Umfahrung:Die Maut soll die Tölzer Umfahrung mit finanzieren

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Die Umfahrung für Bad Tölz "steht bei mir ganz oben an", sagt der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan. (Foto: man)

Die CSU-Abgeordneten Martin Bachhuber und Alexander Radwan wollen beim Bundesverkehrsminister vorsprechen, um die Priorität des Vorhabens zu sichern

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit gut einem halben Jahr läuft das Planfeststellungsverfahren für die Nordumfahrung von Bad Tölz, weshalb Bürgermeister Josef Janker (CSU) im Grunde zufrieden sein könnte. So ganz wohl ist ihm aber nicht zumute. Wie sein Stellvertreter Andreas Wiedemann (FWG) befürchtet er, dass es nach Abschluss des langwierigen Verfahrens zu Klagen gegen das Projekt kommt. "Das haben Anlieger vor Jahren schon so angekündigt, damit muss man rechnen", sagt er. Womöglich würden sie dabei vom Bund Naturschutz (BN) unterstützt. CSU-Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber aus Bad Heilbrunn will im Bundesverkehrsministerium und bei der Regierung von Oberbayern umso mehr mit Nachdruck für die knapp 23 Millionen Euro teure "Nordspange" werben. "Wir wollen das Projekt immer auf der Prioritätenliste haben", sagt er.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat er nach eigenem Bekunden um einen Termin für einen Besuch in Berlin ersucht, an dem neben ihm auch Vertreter des Landkreises, der Stadt Bad Tölz und der Gemeinde Greiling teilnehmen sollen. Nachdem die Pkw-Maut gerade beschlossen sei, gebe es ja Geld für die Infrastruktur, meint Bachhuber.

Auch CSU-Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan will sich für die Tölzer Nordumfahrung stark machen. Das Vorhaben "steht bei mir ganz oben an", sagt er. Auch er werde im Bundesverkehrsministerium vorstellig werden, damit die Umgehungsstraße für die Kurstadt im Bundesverkehrswegeplan als vordringlich aufgelistet bleibe. "Das soll hohe Priorität haben." Zusammen mit Vertretern des Staatlichen Bauamts Weilheim möchte Bachhuber auch noch einmal mit dem Regierungspräsidenten von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, sprechen.

Die Nordspange wurde von der Weilheimer Behörde unter acht Varianten ausgewählt, weil sie für Tölz die größte Verkehrsentlastung bringe und am wenigsten Fläche verbrauche. Die Trasse führt an der Einmündung der Gaißacher Dorfstraße gleich in die Tiefe und unter der Kreuzung der Sachsenkamer Straße hindurch, kommt dann bis zur Einmündung der Bundesstraße 13 wieder nach oben und wird vierspurig - mit zwei Einfädelspuren als Bypässen über die gesamte Länge. An der Anschlussstelle der B 13 sind höhengleiche Holländerrampen geplant, danach führt die "Nordspange" nach unten und kommt erst beim Flugplatz Greiling wieder nach oben. Gegen diese Lösung hat sich bereits vor vielen Jahren die Bürgerinitiative "Umgehungsstraße Ja - Nordspange Nein" gegründet, die lieber eine Südumfahrung der Flinthöhe sähe. Die nördliche Variante hat im Planfeststellungsverfahren bereits weit mehr als 100 Einwände hervorgerufen.

Um all diese Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange und von Privatleuten zu bearbeiten, brauche das Staatliche Bauamt in Weilheim noch mindestens bis Ende Juni. Das hat Bachhuber im Gespräch mit der Behörde erfahren. Einen Erörterungstermin gebe es damit vermutlich nicht vor Ende Oktober, erst danach könne die Regierung einen Planfeststellungsbeschluss vorbereiten, was aller Erfahrung nach nochmals ein Jahr dauere, sagte der Landtagsabgeordnete. Gegen diesen Entscheid sind Klagen möglich.

Selbst wenn es nicht zu Prozessen kommt, dauert es mithin Jahre, bis die Arbeiten an der Nordumfahrung beginnen können. Den Bau der Trasse bezeichnet Bürgermeister Janker als "außerordentlich wichtig", denn die Belastung der Bundesstraße 472 mit 28 000 Fahrzeugen pro Tag treffe die Autofahrer "in einem Umfang, der nicht mehr lustig ist". Zu denen zählt auch Bachhuber. Wenn er am Morgen kurz vor acht Uhr von Bad Heilbrunn nach Osten in Richtung Autobahn unterwegs sei, "bin ich oft Leidtragender". Für den Zweiten Bürgermeister Wiedemann ist Bad Tölz das einzige noch verbliebene Nadelöhr auf der B 472. "Tölz ist die Staustelle, alles andere ist schon gemacht", sagt er.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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