Bad Tölz:"Es bewegt sich was"

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Kreisstadt wird abermals als Fair Trade Town zertifiziert

Interview von Klaus Schieder

Im Landkreis ist Bad Tölz die einzige Kommune, die sich "Fair Trade Town" nennen darf. Das Zertifikat wird alle zwei Jahre vom gemeinnützigen Verein "TransFair" vergeben. Für Tölz wurde es nun zum zweiten Mal verlängert. Gefeiert wird dies mit einem Empfang an diesem Donnerstag, 21. November, 19 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus an der Schützenstraße. Den Vortrag hält Sebastian Kistler vom katholischen Missionswerk "missio" aus München zum Thema "Buen Vivir. Ein gutes Leben für alle anstatt Dolce Vita für wenige". Über die Auszeichnung sprach die SZ mit Barbara Rösch-Rupp, der Vorsitzenden der Fair-Trade-Steuerungsgruppe.

SZ: Wie viele Tafeln der "Tölzer Schokolade" mit Kakao aus südamerikanischen Ländern hat die Fair-Trade-Gruppe mittlerweile verkauft?

Barbara Rösch-Rupp: Wir haben inzwischen etwa 350 Tafeln verkauft. Am Anfang haben wir nur eine kleine Stückzahl bestellt, und dann mussten wir nachbestellen. Wir konnten viel in der Verkauf bringen. Die Schokolade ist gut im Stadtgebiet erhältlich. Außerdem sind noch viele Leute deshalb auf uns zugegangen.

Neben einer Steuerungsgruppe muss eine Fair-Trade-Stadt unter anderem auch Bildungsveranstaltungen und Aktionen zum fairen Handel anbieten. Was gab es in Tölz außer der Schokolade?

Es sind verschiedene Projekte gelaufen. Wir hatten Bildungsveranstaltungen zu "Faire Geldanlagen" und zum Thema "Eine Welt, außerdem ist der Film "Fairtraders" im Capitol gezeigt worden. Im Frühjahr fand das Netzwerktreffen in Bad Tölz statt. Das war ein Austausch der Fair-Trade-Kommunen in der Region. Ein Thema, das wir weiter verfolgen wollen, ist die kommunale Beschaffung fair gehandelter Produkten.

Das Zertifikat wird alle zwei Jahre vergeben. Übt das Druck auf die Steuerungsteams aus?

Eindeutig. Der Aufwand ist ziemlich groß. Wir müssen Kontakt zu allen Stellen wie Geschäften, Cafés und Organisationen halten, die uns unterstützen. Wir müssen ja nachweisen, wer dabei ist, und welche Fair-Trade-Produkte im Angebot sind. Das heißt, wir müssen Formulare ausfüllen und sind im Stadtgebiet zum Zusammensammeln unterwegs. Das haben wir auch gegenüber "TransFair" angemerkt, dass für diese Nachweise viel Energie notwendig ist, und in dieser Zeit keine Projekte zu schaffen sind. Im ersten Jahr arbeiten wir an den Projekten, im zweiten schon wieder an der Erneuerung des Zertifikats. Ich verstehe ja, dass man dranbleiben muss, aber ich wünsche mir, dass die Frist verlängert wird, vielleicht auf alle drei Jahre.

Bad Tölz ist Fair Trade Town seit 2015. Hat sich in diesen vier Jahren die Zahl der teilnehmenden Geschäfte, Gasthäuser und anderer Einrichtungen erhöht?

Bei den Gastronomen leider gar nicht. Das haben wir eher einen Rückgang, das ist unser Sorgenkind. Ansonsten kann man sagen: Ja, es läuft gut. Wir haben zunehmend Geschäfte und Organisationen, die aufspringen - vom Friseur bis zur Sportjugendherberge. Dort haben sogar offene Türen eingerannt. Es ist toll, wenn wir feststellen, dass schon jemand dabei ist. Auch die Montessori-Schule ist neu dabei und sehr aktiv. Es bewegt sich wirklich was weiter.

Gilt das auch für die Steuerungsgruppe, die ja aus Vertretern der Kirchen, des Katholischen Kreisbildungswerks, des Eine-Welt-Ladens und der Stadt besteht?

Auch bei uns in der Steuerungsgruppe gibt es Fluktuation. Wir treffen uns fast jeden Monat. Einige haben gesagt, dass sie keine Zeit mehr haben, dafür sind nun wieder drei Mitarbeiter dazugestoßen. Auch die Gruppe erneuert und erhält sich.

Übrigens: Wie schmeckt Ihnen persönlich die Tölzer Schokolade?

Sehr gut. Ich verschenke sie auch gerne.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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