Bananafishbones:Cooler geht's nicht

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Die "Bananafishbones" Peter Horn, Florian Rein und Sebastian Horn (von links) spielen zwar im Sitzen, ihre Musik jedoch ist alles andere als träge. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wenn sich schon der Winter im Oberland nicht um Traditionen schert - auf die Kultband im Bad Tölzer Kurhaus ist Verlass.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Weihnachten ohne Schnee ist möglich, das haben wir inzwischen lernen müssen. Weihnachten ohne die Bananafishbones-Konzerte im Kurhaus wäre nur schwer vorstellbar, zumindest für einen Tölzer. Vier ausverkaufte Konzerte auch heuer wieder, das gehört schon fast zur Tradition, wie so vieles an diesen wunderbaren Abenden vor dem Fest: Der Christbaum neben der Bühne, Peter Horn auf seinem Bürostuhl, Kinder, die am Ende des Konzertes erschöpft auf den Schoß der Eltern sinken, nach so vielen Zugaben.

Wenn sich schon der Winter nicht um Traditionen schert - auf die Fishbones ist Verlass. Der Weihnachtabend mag lau werden, das Konzert am Sonntagabend ist heiß. Die Fishbones sind in Höchstform, kraftvoll, cool und vielseitig. Das liegt sicher auch an dem Überraschungsgast, den sie heuer eingeladen haben, dem fantastischen E-Gitarristen Luke Cyrus Goetze, der in der Band von Claudia Koreck spielt und die Dreiviertelblutsbrüder Sebastian Horn und Gerd Baumann beizeiten unterstützt. Goetzes Soli, der satte Sound seiner E-Gitarren und der Lapsteel heizen dem Publikum richtig ein.

Dass die Fishbones eine klasse Liveband sind, ist bekannt. Am Sonntag zeigen sie eindrucksvoll, dass ihr musikalischer Appetit vor fast nichts Halt macht: Country und düsterer Rock gehen genauso, wie psychedelische Klangbilder oder Synthesizer-Disco wie beim Stück "Honestly"; rote Nebelschwaden wabern über die Bühne, Sebastian Horn, der sich wie ein Mister Elastic auf seinem Stuhl bewegt, cooler geht's nimmer.

Obwohl an dem Mann mit der tiefen Bärenstimme ja eigentlich ein lonesome Cowboy verloren gegangen ist: "I love Country" heißt eines seiner Lieblingslieder, die zum Warmwerden genau richtig sind. Frühe Songs, wie "Harm", bei dem Peter Horn singt und am E-Piano spielt, gibt es genauso wie die Fishbones-Hits "Come to Sin" und "Easy Day", die bei keinem Weihnachtskonzert fehlen. Auch einige Coverversionen spielt die Band, freilich in einer ganz speziellen Version: "Shout" von den Tears For Fears zum Beispiel, den New Wave-Hit aus den 1980er Jahren, der bei den Fishbones und mit Goetzes Lapsteel zu einer schwungvollen Countrynummer wird.

Sebastian Horn erzählt einen schlüpfrigen Weihnachtswitz, und Florian Rein erfreut mit einem selbst gebastelten Instrument: Ein hüfthohes Schlag-Dings aus zusammengesteckten Plastikrohren, das mit der Sohle von zwei Flip-Flops gespielt wird. Ein dumpfer Klang entsteht, verschiedene Tonhöhen sind möglich, Rein wirbelt mit den Flip-Flops über die Abflussrohre und entlockt ihnen ein so bisher nie gehörtes "Jingle Bells". Das "Klopfophon" habe er als Auftragsarbeit für die Lettenholzschule gebaut, erzählt Rein. Es müsse aber natürlich zuerst auf seine Konzertfähigkeit hin überprüft werden. Test bestanden, das Publikum ist begeistert von dem genialen Baumarktinstrument.

Als zweiten Überraschungsgast haben die Fishbones am Sonntag eine junge Singer-Songwriterin aus München eingeladen, Henriette Gröblehner, die mit ihrer Band Pour Elise bereits ein Album veröffentlicht hat. Mit ihrer intensiven Soulstimme und den vielschichtigen Songs nimmt sie im zweiten Teil ein wenig Dampf aus dem Kessel.

Beim "Danke-Ping-Pong" an die Technik und die Veranstalter vergisst Horn auch nicht das große Ganze: "Danke Leben, dass wir dieses Jahr Weihnachten feiern dürfen, egal was uns die Welt da draußen serviert." Und weil das Publikum keine Ruhe gibt, obwohl schon die Lichter auf der Bühne gedimmt sind, gibt es zum Abschied eine leise Bühnenrandnummer, diesmal auch wirklich unplugged: "First Day of My Life" von den Bright Eyes. Jetzt kann es wirklich Weihnachen werden, Schneeflocken hin oder her.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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