Bad Tölz: Korruption im Rathaus?:Massive Vorwürfe

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Korruption und Privatfahrten mit dem Dienstauto: Das wird einem Bediensteten der Stadt in einem anonymen Brief vorgeworfen. Er selbst bestreitet das. Das Rathaus nimmt die Vorwürfe "sehr ernst".

Klaus Schieder

Massive Vorwürfe sind in einem anonymen Brief gegen einen verantwortlichen Mitarbeiter der Stadt Bad Tölz erhoben worden. In dem Schreiben, das an Bürgermeister Josef Janker (CSU), Stadträte und Presse ging, wird dem Bediensteten Korruption vorgeworfen. So habe er immer wieder städtisches Eigentum für private Zwecke verwendet oder sei beispielsweise mit dem Dienstauto zu Tennisturnieren oder Radtouren ins Ausland gefahren.

Üblicherweise, sagt Bürgermeister Janker, landeten anonyme Schreiben bei ihm "in der großen Rundablage", sprich: im Papierkorb. Dieser Brief enthalte jedoch "viele strafrechtlich bewehrte Dinge". Janker will sich deshalb Anfang nächster Woche vom Kommunalen Arbeitgeberverband zunächst juristisch beraten lassen. Er wolle erfahren, "wie man in dieser Sache weiter verfahren soll", sagte er.

Janker selbst wird vom Verfasser vorgehalten, nichts gegen die geschilderten Zustände zu unternehmen. Der Bürgermeister spricht von "Verleumdungen und falschen Verdächtigungen", teilt jedoch gleichzeitig mit, er werde sich mit den Vorwürfen "intensiv" befassen. Allerdings könne und wolle die Stadt dies nicht selbst aufarbeiten. "Der- oder diejenige, die das verfasst hat, werden uns nicht glauben", meinte er.

Für Kämmerer Hermann Forster hat die Stadt eine "Fürsorgepflicht gegenüber jedem Mitarbeiter in jeder Richtung". Die Kommune werde sich zuerst beraten lassen, "wie wir vorgehen sollen", und dann auch das Gespräch mit dem Angeschuldigten führen. "Wir nehmen das sehr, sehr ernst, die Anonymität ist nicht der Faktor, um zu sagen, das vergessen wir", sagte Forster.

Als "sehr traurig" bezeichnete der beschuldigte Mitarbeiter die anonymen Vorwürfe gegenüber der SZ. Sie seien "an den Haaren herbeigezogen" und rückten "alles in ein schlechtes Bild", sagte er. Der Bedienstete erfuhr erst am Donnerstagnachmittag von der Existenz des Briefes und wird nach eigener Aussage an diesem Freitag mit Bürgermeister Janker im Rathaus darüber reden. Er wisse, dass es "jemanden gibt, dem einmal mein Job versprochen worden war", sagte der Mitarbeiter, der das Schreiben als "total unter der Gürtellinie" bezeichnet.

© SZ vom 28.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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