Bad Tölz:Der Bayer an sich

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Franziska Wanninger und Martin Frank bieten ein hinreißendes Kabarett-Programm

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Ein hinreißendes Paar steht am Mittwoch auf der Bühne im ausverkauften Gasthaus: Er, niederbayerischer Schmächtling, sie, kernige Oberbayerin. Er 26, sie zehn Jahre älter. Genauso hinreißend ist auch das erste gemeinsame Bühnenprogramm von Martin Frank und Franziska Wanninger. Titel: "Wia d'Semmel so da Knödel." Ein Brettl-Programm, das sich einem schwergewichtigen Thema widmet: 100 Jahre Freistaat Bayern.

Eine launige Rede zum Festakt sollen die beiden in der Staatskanzlei halten und Bayern von der besten Seite präsentieren, soweit die Rahmenhandlung. Einfach ist das nicht, denn der Bayer an sich ist komplex. Also gibt erst einmal eine schöne bayerische Liederauswahl (Rittersleit, I bin a bayerisches Cowgirl, Drunt in der greana Au) und eine Gliederung mittels plakativer "Schuidln": Essen und Bier, Liebe und Tod, Dialekt und Religion. Die Mission ist klar: Vorurteile ausräumen.

Wanninger und Frank setzen dazu ein erfrischendes Karussell in Gang, mit beinah valentinesken Miniaturen, Liedern zum Schunkeln, einem herrlich verrutschten "Zwiegesang" und großen Arien. Die Kaba-Arie zum Beispiel, die Frank mit beeindruckender Baritonstimme singt ("Dein ist mein ganzes Herz"), weil ihm Bier einfach nicht schmecken mag. Oder der Bayern-Rap, in dem die langatmige bayerische Geschichte prägnant zusammengefasst wird: Berge, Seen, Schlösser, der "Hitler Adi", Franz Josef Strauß. Eine Analyse bayerischer Wesensart als kabarettistisches Thema ist nicht neu, die satirische Entlarvung von Klischees bietet sich an, zumal in Bayern. Bei Frank und Wanninger kann man freilich gar nicht genug kriegen.

Sie packen ihr Programm in einen stimmigen Rahmen, überraschen mit musikalischen Einlagen und schauspielerischem Können. Vor zwei Jahren war Martin Frank mit seinem zweiten Soloprogramm schon einmal im Gasthaus, das damals nur spärlich besetzt war. Am Mittwoch ist das Kellergewölbe voll. Frank, der mit glucksendem Lachen seine komischen Geschichten erzählt und sich mit der Franzi frotzelt, hat inzwischen diverse Kabarettpreise eingefahren: Salzburger Sprössling, Kufsteiner Salzfassl, Freistädter Frischling oder Bayerischer Kabarettpreis. Sein Lebenslauf klingt ähnlich abenteuerlich wie manche der Preise: Bauernsohn aus Hutthurm bei Passau, Ausbildung zum Standesbeamten und Kirchenorganisten, Abitur nachgeholt, klassischer Gesangsunterricht, Studium an der Münchner Schauspielschule Zerboni mit Schwerpunkt Operngesang.

Franziska Wanninger aus dem Landkreis Altötting, ebenfalls mehrmals ausgezeichnet, hat eine Ausbildung an der Lee Strasberg Schauspielschule in Los Angeles absolviert und in Regensburg Lehramt Deutsch und Englisch studiert - weshalb man am Mittwoch allerhand Wissenswertes über gestürzte Diphthonge und Semivokale erfährt. In akzentfreiem Youtube-Sprech gibt sie die "hey, hey Marissa", die mit dem Weber Fredi das gemeinsame Produkt zum Urban Gardening vorstellt.

Immer wieder gibt es Solonummern, als Duo passen Franziska Wanninger und Martin Frank freilich zusammen wie Semmel und Knödel. Ein Traumpaar, das vor den heftig erklatschten Zugaben ihre Version eines Fendrich-Schmachthits gibt: "Weil'sd an Hund hast und fünf Katzen, und mir am Hof an Haufen Ratzen, brauch i die."

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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