Bad Tölz:Für alle da

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Tölzer Jugendförderung meistert laufenden Betrieb und betreut Flüchtlinge

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In Bad Tölz leben 412 Flüchtlinge, mehr als in Wolfratshausen und Geretsried zusammen. Das stellt auch die Jugendarbeiter vor eine große Aufgabe. Die vierköpfige Sozialpädagogen-Team habe diese Herausforderung angenommen und mit viel Kreativität bewältigt, sagte der kommunale Sozialplaner Armin Ebersberger am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss. "Dabei ist das Kunststück, in der Gemengelage und dem öffentlichen Druck, der da geherrscht hat, das eigene Klientel nicht aus den Augen zu verlieren, gut gelungen." Mehr Personal gab es für die Jugendförderung nicht. Und auch das Budget von 200 000 Euro wurde um gerade mal 813 Euro überschritten. "Beinahe eine Punktlandung", sagte Ebersberger.

Zwei Mal organisierte die Tölzer Jugendförderung im vergangenen Jahr einen Asylgipfel der Jugend in ihrem Hauptsitz an der Hindenburgstraße. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Jeden Dienstag schlossen die Sozialpädagogen das Jugendcafé an der Hindenburgstraße und begaben sich in die Asylunterkunft im ehemaligen Hotel Jodquellenhof. Dort boten sie Spiel, Sport und Mitmachaktionen für Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien an. "Auch die Mamas waren dabei", hob Ebersberger hervor. Sie hätten diese Nachmittage nicht dazu genutzt, ihren Nachwuchs bei den Jugendarbeitern zu parken, um selbst mal frei zu haben. Wichtig sei in der Integrationsarbeit, Asylsuchenden, aber auch Migranten eine Hilfestellung zu geben, "damit sie in unserem Wertesystem zurechtkommen". Junge Flüchtlinge suchten ihrerseits das Jugendcafé auf, weshalb die Zahl der Besucher auf bis zu 90 pro Tag emporschnellte. Zudem organisierte die Jugendförderung zwei Mal einen "Tölzer Asyl-Gipfel" - einmal mit Fluchtgeschichten junger Asylbewerber, das andere Mal zum Thema Rassismus. Seit Februar sind die Sozialpädagogen auch noch im "Welt-Raum" neben dem Kleinen Kursaal tätig - dem neuen Sozialtreff, der eine Anlaufstelle für Senioren, Familien und einheimische Jugendliche, aber eben auch für Asylsuchende ist.

Ihr Kerngeschäft haben die Jugendarbeiter trotz alledem nicht aus den Augen verloren. Der offene Betrieb im Jugendcafé fand an 194 Tagen statt, nicht ganz so viele wie 2014, was an dem Einsatz im Jodquellenhof liegt. Das "Bürgerhaus" an der General-Patton-Straße, das vor allem für jüngere Kinder aus dem Südosten von Tölz gedacht ist, stand an 167 Tagen offen und hatte durchschnittlich 25 kleine Gäste pro Tag. Neben diesem klassischen Basisangebot gab es eine Reihe flankierender Projekte: 1121 Kids kamen ins Open House Sport, wobei sie auch zum Schnuppertraining zu Tölzer Sportvereinen gebracht werden, 1415 Mädchen zur "Mädchenzeit", etwa 600 Besucher zählte der Tölzer Kindersommer, der voriges Jahr 172 Veranstaltungen bot. Hinzu kamen ein Jungstag unter dem Motto "Mann oder Memme" und ein Kinder- und Jugend-Tanzturnier. Nach zwei Jahren lief das Theaterprojekt "On Stage" aus. Ebersberger erzählte von zwei Jugendlichen, die dabei so viel Spaß am Schauspielen bekamen, dass sie der Theatergruppe "Komische Gesellschaft" beitraten. "Das halte ich für eine ganz schöne Sache."

Die Stadträte zeigten sich beeindruckt. Christof Botzenhart (CSU) fand es imponierend, "mit welchem Engagement und mit welcher Kreativität sich die Mitarbeiter der Jugendförderung diesen Herausforderungen gestellt haben". Und das, ohne nach mehr Personal zu rufen. Auch nach dem Dafürhalten von Zweitem Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) haben die Sozialpädagogen "ganz Erhebliches geleistet". Die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen unter den Flüchtlingen sei "am wichtigsten, weil sie am besten in die neue Gesellschaft einzuführen sind". Den Jahresetat von 200 000 Euro für die Jugendförderung kritisierte Wiedemann als "eher wenig für eine Stadt von der Größe von Bad Tölz".

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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