehn Ausleihen pro Tag zu den leistungsstärksten ihrer Art in ganz Bayern. Anders ausgedrückt: "Im Jahr räumen wir die Bücherei vier Mal aus und wieder ein", veranschaulichte Sappl.

Voriges Jahr stieg die Zahl der Besucher, die in die Bücherei an der Hindenburgstraße kamen, um knapp 800 auf 65 312 an, die Ausleihen nahmen gegenüber 2014 um rund 8000 auf insgesamt 180 456 zu. Insgesamt gab es 568 Neuanmeldungen, das sind 104 mehr als im Jahr zuvor. "Deutschlandweit gehen die Ausleihzahlen um ein bis zwei Prozent zurück, wir haben ein Plus von vier Prozent - das ist eine tolle Nachricht", resümierte Sappl. Der Bestand an Medien wie Bücher, DVD, CD oder Zeitschriften beträgt 41 312.

Neben dem täglichen Betrieb erfüllt die Stadtbibliothek nach den Worten der Leiterin vor allem zwei Aufgaben. Zum einen ist sie ein Bildungspartner für die Tölzer Schulen. Mit dem benachbarten Gabriel-von-Seidl-Gymnasium schloss sie einen Kooperationsvertrag, der es den Schülern erlaubt, die Bestände der Stadtbücherei zu nutzen, und umgekehrt deren Lesern die Schulbücherei öffnet. Der andere Schwerpunkt liegt auf Veranstaltungen. Davon gab es 2015 eine ganze Menge. Mit einem Kostümfest unter dem Motto "Raus aus dem Buch" wurde das 75-jährige Bestehen der Tölzer Bibliothek gefeiert, dem schloss sich eine Reihe mit Lesungen unter dem Titel "Literatur in den Häusern" an. Dabei trug unter anderem Stadtrat und Dritter Bürgermeister Christof Botzenhart (CSU) die Filser-Briefe von Ludwig Thoma im Besprechungszimmer des Bürgermeisters im Rathaus vor. Außerdem wurde das Jubiläum mit einem Familiensamstag im Dezember begangen. Zu den festen Terminen im Jahreskalender gehörten einmal mehr das Drachengold-Erzählfestival und der Sommerferien-Leseclub, an dem sich mehr als 80 Kinder beteiligten. Um einen Preis zu gewinnen, mussten sie drei Bücher - wozu keine Comics zählten - lesen und bewerten. "Das werden wir dieses Jahr auch wieder machen", kündigte die Leiterin der Bücherei an.

Neu ist seit diesem Jahr ein Literaturkreis, in dem 15 bis 20 Teilnehmer alle sechs Wochen zusammenkommen, um über Bücher zu diskutieren. "Das läuft sehr gut", sagte Sappl. Allerdings herrsche in dieser Runde noch ein Mangel an Männern, derzeit gehörten ihm nur Frauen an. Zu ihnen zählt auch Stadträtin Margit Kirste (FWG). Der Literaturkreis sei "ein ganz tolles Angebot mit einer ganz tollen Mannschaft, da herrscht eine tolle Atmosphäre", begeisterte sich Kirste.

Gut genutzt wurde auch die Dependance der Stadtbibliothek im Bäderviertel. 16 630 Ausleihen erfasste Sappl in der Kurbücherei, das sind 1814 mehr als im Jahr davor. Die Bestände habe man dort um etwa 1000 Medien aufgestockt, sagte die Leiterin. Beim digitalen Zusatzangebot "Onleihe" verzeichnete sie 280 Leser und 7410 Ausleihen. Für neue E-Books will Sappl heuer 4000 Euro ausgeben, um die Attraktivität des digitalen Angebots zu erhöhen. Darüber hinaus plant sie, die fremdsprachige Literatur auszubauen. Grund sind vor allem die Flüchtlinge, die in Bad Tölz leben. Bislang hätten sich 69 Asylbewerber angemeldet und einen Leseausweis ausstellen lassen, sagte Sappl. Ein Flüchtling arbeitete drei Wochen lang als Praktikant. Die Bücherei sei "ein Ort, wo jeder willkommen ist". Oftmals kämen die Asylsuchenden zu zweit, um Deutsch zu lernen und zu lesen - "das ist von mir auch sehr gerne gesehen".

Das Budget von 323 000 Euro hielt Sappl, die als Bibliothekschefin im April vorigen Jahres die Nachfolge von Gabriela Freudenthal antrat, wegen des Personalwechsels mehr als ein: Sie gab gut 10 000 Euro weniger aus.

Stadtbibliothek, Hindenburgstraße 21, geöffnet Dienstag und Freitag von 11 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 15, Donnerstag 11 bis 19 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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