Bad Tölz:In zehn Minuten zum Job

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Als Zusatzangebot sieht Schulrat Jürgen Heiß das Job-Speed-Dating. (Foto: Hartmut Pöstges)

Neues Speed-Dating für Schüler und Firmen im Landratsamt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Frauen und Männer, die auf Partnersuche sind, sitzen sich in einem Restaurant an reservierten Tischen gegenüber. Sie sprechen zehn Minuten miteinander, dann wechseln sie den Platz, reden mit dem nächsten Kandidaten, wieder zehn Minuten. Nach diesem Schema einer Kontaktbörse läuft auch das Job-Speed-Dating am Donnerstag, 29. Oktober, 17 Uhr, in den Sitzungssälen des Landratsamtes ab. Nur mit dem Unterschied, dass sich Schüler und Vertreter von Firmen unterhalten. Läuft alles gut, bekommt der Jugendliche ein Praktikum oder eine Probezeit, der Betrieb einen neuen Auszubildenden. Das sei ein "gutes zusätzliches Angebot" für beide Seiten, sagte Schulrat Jürgen Heiß am Dienstag bei der Vorstellung des Projekts. "Eine Win-win-Situation."

Das Dating ist für Real- und Mittelschüler der Abschlussklassen aus dem Landkreis gedacht. In einem Online-Verfahren, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Weilheim managte, meldeten sich binnen zwölf Tagen mehr als 70 Jugendliche an. Auf der anderen Seite sagten gut 40 Betriebe, die meist aus dem Landkreis stammen, ihre Teilnahme zu. Die Branchen sind breit gefächert, reichen von Bäcker und Metzger bis hin zu Metall verarbeitenden Firmen. Für die jungen Bewerber sei das "eine Riesenchance, einen Fuß in die Tür zu bekommen", sagt Heiß. Initiiert wurden die Kurzgesprächsrunden unter dem Motto "G'suacht, g'fundn" vom Arbeitskreis Schule-Wirtschaft, zu dem Schulamt, IHK, Schulen, Arbeitsagentur, Jobcenter und Wirtschaftsförderer aus dem Landkreis gehören.

Thomas Holz (CSU) führt selbst Vorstellungsgespräche. Von daher weiß er, dass schriftliche Bewerbungen mit einem kleinen Makel wie einem Eselsohr oder einem Schreibfehler schnell mal "auf dem falschen Stapel landen". Im persönlichen Gespräch wisse man indes schon nach fünf Minuten, ob jemand ins Team passe, sagte der Dritte Landrat und Bürgermeister von Kochel. Auf diesen ersten Eindruck kommt es auch beim Job-Speed-Dating an. "Anstatt auf ein Zeugnis, in dem vielleicht eine Note nicht den Vorstellungen entspricht", wie Heiß erklärte. Annette Hilpert, Wirtschaftsförderin der Stadt Geretsried, drückte dies so aus: "Der Fokus liegt auf dem Menschen, weniger auf dem Formellen." Dennoch sollten die Jugendlichen eine Bewerbungsmappe zum Dating mitbringen. Falls doch ein Firmenvertreter kurz hineinschauen möchte.

Das neue Format ergänzt etablierte Jobmessen für Schüler wie am Gymnasium Hohenburg in Lenggries oder den Ausbildungstag der Stadt Geretsried zusammen mit der Industriegemeinschaft. Andreas Roß hält das Dating für nötig, da Ausbildung der Schlüssel gegen den Fachkräftemangel sei. Andererseits verweist der Wirtschaftsförderer des Landkreises auf 47 Jugendliche, die zu Beginn des Ausbildungsjahrs 2014 ohne Lehrstelle geblieben waren. Für Rüdiger Reiß, Lehrer an der Mittelschule Geretsried, führt die Kontaktbörse die Wünsche von Schülern und Betrieben zusammen. Vielen offenen Lehrstellen stünden ja immer noch viele Jugendliche gegenüber, die keinen Ausbildungsplatz haben, sagte er. Nach Ansicht von Falko Wiesenhütter, Citymanager der Stadt Bad Tölz, bietet das Angebot "eine neue Perspektive" für Unternehmen - gerade für kleine Betriebe, für die Messen mit zu hohem Personalaufwand verbunden sind.

Jeder Schüler konnte online bis zu sechs Vorstellungsgespräche buchen. Von 240 möglichen Dialogen seien 180 gebucht, so Heiß. Das biete den Jugendlichen die Chance, sich in den Sitzungssälen umzuschauen und vielleicht noch mit einer weiteren Firma zu reden.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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