Alpamare-Nachfolger "Natura":Uralte Kur mit modernen Mitteln

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Das geplante Spa in Bad Tölz soll mit chinesischen Elementen alle Sinne ansprechen - und mit oberbayerischen Mitteln Einheimische locken.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Foto, das Werner Klingelhöffer per Beamer auf die Leinwand warf, zeigt eine Gruppe fröhlicher Chinesen, die in einer Bruchbude von Sauna aufeinander hocken und schwitzen. Von dem Orthopäden und Sportmediziner stammt die Idee, das neue Spa "Natura Tölz" an der Bockschützstraße sportkinesiologisch auszurichten und mit den fünf chinesischen Elementen Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall zu gestalten, dies aber auf spezifische Tölzer Art. Gleichwohl hat er nach eigenen Worten schon zu hören bekommen, die Kurstadt bekomme jetzt ein chinesisches Badehaus. "Das bauen wir nicht", sagte er mit Blick auf das Foto in der Sondersitzung des Stadtrats am Dienstagabend.

Der Verdacht eines Rustikalbades á la China ist für ihn so falsch wie die ebenfalls kursierende Meinung, das "Natura Tölz" habe kein Alleinstellungsmerkmal. Dem widersprach auch Sylvia Glückert von der Firma Well Consult vehement. Sie habe bundesweit schon viele Wellnessbäder geprüft, konzipiert oder umgebaut, sagte die Spa-Expertin. Die in Tölz geplante Variante sei "wirklich etwas, was ich in dieser Art und Weise noch nicht erlebt habe". Dies sei eine Besonderheit, "auf die man stolz sein kann, das hat mir sehr gut gefallen".

Wie in der Sportkinesiologie, wo neben körperlichem Training auch emotionale Tugenden wie Teamgeist oder Respekt eine gewichtige Rolle spielen, soll das neue Spa nicht bloß die linke Gehirnhälfte mit der analytischen Intelligenz, sondern die rechte mit der emotionalen Intelligenz ansprechen. Dort gehe es um Farben, Gefühle, Gerüche, Musik und Harmonie, sagte Klingelhöffer. Die fünf Themensaunen sollen deshalb nicht einfach nur in Rot für Feuer oder in Blau für Wasser gestaltet werden. Es gibt weit mehr Korrelate wie etwa Lebensalter oder Jahreszeit. Ein Beispiel: Die Holzsauna ist grün und entspricht dem Frühling (Jahreszeit), dem Wind (Element), dem Sehen (Sinne), der Geburt (Lebenszeit), dem Morgen (Tageszeit), dem Auge (Körper), dem Sehen und Schreien (Emotion) sowie Sauer (Geschmack).

Um Einheimische dafür zu gewinnen, sollen die chinesischen Elemente mit Tölz-Spezifischem versinnbildlicht werden: ein Schwimmkanal und ein Kräuterbad in der Holzsauna aus Zirbenholz, ein Spritzbrunnen und ein Whirlpool in der Feuer-Sauna mit Holzkohle, ein Kneippbecken und eine Schwimmstrecke in der Metall-Sauna mit Dampfbad, ein Eisbrunnen und eine Solebecken in der Wasser-Sauna mit Iglu, ein Jodbecken und ein Moorbad in der Erde-Sauna mit Lehm. Das Prinzip sei, "die uralte Kur mit ganz modernen Mitteln" wiederzubeleben, sagte Klingelhöffer.

Das Konzept soll allerdings nicht auf diese fünf Saunen beschränkt bleiben. Die Philosophie müsse sich "wie ein roter Faden" durch das gesamte Spa ziehen, forderte Glückert. Die chinesischen Elemente könnten zum Beispiel auch in den Speisen des Restaurants zum Ausdruck kommen. Für den Erfolg des Bades sei aber noch etwas anderes entscheidend. Vielen Spa fehle es nicht nur an einem durchdachten Konzept, sie seien "auch so gebaut, dass man sich nicht wohlfühlt", sagte Glückert. Wo die Gäste nach Ruhe suchten, sei es zu laut, wo sie im heißen Dampf sitzen, gehe plötzlich eine Tür auf und Zugluft wehe herein. "Da gibt es tausend Gründe, da muss man von vornherein gründlich sein." Außerdem sei auch auf kurze Wege für die Mitarbeiter zu achten.

Das neue Spa soll auf dem Areal des Sportstudios Hirsch neben dem Zentralparkhaus gebaut werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Was die Fassade des neuen Bades anbelangt, muss die Außenarchitektur nach Klingelhöffers Dafürhalten zum Ortsteil Gries auf der gegenüber liegenden Seite der Isar passen. Das Spa, das auf dem Gelände des Sportstudios Hirsch neben dem Zentralparkhaus entstehen soll, dürfe die Blickbeziehung über den Fluss nicht stören. Damit Spaziergänger auf der Bockschützstraße nicht hineinschauen können, wird der Neubau "etwas höher" errichtet, wie Klingelhöffer sagte. "Das wird garantiert nicht von der Straße aus einsehbar."

Vom Dialogforum zum Spa, das vorige Woche im Kurhaus stattfand, blieb dem Orthopäden die Äußerung eines Bürgers im Gedächtnis. Der hatte behauptet, "die Bayern gehen grundsätzlich nicht in die Sauna". Auf Fotos, die rustikale Bajuwaren beim Schwitzen in oberbayerischen Wellnessbädern zeigen, verzichtete Kingelhöffer. Sein kurzer Kommentar: "Das lasse ich unkommentiert."

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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