Bad Tölz:Einmal im Jahr raus aus dem Einerlei

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Ursula Stiegler (links) und Ellen Wagner von der Kontaktstelle Alt und Selbständig der Caritas helfen Senioren. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Kontaktstelle "Alt und Selbständig" organisiert Fahrten für Menschen, die alleine nicht mehr verreisen könnten

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

30 Jahre wird die Kontaktstelle "Alt und Selbständig" in Bad Tölz im Jahr 2016 alt. Von Anfang an dabei war Leiterin und Diplomsozialpädagogin Ursula Stiegler. Die Kontaktstelle versteht sich als Beratungsstelle für Senioren in der Kurstadt und dem südlichen Landkreis sowie für deren Angehörige. Zugleich ist sie eine Begegnungsstätte, in der Menschen vom Rentenalter an "sinnvoll ihre Freizeit verbringen, gleichgesinnte Menschen kennenlernen und auch eigene Ideen umsetzen können", sagt Stiegler. Finanziert wird die Arbeit der Einrichtung in der Trägerschaft des Caritaszentrums Bad Tölz-Wolfratshausen durch Zuschüsse und Spenden.

Beliebt ist die Seniorenfreizeit, die älteren Menschen einen sechstägigen Urlaub ermöglicht. "Es nehmen Senioren teil, die sich keine Urlaubsreise leisten könnten, die gehandicapt oder psychisch nicht mehr in der Lage sind, das selbst zu organisieren", sagt Stiegler. Maximal 25 Plätze gibt es. Übernachtet wird in Kolping- oder anderen Tagungshäusern. Die Hälfte der Teilnehmer seien "absolut Bedürftige". Deren Eigenanteil an den Reisekosten soll so niedrig wie möglich gehalten werden. Etwa 10 000 Euro kostet eine Fahrt.

Die Kontaktstellen-Leiterin kann sich noch gut an die erste Reise an den Gardasee erinnern. Damals habe man fast jeden Tag den Notarzt rufen müssen. Im Nachhinein könne sie darüber lachen. Aber aufgrund der Erfahrungen mit der Sprachbarriere bleibe man nun lieber im deutschsprachigen Raum. Im kommenden Jahr, zum 30-jährigen Bestehen, ist eine Fahrt nach Langenargen am Nordufer des Bodensees geplant. 20 Einzelzimmer habe man reserviert, sagt Stiegler. Für diese Jubiläumstour wäre eine Spende schön.

Finanzielle Unterstützung könnte die Kontaktstelle auch für ein weiteres Projekt gebrauchen. Zur 30-Jahr-Feier möchten Stiegler und ihr Team das Thema Generationengerechtigkeit im weitesten Sinne aufgreifen. Eine Woche lang sollen eine Gruppe Senioren und eine Gruppe Jugendlicher mit Fotoapparaten in die Stadt geschickt werden. Gegenübergestellt wird, wie Ältere und Jüngere ihren Lebensort sehen. Die Bilder sollen in einer Ausstellung präsentiert werden. "Dafür benötigen wir professionelle Hilfe", sagt Stiegler.

Immer öfter Hilfe brauchen auch Senioren und deren Angehörige. Die Beratungen hätten deutlich zugenommen, berichtet die Leiterin. In ihrem ersten Jahr habe sie 35 Senioren beraten, im vergangenen Jahr waren es insgesamt 265 Personen. Dazu kämen noch sogenannte Kurzzeitberatungen. 396 gab es 2014. Die Kontaktstelle leistete 59 Hausbesuche, 85 ehrenamtliche Helfer leisteten bei "Alt und Selbständig" 2801 Stunden Arbeit.

Neben der Seniorenfreizeit bietet die Kontaktstelle verschiedene Gruppen an: einen Mittagstisch, ein Seniorencafé, Seniorentanz, Gesprächskreise oder Gehirnjogging. Die Kontaktstelle könnte einen Mantelständer und ein Dienstfahrrad gebrauchen. "Und die Senioren wünschen sich Liegestühle für den Garten", sagt Stiegler.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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