Bad Tölz:Kommunikator des Sports

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Der Abschied vom Vorsitz des TV Bad Tölz fiel Max Kiechle nicht leicht. (Foto: Wolfgang Neubauer)

Max Kiechle hat 21 Jahre lang den TV Bad Tölz geführt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Max Kiechle verfügt über das seltene Talent, dass auch ein Fremder mit ihm sofort und ohne Scheu ins Gespräch kommt. Ein Kommunikator der bairischen Art. Offen, zuverlässig, gelassen, überzeugend - diese Attribute gibt ihm seine Nachfolgerin Christiane Clarke. Damit gelang es Kiechle mehr als zwei Jahrzehnte lang, den gut 2200 Mitglieder zählenden TV Bad Tölz so gut wie geräuschlos zu führen, was bei großen Sportvereinen eher nicht die Norm ist. Für diesen Einsatz wurde er vom Landkreis nun mit der Isar-Loisach-Medaille geehrt.

Nach seinem Abschied vom Vereinsvorsitz im Februar dieses Jahres habe er schon ein wenig Zeit gebraucht, räumt der 72-Jährige ein. Das sei "anfangs gewöhnungsbedürftig" gewesen. Immerhin gehört er seit 28 Jahren dem mitgliederstärksten Verein in Bad Tölz an, 21 Jahre lang stand er an seiner Spitze. Aber ein Generationswechsel war für ihn nötig. Gleich im nächsten Satz kehrt seine Seelenruhe zurück. "Man gewöhnt sich schnell, dass es auch anders gehen kann", sagt er und lacht: "Ruhiger." Obwohl er so lange Turnvereinsvater war, ist Kiechle selbst sozusagen gar nicht vom Fach. "Meine sportlichen Aktivitäten sind sehr gering", sagt er. Ehe er zum TV Bad Tölz kam, war er 22 Jahre lang bei der Feuerwehr aktiv, als Maschinist, als Schriftführer. Dann radelte er 1988 zusammen mit einer befreundeten Familie an die Kogler Lack, einen Badeweiher in der Nähe des Kirchsees. Sie sahen einige Bekannte beim Grillen, unter ihnen auch Carl Behringer, den damaligen Chef des Turnvereins. Man stoppte, man aß, man redete. Behringer überredete. Er warb Kiechle für den TV an. "Der Behringer hatte ja immer einen Aufnahmeantrag dabei", sagt der 72-Jährige. Eine Rolle spielte für seinen Beitritt auch, dass sein Feuerwehrkamerad Heiner Murr bereits Mitglied im Sportverein war. Danach ging alles flott: 1992 wurde Kiechle stellvertretender Vorsitzender, drei Jahre später erster Vorsitzender. "Eine steile Karriere", sagt er leicht ironisch. So sei das eben: "Es ist in den Vereinen üblich, dass man, wenn man mitarbeiten will, eine gute Chance hat, was zu werden." Anders ausgedrückt: Wer sich nicht schnell genug duckt, bekommt einen Posten.

In Kiechles Ägide wuchs der TV Bad Tölz von rund 1400 auf mehr als 2200 Mitglieder. Inzwischen geben etwa 60 geprüfte Übungsleiter das Training in den sieben Abteilungen Handball, Volleyball, Leichtathletik, Tischtennis, Gymnastik, Kinderturnen und Geräteturnen/Rhönrad. Hinzu kommt seit 2013 die Kindersportschule, die Eltern-Kind-Gruppe und die "Bällchen-Gruppe", in der Buben und Mädchen im Vorschulalter spielerisch an Ballsportarten herangeführt werden.

Der Verein mutet also fast schon wie eine mittelständische Firma an, die Kiechle neben seinem Beruf als AOK-Angestellter führte. Es war auch eine Menge Arbeit für ihn. E-Mails, Telefonate, Veranstaltungen, Sportereignisse, Sitzungen und über viele Jahre hinweg der Christkindlmarkt, auf dem der Turnverein stets vier Wochen vertreten war. "Ich merke erst jetzt, da ich nicht mehr Vorstand bin, wie ich tagtäglich mit dem Verein befasst war", sagt der 72-Jährige. Manchmal sei das "ein bisschen viel" geworden. Den erheblichen Mitgliederzuwachs in seiner Amtszeit heftet er sich indes nicht alleine ans Revers. "Maßgeblich war, dass ich im TV immer gute Leute hatte, die den Sport gut rüberbrachten - sonst funktioniert das nicht."

Kiechles Initiative ist es auch zu verdanken, dass die Stadt Bad Tölz ihr Turnhallenkonzept entwickelte. Vor gut sechs Jahren schaffte er es, dass sich alle Sportvereine in Tölz, Bürgermeister, Stadtverwaltung und Stadträte an einem Runden Tisch versammelten, um über die fehlenden Hallenkapazitäten zu diskutieren. Seither hat sich einiges getan. Die Südschule bekam eine neue Zweifachhalle, die Turnhalle auf der Flinthöhe wird saniert. Kiechle zeigt sich zufrieden: "Ich denke, wir sind jetzt gut aufgestellt." Sein Herzenswunsch ging allerdings nicht in Erfüllung. Weil die Südschule und nicht die Jahnschule zur Mittelschule wurde, gab es keine Zweifachhalle neben der bestehenden Dreifachhalle an der Jahnschule, die das Zuhause des TV Bad Tölz ist. Dafür bekam der Verein immerhin ein neues Bürogebäude. Zuvor mussten sich Schatzmeister, Vorstandsmitglieder und Teilzeitkräfte in einem acht Quadratmeter winzigen Raum abwechseln. Kiechle selbst hatte sein Büro in seiner Wohnung.

Die Isar-Loisach-Medaille bedeutet dem 72-Jährigen viel, darum druckst er nicht erst lange herum. "Mich freut es riesig, dass ich einer der vier Preisträger bin", sagt Kiechle, der voriges Jahr auch die Bürgermedaille der Stadt Bad Tölz erhalten hat. Außerdem findet er es "ganz toll, dass das Ehrenamt vom Landkreis so gewürdigt wird". Dem Turnverein bleibt Kiechle als Ehrenvorsitzender erhalten. Ihm wünscht er, "dass alles weiter so harmonisch-freundschaftlich abläuft, und dass der neue Vorstand seine Ziele umsetzen kann."

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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