Bad Tölz:Ein Zurück wird es nicht geben

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Die Marktstraße - eine grandiose Kulisse für einen Christkindlmarkt. Das Angebot finden viele nicht so gut. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Ehepaar Fritz will im Namen der "Aktiven Tölzer" um die Christkindlmarkt-Organisation kämpfen, macht aber auch deutlich: Sollte die Stadt mit ihrem Konzept scheitern, wird der Verein nicht mehr einspringen

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

Der Winzerer auf seinem Denkmal überblickt die Szene nicht mehr ganz: Vor ihm ragt eine riesige Tanne, erst dahinter reihen sich die kleinen hölzernen Buden entlang der prachtvollen Marktstraße.

Hunderte Lämpchen tauchen die Straße in sanftes gelbes Licht. Kaum ein Motiv gleicht dem anderen. Und über allem schwebt der Duft von Maroni und Glühwein. Und Currywurst. Nur eines ist anders: Während sich die Jahreszeit allenthalben musikalisch ankündigt, legen sich in Bad Tölz derzeit statt "Süßer die Glocken nie klingen" harsche Misstöne über den Christkindlmarkt. Bürgermeister Josef Janker (CSU) will den "Aktiven Tölzern" nicht länger die Organisation des Christkindlmarktes überlassen. Denn das wichtige Aushängeschild der Stadt, das Touristen aus Nah und Fern lockt, sei inzwischen zu einer Fressmeile verkommen, das Weihnachtsangebot hingegen zu weit in den Hintergrund gerückt.

Jankers Kritik und die Ankündigung, dass die Stadt den Markt künftig nicht mehr dem Verein überlassen, sondern selbst organisieren soll, stößt bei Claudia Fritz, Vorsitzende der "Aktiven Tölzer", noch immer auf Unverständnis. "Es ist uns ein Rätsel, was die Beweggründe für die Kritik an unserer Organisation sind. Denn als Begründung werden interne Querelen im Verein angeführt", sagt sie. Diese seien "längst zu 90 Prozent ausgeräumt, den Neustart haben wir doch schon geschafft".

Die Satzung der "Aktiven Tölzer", die sich Janker hat kommen lassen und anhand deren er die Gemeinnützigkeit des Vereins moniert, sei laut Fritz von 1976 und nicht nur veraltet, sondern eben auch überholt. "Ein neuer Satzungsentwurf ist längst fertig, das weiß Janker auch", sagt Fritz. Dass der Christkindlmarkt zunehmend von Kulinarik statt von Kunsthandwerk dominiert werde, findet Fritz nicht schlimm. "Die Mischung aus traditionellem Handwerk und Speisen und Getränken ist zudem seit Jahren gleich, wobei es weit mehr Angebote von Kunsthandwerklichem gibt als von Glühwein und Currywurst", entgegnet Fritz. Andere Märkte hätten ein weit unausgewogeneres Verhältnis. Grundsätzlich sei der Markt, der nach Angaben von Fritz in den vergangenen drei Jahren jeweils zwischen 200 000 und 250 000 Besucher angelockt habe, stetig gewachsen, der Erfolg zeuge von einer gelungenen Mischung. Natürlich seien weihnachtliche Angebote in Tölz Beiwerk, "aber auf jedem Markt steht das Gesellige im Vordergrund, man trifft Leute, die man das ganze Jahr über nicht sieht, viele der Stände haben zudem Stammkunden, die nur für sie herkommen", sagt Fritz. Sollte der Stadtrat tatsächlich den Entschluss fassen, den "Aktiven Tölzern" die Organisation zu entziehen, "dann ist's vorbei", sagt Josef Fritz. Ein Zurück, sollte es nicht besser laufen, gäbe es nicht. Da das Paar als Reisegewerbetreibende allerdings nur von zwei Märkten im Jahr lebt - eben dem Oster- und Christkindlmarkt -, dürfe es für sie persönlich nicht vorbei sein: "Natürlich würden, nein, müssten wir uns dann bei einer Ausschreibung bewerben", kündigen sie an: "Wir geben nicht so leicht auf." Sie hätten in der Sache um einen Termin mit Janker gebeten, aber noch keine Antwort erhalten, sagt Fritz.

In der Tölzer Marktstraße werden derweil Holzfiguren, Körbe, Seifen, Soßen und Felle neben Bratwurst und Punsch verkauft - nur keine Krippenfiguren und Strohsterne. Ein Hochgefühl erzeugt die Kulisse dennoch: "So schön hatte ich es gar nicht in Erinnerung", staunte kürzlich auch der bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder. Da hatte Janker noch den Markt als Aushängeschild der Stadt genutzt.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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