Bad Tölz:Die andere Seite Afghanistans

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Jamal Farani hat mit der Kamera sein Heimatland bereist, das er vor 35 Jahren verlassen hat

Von David Holzapfel, Bad Tölz

Hass, Terror und Krieg. Ständige Krisenberichte aus Afghanistan haben in den Köpfen vieler Menschen ein grundnegatives Bild erzeugt. Dass es auch einen anderen Alltag in dem Land gibt, zeigt Jamal Farani mit seinen Fotos, die er im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen präsentiert.

Vor 35 Jahren floh Farani aus Afghanistan, knapp zwei Jahre nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen. Seit 1985 lebt er mit seiner Familie in Deutschland, hat den Bezug zu seinem Geburtsort dabei jedoch nie verloren: "Afghanistan ist für mich mehr als nur ein Lebensgefühl", sagt der gelernte Elektroinstallateur. Die Menschen sollen sehen, wie schön sein Heimatland sei, trotz Krieg. Ende April dieses Jahres hat er die Gegend rund um Kabul und das Panjshir-Tal bereist und berührende Eindrücke gesammelt.

In Kabul initiierte er ein eigenes Hilfsprojekt. Von Spendengeldern, die Farani zuvor durch Vorträge in Deutschland gesammelt hatte, kaufte er 20 Nähmaschinen, Stoffe und andere Materialien. 20 Frauen wurde so ein Arbeitsplatz geschaffen, sie nähen Stofftaschen und verkaufen sie auf dem Basar in Kabul. Farani möchte sein vom Krieg gebeuteltes Heimatland unterstützen, gleichzeitig aber auch eine Imageaufbesserung bewirken. Darum hat er seine Fotografien aufgenommen. Der Betrachter erhält einen Einblick in die atemberaubend schöne Natur des Landes. Drei Viertel Afghanistans bestehen aus schwer zugänglichen, majestätischen Gebirgszügen. Farani fängt auch den Alltag der Bewohner Afghanistans ein, so porträtiert er einen Gemüse- und Gewürzhändler auf dem Kabuler Stadtmarkt, der in aller Seelenruhe das quirlige Geschehen um sich herum betrachtet.

Viele der Bilder sprühen vor Leben: Eines zeigt einen Pulk Männer auf Pferden, sie betreiben den afghanischen Kultsport Buzkashi. Ziel des Spiels ist es, eine tote Ziege über das Spielfeld zu manövrieren und auf einem markierten Feld fallen zu lassen.

Einige Aufnahmen spiegeln dann doch die aktuelle politische Lage des Landes wider. Zerfallene und zerbombte Häuserruinen, von denen nur noch das Grundgerüst erhalten ist, stehen in krassem Kontrast zu pompösen - für das europäische Auge fast ein wenig kitschig wirkenden - Tempelanlagen wie der Jumah-Moschee in Herat, die Farani ebenfalls als Fotomotiv diente. Die politische Situation Afghanistans könne nicht allein mit Fotos dargestellt und erklärt werden, sagt Farani beim Betrachten der Bilder. In einem gesonderten Vortrag wird er sich unter anderem dieser hochkomplexen Thematik annehmen.

Fotoausstellung bis 15. November im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen , Prof.-Max-Lange-Platz 1. Vortrag am Donnerstag, 15. November, 19 Uhr im Kleinen Kursaal Bad Tölz, Anmeldung: Telefon 08041/6090, Mail an info@kbw-toelz.de. Unterstützt vom Katholischen Kreisbildungswerk und in Zusammenarbeit mit der Caritas Bad Tölz.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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