Bad Tölz:Ein Halleluja für den Mühlfeldchor

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Von Reinhard Szyszka, Bad Tölz

Der Mühlfeldchor ist ein Phänomen. Seit nunmehr 28 Jahren existiert diese Chorgemeinschaft und hat sich in dieser Zeit ein respektables Repertoire erarbeitet, das noch ständig weiter wächst. Die Sängerinnen und Sänger lassen sich weder von der innerstädtischen musikalischen Konkurrenz in Bad Tölz noch von den architektonischen Widrigkeiten der Mühlfeldkirche abschrecken, immer wieder dort aufzutreten und den Gottesdienst musikalisch zu bereichern. So auch am Ostermontag. Die Orgelsolo-Messe von Mozart stand als Hauptwerk auf dem Programm, benannt nach dem sorgfältig auskomponierten Orgelpart im "Benedictus".

Wie bei so vielen Barockkirchen ist auch in der Mühlfeldkirche die Orgelempore zweigeteilt. Auf der einen Seite hatte sich der Chor versammelt, auf der anderen das Orchester; Chorleiterin Christl Frei stand in der Mitte und hatte als einzige alles im Blick. Mit kräftigen, energischen Dirigierbewegungen synchronisierte sie die beiden akustisch so weit voneinander getrennten Gruppen und ließ ihre Augen hellwach von der einen zur anderen wandern. Dennoch konnte sie den einen oder anderen Patzer nicht verhindern, etwa beim Halleluja nach der Evangelienlesung, das einen zweiten Anlauf benötigte.

Mühlfeldchor und -orchester lieferten eine respektable Leistung. Natürlich hat auch dieser Chor zu wenige Männerstimmen und ist teilweise überaltert. Aber die Musiker stürzen sich mutig in ihre Aufgaben. Alle Soloparts Mozarts waren aus dem Chor heraus besetzt, teils von Kleingruppen, teils von sämtlichen Sängern der jeweiligen Stimmlage gesungen. Das Credo der Messe entfiel; stattdessen gab es nach der Predigt den ersten Satz eines "Regina coeli" zu hören, ebenfalls von Mozart. Dieses Werk erfordert einen großen Orchesterapparat mit Holz- und Blechbläsern sowie Pauken, so dass Christl Frei alle Hände voll zu tun hatte, die diversen Instrumental- und Vokalstimmen zu koordinieren.

Doch es war kein reines Mozart-Programm, was da geboten wurde. Nach dem Agnus Dei sang der Chor "Der Heiland ist erstanden", ein Werk des Komponisten Max Keller, der in Seeon und Altötting gewirkt und fast ausschließlich Kirchenmusik geschrieben hat. Und zum Auszug wagten sich Chor und Orchester gar an das berühmte "Halleluja" aus Händels "Messias". Das Stück ist fast eine Nummer zu groß für die Mühlfeld-Leute; dennoch boten sie eine mehr als achtungsgebietende Interpretation des unverwüstlichen Ohrwurms.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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